Trauben auf Sylt: Hier wurde die Sorte Solaris gepflanzt, ebenfalls eine pilzresistente Neuzüchtung Foto: dpa

Spätburgunder ist nicht gleich Spätburgunder, das hat unser Weinkolumnist Michael Weier erfahren. Für die künftige Arbeit in seinem Weinberg sucht er derzeit nach der passenden Sorte. Und dem passenden Klon.

Stuttgart - Früher, als einfacher Konsument, dachte ich: Spätburgunder ist Spätburgunder. Trollinger ist Trollinger. Und Wasser ist zum Waschen da. Heute, als angehender Hobbywinzer, merke ich, wie kompliziert das Geschäft ist. Hier ein Klon, dort ein Clown. Über die sozialen Netzwerke, in denen ich mich ebenfalls rumtreibe (unter facebook.com\weiersweinlese auch für Nichtmitglieder zu finden), habe ich nun Anregungen erhalten. Erst aus Vaihingen an der Enz. Beim Weingut Walz gab’s die ersten paar Trauben eines neu angelegten Weinbergs, darunter stand: Ausbeute von VB Cal 6-04. Für mich klingt Vaubee Cal eher chinesisch oder nach böhmischem Dorf. Da ich aber beim Besuch bei der Rebschule Wahler viel gelernt habe, ahnte ich zumindest, wohin mich die Fährte führt. In der Tat meldete sich Vaihingen wieder: VB steht für den Schweizer Züchter Valentin Blattner, einen Pionier der Rebzüchtung. Dabei geht es in erster Linie darum, gegen Pilze widerstandsfähige Reben zu züchten, damit die Winzer weniger Spritzmittel benötigen, vor allem für Bio-Winzer sind solche Reben wichtig.

Ein bekanntes Beispiele hierfür ist der Regent. Ein weiteres, recht erfolgreiches: der Cabernet blanc, die Rebe VB 91-26-1. Ich vermute ja, angesichts dieser lustigen Mischung von Cabernet Sauvignon und Sauvignon blanc hält manch Konsument diesen Wein für sehr traditionell, was meist hilft. Aber egal, der Wein schmeckt ganz gut. Und das Weingut Klopfer etwa, habe ich über Facebook prompt erfahren, setzt deshalb im Cannstatter Zuckerle auf solche Sorten. Das mit dem Namen sei in der Tat ein Problem, aber zwischen den Mauern der Steillagen am Neckar gehört für einen Winzer eben auch die Wirtschaftlichkeit dazu. Wenn man jeden einzelnen Arbeitsschritt (das Spritzen gehört dazu) von Hand erledigen muss, stellt sich eben die Daseinsberechtigung. Für die Klopfers ist der Einsatz von Piwis, wie die pilzresistenten Sorten genannt werden, folglich eine reelle Möglichkeit zum Erhalt der Steillagen. Ganz einfach. Und das mit dem Namen der Sorte – der Rebsaft kommt eben in eine Cuvée, hier verlassen sich die Trinker rein auf den Geschmack und nicht auf die Sorten.

Für meinen eigenen Weinberg wäre das natürlich keine Option. Ich will einen echten Angeber-Wein! Und wenn das nun kein Spätburgunder sein kann, dann eine andere Sorte, die nach großem Wein klingt. Für mich heißt das: zurück zu den Ursprüngen bei Christel Currle. Dort habe ich vor vier Jahren einen Weinberg mit Chardonnay bearbeitet. Das Ergebnis war immerhin ein Fingerzeig, was für visionäre Tropfen ich zu machen verstehe. Diesmal fange ich sogar mit dem besten Klon an! Wobei ich mir erst noch Tipps holen muss, ob nun der F 548 oder der Dr 258 infrage kommt. Der Klon 166 ergäbe ein leichtes Muskataroma. Will ich das? Sie merken: Schon vor dem Pflanzen ist der Job des Hobbywinzers sehr hart.