Wasser – gut , aber nicht immer günstig. Foto: dpa

Wasser könnte in Baden-Württemberg in den kommenden Monaten deutlich teurer werden. Mit der Bodensee-Wasserversorgung will ein Schwergewicht im Markt die Tarife erhöhen – zunächst allerdings nur für die Kommunen.

Stuttgart - Weil staatliche Entgelte angehoben werden sollen, könnten die Trinkwasserpreise für Millionen Menschen in Baden-Württemberg deutlich ansteigen.

Nach Recherchen unserer Zeitung plant einer der größten Wasserversorger Süddeutschlands, der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung (BWV), den Wasserpreis für seine 181 Mitgliedsgemeinden und -verbände stark zu erhöhen. Am Netz der BWV mit Sitz in Stuttgart hängen landesweit rund 320 Städte und Gemeinden, in denen etwa vier Millionen Menschen wohnen.

Eine BWV-Sprecherin bestätigte am Montag Informationen unserer Zeitung, wonach die Wasserpreise des Zweckverbands ab Januar 2015 um durchschnittlich 8,7 Prozent ansteigen sollen. Eine entsprechender Beschlussvorschlag soll den Verbandsmitgliedern auf der heute in Stuttgart stattfindenden Verbandsversammlung zur Abstimmung vorgelegt werden. Dessen Annahme gilt als gesichert.

Bisher stellt der Zweckverband, der auch die südlichen Teile der Landeshauptstadt Stuttgart mit Trinkwasser versorgt, Stadtwerken und Versorgern in seinem Netzgebiet 51,9 Cent je Kubikmeter Trinkwasser in Rechnung. Laut dem BWV-Wirtschaftsplan für 2015, der unserer Zeitung in Auszügen vorliegt, soll dieser Betrag im kommenden Jahr auf 56,4 Cent je Kubikmeter steigen. Ein Plus von 8,7 Prozent.

Zum Vergleich: Der Endkunde zahlt aktuell knapp zwei Euro je Kubikmeter für Trinkwasser.

Wie stark sich durch die Pläne Trinkwasser auch für gewöhnliche Haushaltskunden, Gewerbe und Industrie verteuert, ist noch nicht sicher. Vom Energieversorger EnBW, der in der Landeshauptstadt rund 600 000 Menschen mit Wasser versorgt, hieß es, Preise der Vorlieferanten flössen natürlich in die eigene Kalkulation der Wasserpreise ein. Allerdings gebe es keinen Automatismus, diese auch weiterzugeben. Zum jetzigen Zeitpunkt könne man noch keine Aussage über die Entwicklung der Endkundenpreise treffen.

Unter der Hand gilt eine Weitergabe der Preisaufschläge aber als ziemlich sicher. „Wir werden sicher nicht die Einzigen sein, die die Preissteigerung an unsere Kunden weitergeben müssen“, sagte ein hochrangiger Stadtwerke-Manager unserer Zeitung.

Laut Brancheninsidern gehen zwischen einem Viertel und einem Drittel der Trinkwasserpreise, die die Bürger bezahlen, auf die reinen Wasserkosten zurück. Der Rest wird vor allem für die Instandhaltung und Erneuerung der teuren Leitungsinfrastruktur fällig.

Grund für die geplante Anhebung der Trinkwasserpreise ist nach Angaben der Bodensee-Wasserversorgung vor allem die erwartete Anhebung des Wasserentnahmeentgeltes zum 1. Januar 2015. Um den Hochwasserschutz in Baden-Württemberg langfristig planbar und unabhängig von haushaltspolitischen Verteilungskämpfen zu machen, hat die grün-rote Landesregierung beschlossen, den Bau von Deichen und Rückhaltebecken aus dem Landeshaushalt herauszunehmen. Die nötigen Mittel von rund 50 Millionen Euro jährlich sollen dagegen nun über den Wasserpfennig – also die Wasserentnahmeentgelte – hereinkommen. Damit bezahlen nicht mehr die Steuerzahler, sondern die Wasserverbraucher den Hochwasserschutz im Land.

Und das könnte sich läppern. In Berechnungen für seine Verbandsmitglieder geht der BWV davon aus, dass sich die Endkundenpreise für Trinkwasser rein rechnerisch für eine vierköpfige Familie um rund acht Euro pro Jahr erhöhen werden – der Großteil davon geht auf den Hochwasserschutz zurück. Ein Teil davon entfällt aber auch auf gestiegene Personalkosten und höhere Aufwendungen fürs Leitungsnetz.