In der Schlichtung zum Bahnprojekt Stuttgart 21 war Gangolf Stocker, hier mit der BUND-Geschäftsführerin Brigitte Dahlbender, mit dabei Foto: Leif Piechowski

Der Stadtrat Gangolf Stocker, Kopf der Bewegung gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21, scheidet Ende April aus dem Gemeinderat aus.

Stuttgart - Es ist kein Abschied mit großem Wehmut, den Gangolf Stocker am 27. April im Gemeinderat vollziehen wird. Er folgt der Erkenntnis, dass die von anderen Fraktionen angeboten „gute Zusammenarbeit nur hehre Worte sind“, sagt Stocker, der seit 2009 für das parteifreie Bündnis SÖS (Stuttgart ökologisch sozial) dem Gremium angehört.

Der 72-Jährige war lange der Kopf der Bewegung gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21. Vor 24 Jahren hatte er den Verein Leben in Stuttgart, kein Stuttgart 21, gegründet und in der Hochphase des Widerstands große Demos organisiert. Dafür stand er mehrfach vor Gericht. 2015 habe seine Fraktion gehofft, im neu gewählten Gemeinderat Bündnisse schließen zu können, sagt Stocker, inzwischen seien die Blöcke klar. Stocker sieht seine Fraktion immer wieder isoliert, und bei Stuttgart 21 auch von OB Fritz Kuhn (Grüne) geschnitten. Den jüngsten Vorschlag der Grünen-Fraktionssprecherin Anna Deparnay-Grunenberg, beim Forum Rosenstein, bei dem es um die Entwicklung eines neuen Stadtteils auf dem alten Gleisgelände geht, Bastelabende zu veranstalten, empfand Stocker als Tiefpunkt der Debatte. „Für so einen Kindergarten ist mir meine Zeit zu schade, und ich muss mich auch um meine Gesundheit kümmern“, sagte er am Donnerstag.

Fraktionschef lobt politischen Mut

Fraktionschef Hannes Rockenbauch dankte Stocker für seien Arbeit gegen Stuttgart 21 und „für seine Fähigkeit zur Analyse von gesellschaftlichen Diskursen und seinen politischen Mut, es mit etablierten Parteien aufzunehmen“.

Auf Stocker folgt der gelernte Architekt und Städtebauer Luigi Pantisano (36), der aus Waiblingen stammt und als Einbürgerungsbotschafter für die Landesregierung auftritt. Pantisano ist aktuell Fraktionsgeschäftsführer, will sich um soziale Stadtentwicklung und Migration kümmern. „Ich gehe mit Schwung an die Arbeit“, sagt der neue Stadtrat.