„Die Götter Griechenlands“: Ein mythologisches Decken- und Wandbild des Malers Peter Cornelius. Foto: dpa

Was unterscheidet einen Atheisten vom einem Theisten? Woran glaubt der Materialist? Was hält der Agnostiker für wahr? Hier finden Sie die Antworten:

Stuttgart - Es gibt in der Religions- und Philosophiegeschichte sehr unterschiedliche Antworten auf die Frage, was die Welt im Innersten zusammenhält. Hier einige wichtige Anschauungen:

Agnostiker

Wer meint, dass die Existenz oder Nicht-Existenz eines höheren Wesens ungeklärt oder generell nicht zu klären ist, nennt sich Agnostiker. Den Begriff prägte der britische Biologe Thomas Henry Huxley (1825–1895). Auf die Frage „Gibt es einen Gott?“ antworten Agnostiker ausweichend: „Ich weiß nicht“, „es ist unbeantwortbar“ oder „es ist irrelevant“.

Atheisten

Gott und Götter seien eine Erfindung des Menschen. Es gibt keinen Schöpfer der Welt, der sie erhält und lenkend eingreift. „Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks“, sagt der deutsche Philosoph Karl Marx (1818–1883).

Deisten

Wer sich Deist nennt, glaubt an einen Schöpfergott, dessen Existenz mit Hilfe des Verstandes begründbar und nachvollziehbar ist. Im Gegensatz zu Theisten gehen Deisten davon aus, dass Gott nicht mehr in das Weltgeschehen eingreift. Ein berühmter Vertreter ist Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716). Er vergleicht Gott mit einem Uhrmacher, der die Welt als perfekte Uhr geschaffen hat und sich seitdem nicht mehr um sie kümmert.

Materialisten

Außer der Materie und ihren Gesetzmäßigkeiten existiert nichts. Gedanken, Gefühle, Bewusstsein und Glaube lassen sich auf materielle Erscheinungsformen zurückführen. Der französische Aufklärungsphilosoph Paul Henri Thiry d’Holbach (1723–1789) erklärt, die Natur wirke aus sich selbst, alle Prozesse liefen nach einem festen Schema ab. Religion und freier Wille seien eine Selbsttäuschung. Die Natur werde geformt durch die Anordnung der Atome.

Monotheisten

Wer glaubt, dass die Welt von einem persönlichen Gott oder von Göttern erschaffen wurde, ist ein Anhänger des Theismus. Monotheisten kennen nur einen einzigen Gott (das Wort stammt vom griechischen „mónos“ – allein, einzig – und „theós“ – Gott), der nach der Schöpfung in die Welt aktiv eingreift und sich offenbart. Die drei wichtigsten monotheistischen Religionen sind das Christentum, der Islam und das Judentum.

Nihilisten

Wer an gar nichts glaubt, nichts für wahr hält und selbst die Möglichkeit einer objektiven Seins- und Wertordnung verneint, geht als Nihilist (von lateinisch „nihil“ – nichts) durchs Leben. Die Interessen des Einzelnen haben Vorrang vor den Interessen der vielen. Der Nihilist darf seine Triebe und Neigungen ausleben, weil ihm alles erlaubt ist. Würde der Nihilismus die Welt regieren, wären Anarchie, Chaos und Untergang die Folge.

Pantheisten

Die Anhänger des Pantheismus gehen davon aus, dass Gott eins ist mit dem Kosmos und der Natur. Er existiert in allen Dingen und ist mit der Welt identisch. Einen als Person und Schöpfer gedachten Gott verneinen sie. Stattdessen stammt alles aus einem geistigen Urgrund, der alles in allem ist und alles steuert. Für den italienischen Philosophen Giordano Bruno (1548–1600) ist das Göttliche Teil des Ewigen, das sich in allen Dingen offenbart. Auch Albert Einstein (1879–1955) stand solchen Vorstellungen nahe. „Es scheint hart, dem Herrgott in die Karten zu gucken. Aber dass er würfelt und sich telepathischer Mittel bedient, kann ich keinen Augenblick glauben.“

Polytheisten

Sie glauben an einen Götterhimmel, in dem ein Obergott das Sagen über eine Schar von Göttern hat – wie Zeus in der griechischen und Odin in der nordischen Mythologie. Das Wort kommt vom griechischen „polys“ (viel) und „theoi“ (Götter). Eine polytheistische Religion ist etwa der japanische Shintoismus, der einheimische Gottheiten verehrt. Sie können die Gestalt von Menschen, Tieren oder Gegenständen annehmen.