Wasser marsch vor der Feuerwache in Stuttgart – in doppelter Hinsicht Foto: Youtube

Die Feuerwache am Cannstatter Wasen ist während des Volksfests massiv als Toilette missbraucht worden. Einige Feuerwehrleute haben das Problem auf ihre Weise gelöst – mit einer kalten Dusche für Wildpinkler. Das gibt jetzt Ärger.

Stuttgart - Das Cannstatter Volksfest ruft offenbar bei vielen Menschen nicht nur Frohsinn hervor. Erst geht eine Anzeige an den Stuttgarter S-Bahnhöfen durch die ganze Republik, auf der ein verärgerter BahnMitarbeiter vor „verhaltensgestörten Personen“ warnt. Jetzt sorgt ein Video im Internet für Furore. Darauf ist zu sehen, wie sich die Feuerwehrleute in der Feuerwache 3 am Cannstatter Wasen gegen Belästigungen während des Fests zur Wehr setzen. Sowohl die Selbsthilfemaßnahme als auch die Zustände dort werden ein Nachspiel haben.

Auf dem Video sieht man verschiedene Wasenbesucher in Lederhosen. Nacheinander genieren sie sich nicht, an die Fassade und die Tore der Feuerwache in der Mercedesstraße zu pinkeln. Das grelle Licht, das ein Bewegungsmelder auslöst, und die großen Verbotsschilder direkt daneben stören sie nicht im Geringsten. Bis plötzlich über ihnen ein Fenster aufgeht und sich ein Eimer Wasser über sie ergießt. Einer macht selbst dann noch seelenruhig weiter. Ein jüngerer Wildpinkler dagegen ist klatschnass und wird von diversen Passanten ausgelacht.

So lustig der ungewöhnliche Löscheinsatz gegen Betrunkene zunächst wirkt – Branddirektor Frank Knödler ist nicht so recht zum Lachen zumute. „Das geht natürlich nicht. Wir können kein Wasser auf Leute schütten“, sagt er. Man sei erst nach Auftauchen des Videos auf die Vorgänge aufmerksam geworden. Eine Abmahnung brauchen die tatkräftigen Kollegen aber offenbar nicht zu fürchten. „Wir werden das besprechen und deutlich sagen, dass es so nicht geht“, so Knödler.

Der Fall ist damit aber nicht erledigt. Besprechungsbedarf sieht die Feuerwehr nämlich auch hinsichtlich der Umstände, die zu der Wasserattacke geführt haben. Während des Volksfests haben sich reihenweise Betrunkene an der Fassade der Feuerwache in jeglicher Hinsicht erleichtert, Schnapsleichen lagen vor den Toren, Autos wurden vor der Ausfahrt geparkt. Zwar habe es noch keine direkten Behinderungen von Einsätzen gegeben, sagt Knödler, aber die Situation sei „nicht schön. Wenn die Leute vom Festplatz kommen, suchen sie eine Toilette“, so der Feuerwehrkommandant. Auch Videokameras, Bewegungsmelder und Schilder hielten sie nicht davon ab, die Feuerwache dafür zu benutzen: „Das ist denen schlicht egal.“ Man werde mit dem Ordnungsamt darüber reden müssen. Viel Hoffnung auf Abhilfe macht sich Knödler allerdings nicht: „Da wird sich relativ wenig ändern.“