An Weihnachten steigen die Temperaturen über zehn Grad Foto: dpa

Bald ist Weihnachten – und Zeit, über das Wetter zu reden. Der Festtagsschnee wird zur Seltenheit – und der Weihnachtsmann kann auf seinen Mantel verzichten, meint Redakteur Jan Sellner.

Stuttgart - Kurz vor Weihnachten reden alle wieder übers Wetter! Dabei will man um diese Jahreszeit gar nicht übers Wetter reden müssen – sieht man mal von denjenigen ab, die mit dem Winter grundsätzlich nichts anfangen können und am liebsten im sonnigen Süden überwintern.

Doch eigentlich sollte es selbstverständlich sein, dass der Schnee an Heiligabend leise rieselt und Schneeflöckchen, Weißröckchen vom Himmel geschneit kommt. Es gehört einfach dazu. Stattdessen hat man es mit aufgeheizten Luftmassen zu tun, die einen auf den Gedanken bringen, dass es wohl heiße statt weiße Weihnachten geben wird. Weit sind wir davon nicht entfernt, wie ein Blick nach draußen zeigt. Am Wochenende sah’s nach Frühling aus. Und für diese Woche – die Weihnachtswoche! – sagt der Wetterdienst zweistellige Temperaturen voraus.

Früher war nicht nur mehr Lametta, sondern definitiv auch mehr Schnee. Als Beleg kann der 1973 verstorbene schwäbische Volksschauspieler Willy Reichert dienen, der seinerzeit sang: „Guck amol, wia’s dussa schneit, jetzt isch ’s Chrischtkend nemme weit.“ In einer zeitgemäßen Version müsste es heißen: Guck amol, wia’s dussa grünt . . . Meteorologen weisen die Freunde der guten alten weißen Zeit allerdings darauf hin, dass einem das Gedächtnis schon mal einen Streich spielt. Die weiße Pracht, an die man sich als Kind zu erinnern glaubt, war in Wahrheit oft gar nicht so prächtig.

Gleichwohl ist der Klimawandel unbestreitbar. Wir sind dabei, den Winter nicht mehr nur symbolisch zu vertreiben, wie es im Frühjahr Brauch ist, sondern durchaus dauerhaft: Winter ade . . . Das heißt nicht nur, dass der Weihnachtsmann keinen Mantel mehr braucht, sondern dass sich viele Gewohnheiten ändern werden. Wir müssen also dringend übers Wetter reden.