Max Rudi Weeber an seinem 70. Geburtstag in seinem Zelt Foto: Max Kovalenko

Der Festwirt Max Rudi Weeber ist im Alter von 71 Jahren gestorben.1961 kam er mit einer Mandelbrennerei aufs Volksfest. Wir erinnern an den Wasenwirt, ein Urgestein des Rummels.

Stuttgart - Er war ein Bär von einem Mann. Auch als wir Max Rudi Weeber zuletzt gesehen haben, wirkte er immer noch wie ein Kanten, den nichts umhauen konnte. Sein Händedruck war kräftig wie eh und je, stets nahe an der Körperverletzung. Doch seine Stimme war leise und brüchig geworden. Ihr war die Trauer um den Tod seiner Frau Gisela und der Schmerz der eigenen Krankheit anzumerken. Ein Sauerstoffgerät musste ihm beim Atmen helfen. Am Mittwoch ist er in der Palliativstation des Bürgerhospitals im Alter von 71 Jahren gestorben.

Er war der Wasenwirt, ein Urgestein des Rummels. Es muss Vorhersehung gewesen sein, dass er am 5. Oktober Geburtstag hatte, mitten in der Volksfestzeit. 1943 wurde er in Reutlingen geboren. Sein Vater Max stammte aus einer Schaustellerdynastie. Nach dem Krieg baute dieser aus alten Bomben ein Karussell. Eine Eisenbahn kam hinzu. Während der Vater die Lok lenkte, die Mutter an der Kasse saß, machte Max Rudi seinen Mittagsschlaf im Tender der Lok, Runde um Runde. Bald passte er nicht mehr in den Tender und musste mitschaffen. Man wird schnell erwachsen in der Welt des Rummels.

Noch nicht mal volljährig, gründete er 1961 mit Partnerin Gisela ein eigenes Geschäft und kam mit der Mandelbrennerei zum Cannstatter Volksfest. Spielautomaten kamen hinzu, Losbuden, der Imbiss Fischers Fritz. 1978 begann er mit seinem Onkel Alfred und dem Festwirt Paul Heinz Langlotz Volksfeste zu veranstalten. Langlotz war der original Wasenwirt, eines Tages wollte er aber nicht mehr. Doch die Verträge für die neue Saison waren unterschrieben, man brauchte dringend ein Zelt und einen Wirt. Max Rudi Weeber sprang ein. „Ich habe meine Frau gefragt, und sie hat gesagt, gut, aber nur einmal!“, hat er einmal erzählt. „Sie dachte ein Fest, geworden ist daraus ein Leben lang.“

Max Rudi Weeber wurde der neue Wasenwirt. Wenn man das Zelt heute so sieht, mit neuer Fassade, mit einer Galerie, mit Menschen, die davor Schlange stehen, denkt man, als Wirt muss man das Geld ja nur so scheffeln. Von wegen. „Wir haben jede Mark ins Geschäft gesteckt und von der Hand in den Mund gelebt“, sagte er. „Mit 60 haben wir das erste Mal Urlaub gemacht.“ Und doch bereue er nichts: „Ich bin zufrieden, ich wollte nie etwas anderes machen: Ich bin stolz darauf, Schausteller zu sein!“

An seinem 70. Geburtstag hat er das gesagt. Den Betrieb führten damals bereits seine Söhne Armin und Fritz, doch natürlich saß er in seiner Nische im Zelt. Da wo ein Festwirt hingehört. Nun klafft dort eine Lücke. Dafür freut man sich im Himmel. Wahrscheinlich hatte der liebe Gott genug von all dem Manna, er brauchte einen Wirt mit Leib und Seele, der ihm ein Göckele und eine Maß serviert.