Blaufränkisch heißt auf Ungarisch: Kekfrancos Foto: AP

Eine Rebe, mehrere Namen. Der Lemberger heißt in Österreich, wo er herkommt, Blaufränkisch. In Ungarn heißt er Kékfrankcos. Unser Kolumnist Michael Weier vergleicht immer gerne und wundert sich nur, warum dies beim Lemberger-Preis nicht passiert.

Stuttgart - Meine Bemühungen greifen ins Leere. Und keiner kann mir nachsagen, ich hätte es nicht oft genug probiert! Immer wenn die Württemberger ihren Trollinger in den Wettbewerb geschickt haben, forderte ich vehement: Macht einen internationalen Wettbewerb daraus, nehmt Vernatsch dazu, stellt euch dem Vergleich mit den Italienern. Die Konsequenz: Seit einigen Jahren werde ich nicht mehr in die Jury geladen, was aber vermutlich eher mit neuen handelnden Personen zu tun haben dürfte, mit Menschen aus Heilbronn, die mich gar nicht kennen. Extrem schlimm ist das nicht, es gibt wohl vergnüglichere Weinproben als fünfzig Trollinger zu verkosten.

Zum Beispiel, wenn man fünfzig Lemberger testen muss. Zumindest für meinen Gaumen ist das vergnüglicher. Und hier darf ich auch noch in der Jury mitmachen, das passt also ganz gut. Allerdings: Meine Forderung nach einer Öffnung für das Ausland findet auch im Lembergerland kein Gehör. Dabei wäre der internationale Lembergerpreis doch eine Wucht! Österreich gehört mit zur Partie. Blaufränkisch heißt die Rebe in unserem Nachbarland. Die Ungarn würden beim Wettbewerb sicher auch mitmachen. Dort heißt der Lemberger zwar Kékfrankos, aber das macht ja nichts. Ihren Ursprung hat die Rebe vermutlich in Österreich, die Deutschen haben ihr den Namen der dortigen Stadt Limburg verpasst. In Ungarn wiederum, das zum Kaiserreich gehörte und wo der Blaufränkische Kékfrankos heißt, sollen Napoleons Truppen als Namenspaten gedient haben: Die Bleus nahmen als Währung gerne Wein, bevorzugt kräftigen Blaufränkischen. Als „Blaue Francs“ war der Lemberg im Umlauf, Kék heißt blau.

Aber: Kékfrankos verirrt sich nur selten nach Württemberg, immerhin habe ich eine gute Gelegenheit gefunden, ihn zu probieren. Kürzlich präsentierten sich fünf ungarische Weingüter oberhalb vom Eugensplatz im Kulturinstitut ihres Landes, ich natürlich nichts wie hin!Ein Weingut kannte ich nämlich schon, das von Horst Hummel. Der ist ein Reutlinger, der als Anwalt in Berlin lebt und in Villány ein Weingut besitzt. Ich bin auf jeden Fall wieder mit einem Elektrosmart aus der Stuttgarter Flotte gefahren, was sich gelohnt hat. Den kann man nämlich stehen lassen. Gelernt habe ich: Die Weingüter Bock, Wassmann und Gere machen einen sehr ordentlichen Lemberger, vor allem einen sehr authentischen. Nicht ganz mein Geschmack, man schmeckt aber das Terroir, die Gegend. Allesamt Weine von sehr reifem Lesegut, Weine, die einen besonders erdigen Ton mitbringen.

Herausragend sind übrigens einige der Cuvées oder Cabernets, in Südungarn scheint die Sonne eben verlässlich. Und Horst Hummel macht einen grandiosen Portugieser, aber einen Wettbewerb für Portugieser ist mir in Württemberger ohnehin nicht bekannt. Gäb’s noch einen Wettbewerb für ein Büffet, wären die Ungarinnen des Konsulats sicher mit im Favoritenkreis: Derart gut handgemacht, dafür gibt’s ein Extralob. Aber letztlich bleibt die Frage: Wann gibt’s endlich den internationalem Lembergerpreis? Wenn ich wieder in die Jury darf, bringe ich nächstes Jahr auch rechtzeitig einen Kékfrankos vorbei . . .

Tipp der Woche

Natürlich empfehle ich einen Wein vom Reutlinger Horst Hummel, den wie alle anderen kann man auch über seine Homepage erstehen. Weingut-Hummel.com

Weingut Hummel, Portugieser 2014, 8,50 Euro.