Aleksandar Nadjfeji in Testspielen für die Walter Tigers Tübingen am Ball – auch in der Bundesliga? Foto: Pressefoto Baumann

Basketball-Bundesligist Tigers Tübingen hofft, dass sein Co-Trainer Aleksandar Nadjfeji demnächst als Deutscher spielen darf. Doch die Entscheidung liegt schon lange nicht mehr in der Hand des Clubs.

Tübingen - In dieser Woche wird es wohl nichts mehr. Da sind sich die Verantwortlichen der Walter Tigers Tübingen sicher. Routinier Aleksandar Nadjfeji wird vor dem Saisonstart in der Basketball-Bundesliga (BBL) an diesem Donnerstag bei den Artland Dragons (20.30 Uhr) den deutschen Pass nicht bekommen – und genau das ist das Problem.

Denn die Tigers um Trainer Igor Perovic setzen auf den gebürtigen Serben. „Er ist auch mit seinen 37 Jahren eine Verstärkung für uns“, sagt der Tübinger Coach und denkt an das Testspiel gegen Absteiger Würzburg, als Nadjfeji zwölf Punkte erzielte. Allerdings: Er wird seinen Landsmann und Freund vorerst nicht einsetzen können. Nadjfeji wird wohl oft der siebte Ausländer im Tigers-Team sein. Maximal sechs ausländische Spieler darf ein Bundesliga-Kader aufbieten. Deswegen hat der 2,02 Meter große Center schon vor langer Zeit einen Einbürgerungsantrag gestellt.

Von deutscher Seite ist auch alles klar. „Nadjfeji hat alle notwendigen Tests bestanden und bereits eine Zusage der deutschen Behörden“, sagt Tübingens Manager Robert Wintermantel. Doch die serbischen Behörden lassen sich Zeit. Nadjfeji muss aus seiner bisherigen Staatsbürgerschaft entlassen werden, damit er den deutschen Pass bekommen kann. Die doppelte Staatsbürgerschaft gibt es nur im Ausnahmefall.

Für die Tigers ist das bitter: Nachdem sie in der vergangenen Saison erst mit einem furiosen Endspurt den Ligaverbleib geschafft hatten, brauchen sie den 37-Jährigen dringend. Nadjfeji gilt als erfahren und genießt das Vertrauen des Trainers. In seinen drei Jahren beim FC Bayern München (2010 bis 2013) hat er dem amtierenden Meister zum Aufstieg in Liga eins verholfen. Nun soll er als spielender Co-Trainer bei den Unistädtern seine Klasse einbringen. Sofern die serbischen Behörden endlich ihr Okay geben.

Jugendspieler Jeferson Hiller (15) und Jan Georg (17) könnten Profiteure der Posse um die Einbürgerung sein. Sie hoffen auf einen Einsatz in der Bundesliga, sollte Nadjfeji nicht rechtzeitig Bundesbürger werden. Beide wollen den Sprung ins kalte Wasser nutzen – so wie Julian Albus. Der 22 Jahre alte Guard stammt aus der eigenen Jugend. Dank seines beherzten Auftretens in der Schlussphase der vergangenen Spielzeit bekamen die abgeschlagenen Tigers Rückenwind im Kampf gegen den Abstieg und retteten sich. „Ich habe jeden Tag hart dafür gearbeitet. Man muss nur auf seine Chance warten“, sagt er.

Aber natürlich hängt in Tübingen nicht alles an der Personalie Aleksandar Nadjfeji. Im Gegenteil: Die Tigers haben sich gut verstärkt. Etwa mit den US-Amerikanern Michael Cuffee (31) und Augustine Rubit (25). Guard Cuffee, der ein Schlüsselspieler werden könnte, kommt mit viel BBL-Erfahrung vom Mitteldeutschen BC und Rubit von der Hochschulmannschaft South Alabama Jaguars. Ebenfalls neu ist der Kanadier Nick Wiggings. Den Aufbauspieler zog es von der Wichita State University in Kansas an den Neckar. In Till-Joschka Jönke (22) haben die Tübinger den einzigen Deutschen verpflichtet. Er spielte zuletzt beim Ligarivalen ratiopharm Ulm.

Das Ziel des Clubs ist klar: „Ich will, dass uns so eine emotionale Achterbahnfahrt wie in der vergangenen Saison erspart bleibt“, sagt Manager Wintermantel. Soll heißen: Der Klassenverbleib hat oberste Priorität. Julian Albus ist das zu wenig. Er liebäugelt mit einer Teilnahme an den Play-offs. „Vielleicht schaffen wir das, wir haben ein gutes Team“, sagt er. Sein Coach Igor Perovic wird das nicht gerne hören. Ohnehin ist ihm derzeit viel wichtiger, dass sein Freund Aleksandar Nadjfeji das BBL-Geschehen nicht nur vom Spielfeldrand verfolgen kann.