Liberty Media gibt in der Formel 1 die Richtung vor – so wie es der Ferrari-Mitarbeiter mit Sebastian Vettel macht. Foto: AP

Liberty Media hat die Formel 1 übernommen. Das Unternehmen muss die jahrzehntelang von Bernie Ecclestone Serie beherrschte Rennserie jetzt in eine neue Zukunft führen.

Stuttgart - Die Saison 2017 wird mit Spannung erwartet wie selten zuvor eine in der Formel 1. Die neuen Regeln könnten die sportliche Dauer-Herrschaft von Mercedes beenden und endlich wieder einen fürs Publikum packenden Zwei- oder Dreikampf um die Weltmeisterschaft generieren. Wenn nur eine Marke gewinnt, wird es öde – obwohl man nicht sagen kann, dass der mit Psychospielchen geführte „Krieg der Sterne“ zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg unterhaltungsarm war. Das ist das eine. In anderer Hinsicht steht die Rennserie vor einem noch viel bedeutenderen Neuanfang: 2017 ist die Saison nach Bernie Ecclestone.

Der 86 Jahre alte Ex-Boss, der kaum neue Wege gehen wollte und sich in seiner Funktion als Alleinherrscher überaus beratungsresistent zeigte, hat alles immer nur so weiterlaufen lassen – Hauptsache die Kasse stimmt. Die neuen Machthaber des US-Unternehmens Liberty Media wecken nun hohe Erwartungen. Diesen müssen sie aber auch gerecht werden und konsequent an der Zukunft arbeiten. Denn Sprechblasen und am Ende zu nichts führende Endlos-Debatten haben jahrzehntelang das Formel-1-Geschäft geprägt – und gelähmt.

Mehr Unterhaltung für weniger Geld

Der Ansatz der neuen Bosse um Chase Carey (sportlicher Chef ist Michael Schumachers ehemaliger Ferrari-Stratege Ross Brawn) ist begrüßenswert. Die Show soll auch abseits der Strecke unterhaltsamer gestaltet werden und einen echten Eventcharakter bekommen: mit Konzerten, Rummelplatz-ähnlichen Attraktionen, einem vielfältigen Programm für Kinder - und vor allem mit bezahlbaren Tickets. Das kann nicht von heute auf morgen geschehen, es ist aber erforderlich, um die Zuschauer wieder für die Formel 1 zu begeistern und an die Rennstrecke zu bringen.

Überdies muss die Formel 1 langfristig auch in anderer Hinsicht runter von ihrem hohen Ross. Das Austragen eines Grand Prix sollte auch wieder für europäische Rennstreckenbetreiber bezahlbar sein – denn in Europa lebt schließlich das Stammpublikum. Ein neues Publikum braucht die Serie ebenso. Deshalb muss die Formel 1 mit ihren Inhalten auch die modernen Informationskanäle im Internet bedienen. Nur so lässt sich das Interesse jüngerer Generationen wecken. Und irgendwann sollte auch der Geldverteilungsschlüssel so gestaltet sein, dass die kleinen Teams gegen die großen wieder eine Chance haben. Mehr Unterhaltung, mehr Spannung – und alles für etwas weniger Geld. Nur kann Bernie Ecclestones veraltetes System zeitgemäß und attraktiv werden. Chase Carey und seine Leute stehen vor einer Herausforderung. Sie haben aber auch die große Chance, sich um die Königsklasse des Motorsports verdient zu machen.

www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.nach-milliarden-uebernahmae-formel-1-vor-kurswechsel.3350e67b-5e50-4ecb-9868-0e43a9a60048.html