Die Weihnachtsmärkte beginnen: Zeit für Glühwein Foto: dpa

Nun, da auch Petrus eingesehen hat, dass es bald Weihnachten wird, können wir uns endlich dem Glühwein widmen. Die großen Weihnachtsmärkte in der Region beginnen, wir sagen Ihnen von A bis Z, was sie dort erwartet.

Stuttgart -

A wie Advent: Das ist die Zeit, in der die Menschen sich auf die Ankunft Christi vorbereiten.Und siehe da, sie kaufen ein wie verrückt und machen die Händler glücklich. Hernach belohnt man sich mit G wie Glühwein. An den Adventssonntagen schnauft man durch und überlegt in Ruhe, welche Geschenke noch fehlen.

B wie Barock: So nennen die Ludwigsburger ihren Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz, der gestern begonnen hat. Wie sollte es anders sein, in einer Stadt, in der nicht nur das Barock blüht, sondern zeitweise der barockste Herrscher Europas residierte. König Friedrich I. von Württemberg war so fett, dass Napoleon bei seinem Anblick ausrief, er habe nicht gewusst, dass sich menschliche Haut so dehnen könne.

C wie Christkindleinmarkt: Keinesfalls zu verwechseln mit dem Christkindlesmarkt in Nürnberg. Christkindleinmarkt, so hieß einst der Stuttgarter Weihnachtsmarkt. 1692 wurde er erstmals in einer Urkunde erwähnt. Ursprünglich war er ein Viehmarkt. Später vergnügten Seiltänzer, Gaukler und Zauberer das Volk, Elefanten, Tanzbären und Tiger wurden vorgeführt. Ärzte verdingten sich, zogen Zähne und ließen einen zur Ader. 1850 waren 1200 Händler auf dem Markt. Heute sind es 285 Stände.

D wie Duft: Es gibt diesen Geruch, an dem jeder Stuttgarter seine Stadt erkennt. Er erfreut zwar nicht die Nase, ist aber einer Autostadt angemessen. Und wenn sich unter das Odeur von Abgasen eine Spur von Zimt und G wie Glühwein mischt, weiß man: Heißa, es ist Weihnachtszeit

E wie Engel. In Ludwigsburg wird man von Engeln beschützt. Da wachen Flügel an allen Ecken des Marktplatzes über einem. Besonders in diesem Jahr sollten sie allen zurufen. Fürchtet Euch nicht! Und wenn, dann nur vor zu viel gepanschtem G wie Glühwein.

F wie Frostbeulen: Man denkt ja, G wie Glühwein helfe gegen Frostbeulen. Doch das ist falsch. Alkohol weitet die Gefäße, anfänglich wird’s wärmer, dafür friert man später umso mehr. P wie Punsch dagegen heizt ohne Nebenwirkung.

G wie Glühwein: Wer hat’s erfunden? Ein Schwabe natürlich. Der Augsburger Rudolf Kunzmann hatte es den Römern nachgemacht und 1956 Gewürze in den Wein gekippt, und dazu Zucker, viel Zucker. Prompt setzte es eine Strafe, wegen Verstoßes gegen das Weingesetz. Eine typische deutsche Geschichte. Wo sonst bekommt man als Beleg für eine Erfindung einen Bußgeldbescheid.

H wie Heilige Drei Könige: Sie haben die ersten Geschenke gebracht. Allerdings war kein Smartphone dabei, sie begnügten sich mit Weihrauch, Myrrhe und Gold. Ob sie es heuer pünktlich schaffen, ist ungewiss. Die drei Weisen aus dem Morgenland stecken in einer Transitzone in Bayern fest – sie konnten sich nicht ausweisen.

I wie Intim: Eigentlich ist der Schwabe am liebsten mit sich allein. Wer ihn gesellig erleben will, muss in den Besen gehen. Nur dort setzt er sich zu Fremden an den Tisch, gezwungenermaßen, es hat halt nicht so viel Platz. Erstaunlicher ist, dass er sich die Drängelei zwischen den Buden antut. Aber gut, man muss Preise vergleichen, bevor man was kauft. Und wenn man einige Cent sparen kann, stört auch die Drucketse nicht.

J wie Julbock: Er ist das skandinavische Christkind und beim finnischen Dorf auf dem Karlsplatz anzutreffen. Die Germanen verehrten einst den Ziegenbock, im Norden brachte er die Geschenke, bis ihn der Weihnachtsmann verdrängte.

K wie Kaffee gibt’s in der gläsernen Kaffeerösterei der Bäckerei Wohlgemuth auf dem Schillerplatz. Pegida-Anhänger und AfD-Wähler sollten allerdings die Finger davon lassen, Kaffee ist illegal über die Türkei eingereist. Siehe P wie Punsch.

L wie LED: 40  000 LED-Lampen schmücken die 25 Meter hohe Rotfichte vor dem Königsbau. Die Klettermaxen von rp-Productions haben 500 Meter Kabel um die Äste geschlungen, insgesamt haben sie fünf Tage lang gearbeitet, um die Stadt zu erleuchten.

M wie Marktzeiten: Geöffnet ist der Stuttgarter Weihnachtsmarkt von 10 bis 21 Uhr, sonntags von 11 bis 21 Uhr.

N wie Nagelfeile: Es gibt nicht nur Kitsch und Kunstvolles auf dem Weihnachtsmarkt, sondern auch Praktisches. Pfannen und Töpfe finden sich dort, lautstark angepriesen, und natürlich die Klassiker unter den Geschenken: Socken und Krawatten

O wie Orgelkonzerte: In der Stiftskirche finden vom 1. bis 22. Dezember jeden Tag von 13.15 bis 13.45 Uhr Orgelkonzerte statt. der Eintritt kostet 3 Euro.

P wie Punsch: Die Alternative für Gesundheitsbewusste und Schwangere. Ebenso wie K wie Kaffee ist er ein Migrant, zugereist aus Indien.

Q wie Quaddeln im Bauch und Magenreißen bekommt, wer sich im Überschwang zu viel G wie Glühwein schmecken lässt.

R wie Rotfichte : Die Rotfichte von der Alb ist stramm gewachsen und wirkt vor dem Königsbau mit ihren 25 Metern äußerst imposant. Doch in Dortmund haben sie den längsten. 45 Meter groß ist dort der Weihnachtsbaum. Allerdings ist das Schmu, denn sie heften dafür 1700 Rotfichten zusammen.

S wie Stille Nacht: Wenn Kämmerer Michael Föll heute um 17 Uhr im Innenhof des Alten Schlosses den Weihnachtsmarkt eröffnet, dann singt man natürlich „Stille Nacht“. Hernach hoffen die Händler bis zum Ende des Weihnachtsmarkts am 23. Dezember aber ein anderes Lied trällern zu können: Kling Kässchen klingelingeling!

T wie Transparentpapier: Daraus basteln Kinder donnerstags in der Weihnachtswerkstatt im Rathaus Fensterbilder. Mittwochs bis Samstags werden dort Kinder von drei bis zehn Jahren betreut, damit die Eltern in Ruhe bummeln können.

U wie Unicef: Wer eine gute Tat tun möchte, kann sein Becherpfand von 2,50 Euro an das Kinderhilfswerk Unicef spenden.

V wie Vegan: Wer vegan lebt, der hat es schwer auf den Weihnachtsmärkten. Selbst dem G wie Glühwein muss er misstrauen, viele Weine werden mit Gelatine geklärt. Andererseits soll es ja auch Glühwein geben, der gar keinen Wein enthält.

W wie Wachstum: Von wegen Kommerz, die Menschen gehen ihrer Bürgerpflicht nach und kurbeln die Wirtschaft an: Im Schnitt geben die Besucher eines deutschen Weihnachtsmarkts 35,10 Euro aus

X wie XXL. Alle Jahre wieder flammt die Debatte auf, welches der größte Weihnachtsmarkt sei. Nürnberg, Dresden, Stuttgart, Frankfurt? Wer mag das entscheiden. Andere schmücken sich mit anderen Superlativen, auf St.Pauli gibt’s „Hamburgs geilsten Weihnachtsmarkt“, auf der Zugspitze feiert man Deutschlands „höchsten Weihnachtsmarkt“.

Y wie Yoga: Empfiehlt sich vor dem Besuch, damit man sich mit größtmöglicher Gelassenheit in den Trubel stürzen kann.

Z wie Zeitreise: In Esslingen begegnet man seit gestern wieder allerhand fahrendem Volk: Marketender, Gaukler, Bänkelsänger und Feuerschlucker sind unterwegs. Beim dortigen Weihnachtsmarkt taucht man ins Mittelalter ein. Mit einer Ausnahme: Die Toiletten sind nicht zeitgenössisch.