Der Frust ist groß: Novak Djokovic muss sich bei den French Open Stan Wawrinka geschlagen geben. Foto: dpa

Der "Djoker" hat das Nachsehen: Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic muss sich in Roland Garros Stan Wawrinka geschlagen geben. Für den Schweizer ist es "ein ganz besonderer Moment":

Paris - Stan Wawrinka hat zum ersten Mal in seiner Karriere die French Open gewonnen. Der Schweizer setzte sich in Paris im Endspiel gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic mit 4:6, 6:4, 6:3, 6:4 durch und feierte damit seinen zweiten Grand-Slam-Titel nach den Australian Open 2014.

Wawrinka verwandelte nach 3:12 Stunden seinen zweiten Matchball. Djokovic verpasste es durch die Niederlage, seinen persönlichen Grand Slam perfekt zu machen. Die Events in Melbourne, Wimbledon und New York hat er bereits gewonnen. Nur auf den Triumph in der französischen Hauptstadt muss der Serbe weiter warten.

Bislang ist dies erst sieben Spielern gelungen, seit Einführung des Profitennis 1968 schafften es sogar erst drei: Andre Agassi (1999), Roger Federer (2009) und Rafael Nadal (2010).

"Das Match meines Lebens"

"Es war das Match meines Lebens", sagte Wawrinka nach seinem Erfolg. "Gegen Novak ist es immer verdammt schwer. Er ist ein großartiger Champion. Es ist ein ganz besonderer Moment für mich."

Djokovic-Coach Becker hatte schon vor dem Finale gewarnt, seinen Schützling als Favoriten zu sehen. "Stan ist seit seinem Erfolg in Melbourne beständig einer der besten Spieler der Welt und zwar auf jedem Belag", hatte der dreimalige Wimbledon-Sieger gesagt.

In ihrem sechsten Grand-Slam-Duell boten Djokovic und Wawrinka den rund 15.000 Zuschauern auf dem ausverkauften Court Philippe Chatrier von Beginn an Sandplatz-Tennis der Extraklasse. Schon im ersten Aufschlagsspiel schlugen beide die gelbe Filzkugel bei einem Ballwechsel 39 Mal über das Netz.

Djokovic trumpfte im ersten Satz sehr selbstbewusst auf und schaffte zum 4:3 das erste Break der Partie. Damit hatte sich der Serbe wie in den Begegnungen zuvor den entscheidenden Vorteil erspielt. "Sein Aufschlag ist inzwischen eine echte Waffe. Er weiß, wenn er ein Break vorne ist, das kann schon der Satzgewinn sein", hatte Becker bereits während der Turniers gesagt. Zwar musste Djokovic beim Stand von 5:4 noch einen Break-Ball abwehren, doch nach 43 Minuten holte er sich den ersten Abschnitt.

Schläger zertrümmert

Im zweiten Durchgang agierte Wawrinka endlich mutiger. Der Schweizer, für den es das zweite Grand-Slam-Finale seiner Karriere war, spielte nun druckvoller und brachte Djokovic damit immer wieder in Bedrängnis. Allerdings konnte er seine Chancen zunächst nicht nutzen. Erst beim Stand von 5:4 nutzte er seinen bis dato bereits sechsten Break-Ball und schaffte den Satzausgleich. Djokovic brachte sein erster Aufschlagverlust völlig aus der Fassung, der Serbe zertrümmerte seinen Schläger und kassierte eine Verwarnung.

Das Momentum lag jetzt klar auf Seiten Wawrinkas. Zwar konnte Djokovic in seinem ersten Aufschlagsspiel im dritten Satz noch drei Breakchancen abwehren. Zum 4:2 nahm Wawrinka ihm aber den Aufschlag ab und gewann wenig später den dritten Durchgang. Der Schweizer spielte in dieser Phase auf aller höchstem Niveau. Mit einer Rückhand am Netzpfosten vorbei ins Feld riss er auch die letzten Zuschauer vor Begeisterung von den Sitzen.

Doch zu Beginn des vierten Abschnitts leistete sich der Schweizer eine kleine Schwächephase, die Djokovic prompt ausnutzte. Der Serbe nahm seinem Kontrahenten den Aufschlag ab und war wieder zurück im Spiel. Wawrinka ließ sich an diesem Tag aber selbst davon nicht aus der Ruhe bringen. Zum 2:3 schaffte er das Re-Break und war fortan nicht mehr zu stoppen.

Beim Stand von 4:4 wehrte er drei Breakchancen mit Tennis des der Extraklasse ab. Zum 5:4 nahm er Djokovic mit einer traumhaft schönen einhändigen Rückhand die Linie entlang wieder das Service ab. Wenig später machte er den zweiten großen Triumph seiner Karriere mit seinem besten Schlag, der einhändigen Rückhand die Linie entlang, perfekt und zählt damit nun endgültig zu den besten Spielern auf diesem Planeten.