Auf was steht wohl Topmodel Toni Garrn? Auf Riesling aus Fellbach oder Lemberger aus Cannstatt? Foto: dpa

Bei der Berlinale drängeln sich gerade die Stars und Sternchen auf dem roten Teppich. Den Wein zum Filmfest schicken derweil auch einige Württemberger. Nur: Was trinken die Filmschauspieler? Riesling oder Lemberger? Unser Weinkolumnist Michael Weier vermutet, am Ende trinken sie dann doch wieder nur Champagner.

Stuttgart - Die Zeiten ändern sich, das sagt mir jeden Morgen mein Spiegelbild mit Nachdruck. Das zeigt sich aber auch beim Weinbau. Früher, unter meinem damaligen Chef, galt es als eine der sieben Todsünden, wenn ein Kollege das Wort Winzer im Zusammenhang mit einem Wengerter gebraucht hat. Mit Teeren und Federn wäre man damals noch glimpflich davongekommen. Württemberger, lautete die Botschaft, sind bodenständig, und sie schaffet was em Wengert!

Heute arbeiten sie immer noch, aber in viel mehr Bereichen. Die Winzer müssen längst nicht mehr nur guten Wein produzieren, sondern auch vermarkten. In diesem Punkt hat Württemberg ebenso aufgeholt wie bei der Qualität. Das Selbstbewusstsein im Land ist entsprechend gewachsen.

Genossenschaften nennen die Projekte ihres Nachwuchses zum Beispiel Next Generation, wie die Fellbacher. Oder Vinitiative, wie die Lauffener. Die Jungen würden sich auch nie als Wengerter bezeichnen, sondern nur als Winzer. Und darunter gibt’s auch jede Menge coole Hunde, Typen wie Andy Knauß oder den früheren DJ Jens Zimmerle oder den Winzer-Rapper Moritz Haidle oder Felix Adelmann – die Liste lässt sich fortsetzen. Württemberg rules, würde Moritz Haidle sagen, Württemberg regiert, heißt das auf Deutsch.

Aber, sind wir ehrlich, eines fehlt den Württembergern noch: Glamour! Doch daran wird gearbeitet. Bei der Berlinale, die heute Abend beginnt, gilt das Motto: Nicht nur Kenner trinken Württemberger, sondern auch Stars und Sternchen! Robert Pattinson schlürft dann kein Blut, sondern Cannstatter Zuckerle Lemberger, Christian Bale nippt im schwarzen Cape am Pinot Meunier aus Lauffen, Cate Blanchett greift zur Cuvée Concilium aus Untertürkheim, und Natalie Portman trinkt den Riesling P von den Fellbacher Weingärtnern. So?

Wie genau der Württemberger auf den roten Teppich kommt, ist mir auch nicht ganz klar. Meine Vermutung geht dahin, dass sich die Werbevermarkter der Genossenschaften eine solche Platzierung etwas kosten lassen, respektive den Wein zumindest umsonst nach Berlin schippern, was einem echten Schwaben schon schwer genug fallen dürfte. Immerhin scheint sich die Strategie auszuzahlen. Die Cannstatter Weingärtner haben mitgeteilt, dass Kunden doch schnell zugreifen sollen, weil der Berlinale-Wein immer ganz schnell ausverkauft ist.

Meine Frau, und die kennt sich bei Klatsch und Tratsch aus, hat mir allerdings erklärt, dass die Geschichte mit dem Württemberger und den Stars gar nicht stimmen könne. Den Berlinale-Wein trinken ihrer Meinung nach nur die Besucher. Die Stars trinken nämlich Champagner!