Von Samstag an baumeln an den Weihnachtsbäumen vor der Stadt- und der Lutherkirche die Wunschzettel. Der Stadtkirchen-Pfarrer Florian Link, der Diakon Winfried Döneke von Sankt Martin und der Lutherkirchen-Pfarrer Ulrich Dreesman (von links) organisieren die Aktion zum sechsten Mal. Foto: Julia Bayer

Vor der Stadtkirche und vor der Lutherkirche baumeln dieser Tage rund 500 Wunschzettel von Bedürftigen. Jeder Bürger kann einen Wunschzettel abnehmen, das gewünschte Geschenk besorgen und bei der Kirche abgeben.

Bad Cannstatt - Eine Mehrfahrten-Karte für den VVS, ein Nussknacker oder auch ein Zugticket, um die Enkel an Weihnachten besuchen zu können – „es ist erstaunlich, wie bescheiden und pragmatisch manche Wünsche sind“, sagt Winfried Döneke, der Diakon der katholischen Kirchengemeinde Sankt Martin. „Oft handelt es sich um Dinge, die für uns ganz selbstverständlich sind“, pflichtet ihm der Pfarrer der evangelischen Stadtkirchengemeinde Florian Link bei. „Am schönsten ist zu sehen, wie gerne die Menschen verschenken“, sagt Ulrich Dreesman, der dritte Geistliche im Bunde. „Die Geschenke sind so liebevoll verpackt, ich hatte einmal das ganze Auto voller Goldstaub, nachdem ich sie transportiert hatte“, sagt der Pfarrer der evangelischen Luthergemeinde.

Zum sechsten Mal organisieren die drei Bad Cannstatter Gemeinden in diesem Jahr die Wunschzettel-Aktion „Weihnachtsfreunde in Cannstatt – dank Ihnen“. Mehr als zwei Dutzend Einrichtungen in Bad Cannstatt wie die Migrations- und Flüchtlingshilfe der Caritas, der Kindertreff Kifu oder die Nachbarschaftshilfe Neckarknie haben Weihnachtswünsche von Bedürftigen, die sie betreuen, gesammelt. Am Samstag hängt die Kindergruppe der Stadtkirchengemeinde sie in Form von laminierten Kärtchen am Tannenbaum vor der Kirche auf. Auch an der Lutherkirche auf dem Seelberg wird ein Wunschbaum stehen. Insgesamt 500 Wünsche sind zusammengekommen.

Die Schenker schreiben meist auch Karten

Bis zum dritten Advent und ausnahmsweise auch noch danach können die Bürger einen Wunsch vom Baum zu pflücken und einem Obdachlosen, einem Flüchtlingskind oder einem armen Rentner eine Freude machen. Am Sonntag, 13. Dezember, gibt es in der Stadtkirche einen ökumenischen Gottesdienst, in dem die schon eingetroffenen Päckchen übergeben werden.

Besonders schön sei, dass die Menschen meist nicht nur das materielle Geschenk abgeben, sondern auch ein Kärtchen geschrieben haben, erzählt Pfarrer Florian Link. „Und das, obwohl die Leute die Personen gar nicht kennen.“ Auf den anonymen Wunschzetteln sei aber ersichtlich, ob es sich um einen Mann oder Frau, Kind oder Erwachsenen handelt.

Pfarrer hätte fast Prügel bezogen

Als sie mit der Aktion begannen, hatten die Organisatoren die Befürchtung, dass die Wunschzettel beschädigt oder sogar gestohlen werden könnten. Sie war unbegründet. Florian Link hatte mit einer Gruppe Jugendlicher gar ein gegenteiliges Erlebnis. Nach Ablauf der Aktion habe er gerade die letzten Wunschzettel vom Baum abgenommen, als einige junge Leute auf ihn zusteuerten und ihn zur Rede stellten, was er da tue, erzählt der Pfarrer und lacht. „Da habe ich beinahe Prügel bezogen.“

Schenken:
Wer einen Wunsch erfüllen will, holt sich das Kärtchen vom Baum und kann das Päckchen dienstags und donnerstags von 10 bis 12 Uhr und 16 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 12.30 Uhr in der Stadtkirche abgeben oder zu den Öffnungszeiten der jeweiligen Pfarrämter der drei Kirchen sowie vor und nach den jeweiligen Gottesdiensten. Auch die Boutique Divina Marina an der Brunnenstraße 2, nimmt Geschenke an. Geldspenden an die Stadtkirchengemeinde sind ebenfalls möglich: IBAN: DE67 6005 0101 0002 8144 69 , BIC: SOLADEST600.