Verteidigungsminister James Mattis (links) und Außenminister Rex Tillerson zeigen sich im Umgang mit den Bedrohungen aus Nordkorea uneins. Ein US-F-16-Kampfjet landet am Donnerstag auf der Militärbasis Osan, südlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Foto: AFP

Die Drohungen von US-Präsident Donald Trump an die Adresse Nordkoreas waren offenbar mit seinen Beratern nicht abgesprochen. Der Außen- und der Verteidigungsminister agieren widersprüchlich. Und Trump selbst legt sogar noch einmal nach.

Washington - Feuer und Zorn brodeln weiterhin in seinem Inneren. Doch am Donnerstagmorgen hat sich Donald Trump nach seiner verbalen Attacke gegen Nordkorea vorübergehend einen neuen Gegner ausgesucht. „Kann man glauben, dass Mitch McConnell, der sieben Jahre lang nach der Abschaffung (von Obamacare) gekreischt hat, es nicht hinkriegt?“, schrieb der US-Präsident auf Twitter. Mit seiner Breitseite gegen den Mehrheitsführer der Republikaner im Senat wandte er sich aber nur kurz der Innenpolitik zu.

Während die Nachrichtensendungen sich überschlugen, ging der US-Präsident direkt nach seiner „Feuer und Wut“-Drohung an die Adresse Nordkoreas eine Runde Golf spielen. Das Themen-Hopping illustriert erneut den sprunghaften Regierungsstil Trumps, der an langen Linien nicht interessiert scheint. So war nach Berichten amerikanischer Medien auch sein Ausbruch gegen Nordkorea, dem er mit einem militärischen Angriff drohte, „wie ihn die Welt noch nicht erlebt hat“, mit niemand abgesprochen. Die Berater wussten nach Recherchen der „New York Times“ zwar, dass Trump eine starke Botschaft in Richtung Pjöngjang senden wollte, erwarteten aber keine derart apokalyptische Wortwahl. Auch die „Washington Post“ berichtet, viele Berater und Abgeordnete bemängelten „verstörende Unstimmigkeiten und eine mangelhafte Koordination“ in der Regierung. „Das waren seine eigenen Worte. Aber der Grundton und die Deutlichkeit sind vorher diskutiert worden“, bemühte sich Trump-Sprecherin Sarah Sanders den Eindruck unkontrollierbarer präsidialer Eruptionen zu widerlegen. Auch Heather Nauert, die Sprecherin des Außenministeriums, beteuerte: „Wir sprechen alle mit einer Stimme.“

Tillerson beruhigt – Mattis warnt

Der öffentliche Eindruck ist ein anderer. So hatte US-Außenminister Rex Tillerson auf dem Rückflug von Gesprächen in Asien am Mittwoch verkündet, es gebe keine unmittelbare Bedrohung durch das nordkoreanische Aufrüstungsprogramm („Die Amerikaner sollten nachts gut schlafen“), als Verteidigungsminister James Mattis von der Westküste der USA aus Pjöngjang eindringlich vor allen Aktivitäten warnte, „die zum Ende des Regimes und zur Vernichtung seines Volkes führen würden“.

Nach Medienberichten gibt es im Weißen Haus zwei Denkschulen: Während Verteidigungsminister Mattis und Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster – zwei Ex-Generäle – prinzipiell für einen harten Kurs im Umgang mit dem stalinistischen Regime in Nordkorea plädieren, hält Chefstratege Stephen Bannon den Konflikt mit China für wesentlich wichtiger und rät, den Diktator Kim Jong-un nicht durch zu viel Aufmerksamkeit aufzuwerten. Tillerson bemüht sich derweil um eine diplomatische Lösung. Stabschef John Kelly sorgt für eine bessere Organisation von Verwaltungsabläufen, gilt aber als unpolitisch.

„Das Statement war nicht scharf genug“

Weder die Tauben noch die Falken im Weißen Haus würden jedoch die „Feuer und Wut“-Metapher Trumps unterstützen, berichtet die „New York Times“. Der US-Präsident selbst legte – offenbar verärgert über das insgesamt negative Echo – am Donnerstag in seinem Urlaubsdomizil in Bedminster (New Jersey) sogar noch nach: Vielleicht sei seine „Feuer und Zorn“-Warnung nicht hart genug gewesen, gab er zum Besten. „Ehrlich, die Leute, die das Statement in Frage gestellt haben, ob es zu scharf war? Vielleicht war es nicht scharf genug“, sagte er. Nordkorea habe das den USA „schon eine ganze Zeit lang angetan, viele Jahre lang, und es ist an der Zeit, dass jemand aufgestanden ist für die Menschen dieses Landes und für die Menschen anderer Länder“, so Trump. „Also wenn überhaupt, dann war das Statement nicht scharf genug.“ Nordkorea sollte „sehr, sehr nervös“ sein, wenn es auch nur an einen Angriff auf die USA denke. Es solle sich lieber zusammenreißen, andernfalls gäbe es „Schwierigkeiten, wie sie nur wenige Länder erlebt hätten“. Er wisse das Militär zu hundert Prozent hinter sich, sagte Trump und fügte hinzu: „Sicher, wir denken immer über Verhandlungen nach. Aber sie haben jetzt 25 Jahre lang verhandelt.“ Ein Reporter fragte Trump in Bedminster: „Was kann härter sein als Feuer und Wut?“ Dieser antwortete vielsagend: „Sie werden es sehen.“