Heute vonMichael Weier Foto:  

Winterwunderland – aber doch nicht mehr Ende April! Unser Weinkolumnist Michael Weier steht da als Hobbywinzer ganz auf der Seite seiner professionellen Kollegen: Diese Kälte hätte nun wirklich nicht gebraucht. Selbst die Kohlrabi, die der Journalist angesichts zu erwartender geringer Traubenernte gepflanzt hat, könnten unter der Kälte leiden!

Stuttgart - Der junge Fellbacher Wengerter Matthias Aldinger hat die Wetterlage treffend kommentiert. Ich liebe Schnee. Aber jetzt doch nimmer . . .

Knospende Reben mit weißer Pracht, das gibt’s auch nicht alle Jahre. Auf dem Land hat sich sogar eine echte Schneedecke gebildet! Wir hoffen nun einfach, dass die Reben tatsächlich so widerstandsfähige Pflanzen sind, wie ihnen immer nachgesagt wird. Auf meine eigenen Bemühungen hat dieser Kälteeinbruch nur insofern einen Einfluss, als dass die jungen Reben sterben könnten (was nicht passiert ist!), einen nennenswerten Ertrag erwarte ich auch im zweiten Jahr nicht. Deshalb habe ich nun ein Parallelprojekt gestartet. Gärtnern ist in, Urban gardening sowieso und mein Weinberg liegt in Rotenberg zwar in einer ruhigen Lage, nichtsdestotrotz in einer Großstadt! Kohlrabi und Rote Beete sind schon gepflanzt – und haben hoffentlich die Schneestürme der vergangenen Tage überlebt. Für zu Hause habe ich ein Anzucht-Set erstanden und Kürbis, Gurken, Dicke Bohnen und die Urtomate gesät. Ich bin sogar noch einen Schritt weiter gegangen: mein Projekt ist von langer Hand geplant, die Tomatensamen habe ich nämlich vor einem Jahr aus besonders schmackhaften Tomaten gepult, nachdem ich in einem Stuttgarter Edelgeschäft festgestellt habe, dass die Samen der Urtomate schlappe 15 Euro gekostet hätten – wofür ich mir einige Kilogramm der allerbesten Tomaten hätte kaufen können! Aber aus dieser Warte betrachtet der Gärtner seine Arbeit ohnehin nicht, denn das Preis-Leistungs-Verhältnis steht nicht im Vordergrund. Das Gefühl zählt! Zum Beispiel das Gefühl heute morgen, als die ganze Familie entdeckt hat, dass die Bohnen schon treiben. Ein Hochgefühl, fast so schön wie die Lese! Mein Sohn ist vom Gärtnern jedenfalls derart begeistert, dass er darauf bestand, dass wir Paprikasamen kaufen, die er dann auf dem Balkon sofort eingepflanzt hat. Einen Apfelkern hat er zudem noch in die Erde gesteckt, der Vierjährige ist im absoluten Pflanzfieber. Ich weiß allerdings nicht, ob das ganze Projekt von langer Dauer sein wird. Schließlich wird der Weinberg mit zunehmender Größe gespritzt, da könnte meine Urtomate was abbekommen. Und die Urtomate wird vor dem Verzehr auch nicht vergoren. Wobei mein Nachbar meinte: ungesünder als die mit Feinstaub und Stadtschmutz belasteten Tomaten, die ich sonst auf dem Balkon ziehe, kann das Gemüse aus Rotenberg nicht sein.

Tipp der Woche Viel Schnee gab’s in Bönnigheim, dort liegt das Weingut der Familie Dautel. Just von den Dautels habe ich am Samstag eine nette Cuvée im Café Scholz probiert.

Weingut Dautel , Jakob D. Cuvée trocken, 9,80 Euro