Das Etikett für den Lemberger, gestaltet vom großartigenGrafiker Thilo Rothacker Foto: Rothacker

Bevor das Projekt eigener Weinberg startet: Unser Weinkolumnist Michael Weier hat seinen Lemberger nun in Flaschen abgefüllt, die Etiketten sind auch gekommen. Demnächst wird ein großer Teil davon für einen guten Zweck verkauft.

Stuttgart - Der Herr Weier hat abgefüllt. Allerdings nicht sich selbst auf dem Fellbacher Herbst, sondern seinen Lemberger! Während ich also fleißig an der Zukunft bastle und nach Reben für meinen eigenen Weinberg suche, kümmere ich mich auch um den Saft, den ich vor zwei Jahren in Untertürkheim in einem Versuchsanbau produziert habe. Ich habe versucht, die vier Reihen Lemberger von Bernd Munk, dem Vorstand der Weinmanufaktur, ordentlich und natürlich nach Anleitung zu bearbeiten. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen, weil weder Unwetter noch Ungeziefer wie die Kirschessigfliege versucht haben, mir einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Der Tropfen ruhte nun für längere Zeit im gebrauchten Holzfass, inzwischen haben wir ihn abgefüllt. Wobei das Wort wir ein bisschen übertrieben ist: Kellermeister Jürgen Off und seine Truppe haben das erledigt, ich stand eher im Weg rum. Mit so einer modernen Maschine geht das wie im Handumdrehen. Ein Wunderwerk! Keine halbe Stunde, da war der Wein in der Flasche. In 302,5 Flaschen! Bei der letzten reichte es nicht mehr ganz, die habe ich dann am Abend in mich abgefüllt. Weshalb ich mit bestem Gewissen sagen darf: Herr Off, eine vorzügliche Arbeit! Großartig!

Inzwischen habe ich mir die Etiketten besorgt, ebenso hübsch wie bei meinem Chardonnay. Zwei gekreuzte Knochen unter meinem abstrakten Konterfei. Die Anspielung, beim ersten Projekt noch mit Berechtigung, ist dieses mal unnötig. Vor diesem Wein braucht niemand Angst zu haben. Genau diesen Umstand mache ich mir nun zunutze: Ich schlage Kapital daraus! Noch bin ich am Überlegen, ob ich die Flaschen einzeln versteigern soll oder einfach nur verkaufen, die Tendenz geht eindeutig in die letztere Richtung. In den kommenden Wochen werde ich mich hinter den Tresen der Weinmanufaktur in Untertürkheim stellen und auf Kundschaft warten. Der genaue Termin wird an dieser Stelle bekannt gegeben.

Und weil ich selbstbewusst genug bin, verlange ich einen ordentlichen Preis. Die Höhe ist noch unklar, aber: Ja, einen klar überzogenen Preis! Der Erlös dieses Verkaufs geht nämlich nicht in mein Sparschwein, sondern an die Aktion Weihnachten unserer Zeitung. Komplett. Im Prinzip spenden damit die Leser der Flaschenpost und die Weinmanufaktur Untertürkheim gemeinsam für in Not geratene Menschen. Der große Vorteil dabei: Wenn man später eine dieser Flaschen entkorkt, tut man dies mit einem sehr guten Gewissen. Und in solchen Momenten schmeckt der Wein noch einmal besser.