Werbung für die Kollegen: Im Titel haben sie sich ja auch angenähert Foto: MZ

Wer keine Weinprobe verpassen will: Immer im Land bleiben, wenn unser Kolumnist Michael Weier unterwegs ist. Am 24. Januar fährt er nach Dänemark, das Wochenende drauf ist voller spannender Veranstaltungen.

Stuttgart - Wenn Sie, liebe Leser der Flaschenpost, in Zukunft keine Wein-Veranstaltung mehr verpassen wollen, dann fragen Sie einfach nach meinen Terminen. Wenn ich in einen Kurzurlaub verschwinde, dann ist unter Garantie etwas in der Heimat geboten! Natürlich gibt’s auch Ausnahmen: Als Stuttgarts beste Weine ausgeschenkt worden sind, lag ich mit einer Erkältung im Bett. Am übernächsten Wochenende (25. und 26. Januar) nun fahre ich mit drei alten Freunden nach Dänemark zur Handball-EM – und während ich Sport schaue, gibt’s gleich zwei nette Veranstaltungen zum Thema Wein. In der Phoenixhalle in Cannstatt schenken am Sonntag die Jungen Schwaben aus, und gleich an zwei Tagen tun dies die Kollegen aus dem Bottwartal: In Marbach finden erstmals die Wein-Lese-Tage statt. Ohne mich!

Ohne mich? Nicht ganz. Immerhin durfte ich einen Text beitragen zu einem Buch. Kai Keller, der Veranstalter, wirbelt nicht nur, indem er die besten Winzer überzeugt hat, dass Marbach so eine Wein-Messe braucht, er bringt künftig jedes Jahr ein kleines Buch zum Genuss heraus! Mich hat er dabei gebeten, ein Kapitel beizutragen. Das gesamte Buch ist der Rebsorte Kerner gewidmet. Experten haben sich darin zum Beispiel dem Namensgeber der Trauben genähert, Justinus Kerner. Sehr spannender Mann, muss ich sagen, vor allem die Tatsache, dass er einheimischen Wein dem italienischen vorzogen hat, gefiel mir. Und dass er täglich gut zwei Liter konsumiert hat . . .

Ich selbst habe ein Plädoyer für den Kerner gehalten. Obwohl ich dachte, zum Auftakt müsste eigentlich ein Buch über den Trollinger erscheinen. Aber klar, das württembergische Kind ist eigentlich eher der Kerner! August Herold hat die Sorte im Jahr 1929 aus Trollinger und Riesling gekreuzt. Der rote Vater ist wohl im frühen Mittelalter aus dem slawischen Raum eingewandert, der Riesling kam im 19. Jahrhundert vermutlich aus dem Rheinland an den Neckar.

Warum ich gerne für den Kerner spreche: Mit gefällt die Sorte, nicht erst, seit er unter der Marke Justinus K. und strengen Qualitätskontrollen verkauft wird. Der Kerner lieferte früher einen sehr guten Ertrag, das war wichtig, also produzierten unsere Weinbauern viel – in minderer Qualität. Und damit war das Image futsch, ähnlich wie beim Müller. Ich kann nur hoffen, dass es durch den Justinus K. wieder aufpoliert wird. In Zeiten, in denen Bukettsorten wie der Sauvignon blanc derart in Mode sind, müsste doch eigentlich auch mit dem Kerner wieder Staat zu machen sein.

Vielleicht auch bei der neuen Messe in Marbach, während ich dann im Staate Dänemark weile. Dort übrigens geht’s auch nicht ganz ohne Wein: Wir besuchen einen dänischen Betrieb – inzwischen wachsen im hohen Norden ebenfalls längst Reben! Vermutlich kein Kerner, aber spannend wird das ebenfalls.