Heute vonMichael Weier Foto:  

Kuba gehört nicht zu den bekannteren Weinbaugebieten. Unser Kolumnist Michael Weier hat sich in der Karibik dennoch nach Wein umgesehen – und ist fündig geworden! Nun wartet die Blindverkostung des kubanischen Tropfen gemeinsam mit einem polnischen Pinot und einem dänischen Rondo.

Stuttgart - Ich bin zurück aus dem Sozialismus, und das sogar unverletzt. Kuba ist nun leider Vergangenheit, unser Frühling erscheint mir nach dem karibischen eher wie eine Karikatur seiner selbst! Das Einzige, das an den Frühling erinnert, sind die Pollen der Birke, die mich ärgern!

Wobei ich einen Lichtstreif gesehen habe. Auf meinem Balkon. Dort treiben die Reben nämlich bereits gewaltig aus. Weshalb ich am Wochenende auch sofort in meinen Weinberg gefahren bin, um nachzuschauen, wie es meinen kleinen Reben geht. Und was ist? Auch die treiben aus! Nach einem ersten Augenschein im Regen sieht es tatsächlich so aus, als ob die meisten der Pflanzen auch im zweiten Jahr alles für die Grundlage eines herausragenden Chardonnays tun. Ich bin begeistert, nun muss ich am Samstag nur noch die restlichen Drähte spannen, dann sieht das alles auch ganz hervorragend aus – und meine Frau hat nebenbei schon wieder die Kohlrabi neben dem Weinberghäuschen gepflanzt.

Dass die Reben austreiben, hat einen einfachen Grund: Sie wissen ja nicht, was ein richtiger Frühling ist, es sind eben urdeutsche Reben. In Kuba ist es wärmer, aber dort habe ich zunächst keine Reben gefunden. Habe gelesen, dass in Soroa welche wachsen sollen, immerhin lag Soroa auf unserer Route. Das ist übrigens die regenreichste Ecke der Insel, weshalb dort Orchideen gedeihen! Die habe ich gesehen. Den Regen auch. Aber keine Reben. Dafür habe ich dann in einem Laden kubanischen Wein entdeckt, auf mich ist also Verlass! Das, was mir die Kubaner als Wein verkauft haben, stellte sich als irgendwas aus Rosinen gemachtes raus. Ich hab’s in der Minibar gut gekühlt, trinkbar wurde das Zeug aber nicht. Der Sozialismus schmeckt schrecklich!

Weil ich aber zuweilen ein ganz zäher Hund bin, vor allem wenn es darum geht, Trinkbares aufzutreiben, habe ich noch länger gesucht – und bin am Ende fündig geworden. Auf der Flasche steht in der Tat Soroa, kubanischer Wein. Ich habe zwar keine Reben gesehen, als ich dort war, nun aber den Wein im Koffer bis nach Europa gebracht. Dazu sagen kann ich noch nichts, denn einen solchen Genuss muss ich natürlich teilen! Wobei ich dazu sagen muss: Der kubanische Wein war im Laden mit Abstand der billigste. Während ich 2,45 kubanische Dollar bezahlte, kostet eine Flasche spanischen Weins dort leicht und locker zehn Dollar.

Die Flasche werde ich mit Freunden (bis dahin sind es noch welche) trinken – in einer Blindverkostung. Ich habe zudem nämlich noch eine Flasche aus Polen vom Winterausflug im Keller. Und von meiner Reise nach Dänemark. Wer zu dieser lustigen Runde noch etwas Exotisches beisteuern mag: Gerne bei mir melden.

Tipp der Woche

Nicht Kuba, sondern Vaihingen! Dort wurde jetzt der Lembergerpreis verliehen, ein erster Platz (Kategorie Premium) ging an die Fellbacher Weingärtner, zwei erste Plätze (Klassisch und Exklusiv) an das Weingut Laicher.

Weingut Laicher, Obersulm-Willsbach, Lemberger trocken **, 5,90 Euro.