Sven und Helga Grenzemann verbringen Heiligabend zu zweit, weil es am ersten Weihnachtsfeiertag trubelig wird. Foto: Sägesser

In Riedenberg gibt es einen Mandarinenweg. Das klingt adventlich und verlockt kurz vor Weihnachten zu einem Besuch. Hinter einer der Türen am Mandarinenweg wohnen Helga und Sven Grenzemann. Heiligabend verbringen sie in trauter Zweisamkeit.

Riedenberg - Letztlich ist es nur eine Straße weiter. Doch für Sven Grenzemann war dieser Umzug ein großer Schritt. Er musste sich daran gewöhnen, nicht mehr an der Riedenberger Adresse Steinäcker zu wohnen, sondern am Mandarinenweg. Der Wechsel war nötig, weil es in der alten Wohnung, in der die Grenzemanns etwa drei Jahrzehnte gelebt haben, zu viele Treppenstufen gab. Oder bürokratisch ausgedrückt: Ihr Zuhause war nicht barrierefrei.

Seine Frau hat sich gleich heimisch gefühlt

Dafür gab es dort aber offenbar mehr Kontakt zu anderen. „Früher waren wir mittendrin in Riedenberg“, sagt er, der kleine Laden war zum Beispiel gleich ums Eck, es war einfach lebendiger. Am Mandarinenweg, an dem die Grenzemanns seit zwei Jahren wohnen, geht es ruhiger zu.

Während sich seine Frau Helga noch am Umzugstag an der neuen Adresse heimisch gefühlt hat, dauerte es bei Sven Grenzemann viel länger. „Allein die Aussicht aus dem Wohnzimmer“, sagt der 71-Jährige und blickt vom Sessel aus durch die Scheibe. Sahen sie früher die Schwäbische Alb am Horizont, haben sie heute ein Mehrfamilienhaus vor der Nase.

Helga Grenzemann stört sich kaum daran, wie sie sagt. Was daran liegen dürfte, dass sie keine Fotografin ist und ihre Umgebung deshalb optisch anders wahrnimmt als ihr Mann. Sven Grenzemann lichtet seit jeher alles ab, was ihm vor die Linse läuft. Er ist Fotograf mit Meisterbrief. In der Wohnung hängen überall Aufnahmen. Die meisten sind schwarz-weiß. Dieses Jahr hat er seine Fotografien im Wohnstift Augustinum ausgestellt. „Das hat mir einen Haufen Publicity eingebracht“, sagt er.

Grenzemann und Riedenberg – das gehört zusammen

Riedenberg und Grenzemann, das gehört irgendwie zusammen. Deshalb war es für die beiden ausgeschlossen, sich an einem anderen Ort eine neue Bleibe zu suchen. Dabei stammt keiner der beiden aus Riedenberg. Helga Grenzemann kommt ursprünglich aus der Nähe von Würzburg, er aus Birnbaum an der Warthe an der damaligen Grenze zu Polen; kennengelernt haben sie sich im Schwarzwald – im Freibad. Die Grenzemanns haben einen Sohn und zwei Enkel. Die wohnen in Kemnat und kommen am ersten Weihnachtsfeiertag zum Reh-Essen. Dann ist es freilich alles andere als ruhig am Mandarinenweg. Weitaus stiller geht es indes an Heiligabend bei den Grenzemanns zu. Denn dieses Fest verbringt das Ehepaar ganz allein. „Wir sind uns genug“, sagt er und lächelt sie an.

Doch zu zweit feiern die beiden nicht nur aus romantischen Gründen. Manchmal sind sie über etwas Ruhe sogar ganz froh. „Es ist ein Mordstrubel, wenn am nächsten Tag acht Personen da sind“, sagt Helga Grenzemann. „Ich mache mir keinen Stress mehr.“ Deshalb die heilige Nacht zu zweit. Dann essen sie einen Happen und hören Weihnachtsmusik. Die Bescherung fällt aus, das haben die Grenzemanns schon zu einer Zeit abgeschafft, da lebten sie noch gar nicht am Mandarinenweg.