Das Etikett vom Erstlingswerk: Eine wunderbare Zeichnung von Illustrator Thilo Rothacker, einem Weier-Freund, der noch nicht in den Genuss des Weins gekommen ist. Foto: fotolia

Bescheidenheit war gestern: Nach ersten Versuchen hat unser Weinkolumnist Michael Weier nun einen Weinberg gepachtet. Mit dem einfachen Ziel: Geilen Spätburgunder zu produzieren, den allergeilsten sogar!

Stuttgart - Die Welt des Weins ist im Wandel, und dies nicht erst seit ich mich mit der Rebschere im Weinberg abmühe. Mit meinem ersten Chardonnay, den ich bei Christel Currle in Uhlbach keltern durfte, habe ich allerdings Zeichen gesetzt. Auf dem Etikett ist mein Kopf zu sehen mit zwei darunter gekreuzten Knochen als Anspielung auf Flaschen mit giftigem Inhalt. Dabei ist der Wein nur ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Die klare Botschaft auf der Flasche scheint im Trend zu liegen, beim Winnender Weingut Siegloch-Klöpfer setzt der Nachwuchs ebenfalls leicht verständliche Labels: Vorne drauf steht der dezente und wenig bescheidene Hinweis: Geiler Stoff! 

Das gefällt mir, wenngleich es nicht mein Stil ist. Ich lege eher Wert auf Corporate Identity. Auf meinen Lemberger, der noch immer in Untertürkheim im Fass schlummert, kommt wieder das Etikett mit den Knochen. Versprochen. Ob ich diese lustige Verpackung auch in Zukunft verwenden kann, muss sich zeigen. Denn nun brechen ganz neue Zeiten an: Von nun an wird es ernst. Wie schon erzählt, habe ich den Pachtvertrag für einen kleinen Weinberg unterschrieben. 

Ein bisschen mulmig ist es mir schon geworden beim Unterschreiben, da steht nämlich auch der Zeitraum im Vertrag. Und dieser ist: von 1. Januar 2015 bis 31. Dezember 2029. Hört sich das nicht ein bisschen an wie Science-Fiction? Es unterstreicht: Die ganze Sache ist sehr ernst. Gemeinsam mit Hans Berner, dem Weinberg-Experten vom Collegium Wirttemberg, habe ich auch schon geplant.

Die alten Heroldreben kommen raus, wir bauen künftig geilen Spätburgunder an. Wichtig ist vor allem, dass das Stückle künftig mit einem Traktor befahren werden kann, den Pflanzenschutz überlasse ich den Experten. Als Journalist bin ich ansonsten Handarbeit gewöhnt, die Feinarbeit im Wengert bleibt an mir hängen. 

Kürzlich habe ich mir das Kleinod bei einem Spaziergang wieder angeschaut, ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dort die besten Spätburgundertrauben der Welt wachsen werden. Ich habe bei der Rebschule Wahler in Schnait schon meine Wünsche vorgetragen, dort wurde mir versichert, dass ich ganz wunderbare Spätburgunder-Klone erwerben kann. Klone, das sind Kreuzungen von ein und derselben Rebsorte.

Es gibt französische Klone, badische Klone, mir war vorher gar nicht klar, wie viele unterschiedliche Sorten an Spätburgunder es gibt. Und die Sorten schmecken auch völlig unterschiedlich. Völlig verrückt, aber auch mit einem Vorteil: Ich werde mich natürlich nur auf die Sorten konzentrieren, die später den besten Wein ergeben. 

Sie merken schon: Ich habe von den Winnendern gelernt. Die Bescheidenheit wird nun abgelegt: Leute, in zehn Jahren wird das sicher geiler Stoff!