Varieté-Kunst im Zelt: Walter Feucht, der neue Friedrichsbau-Gesellschafter, betrieb auf dem Flughafen eine Dinner-Show (hier seine Tochter Tan ja Feucht 2007 bei der Begrüßung). Foto: Kraufmann

Aus einstigen Konkurrenten werden Partner : Der Ulmer Backwarenunternehmer Walter Feucht, der bis 2009 die Show „Pomp Duck and Circumstance“ in Stuttgart betrieben hat, steigt beim Friedrichsbau Varieté als Gesellschafter ein. Bis Mai will das Theater in der Rotunde bleiben.

Stuttgart - Mit Daniel Düsentrieb ist er verglichen worden, der umtriebige Ulmer Unternehmer Walter Feucht (64), der als ideenreich gilt und ein großes Herz für die Kleinkunst hat. Vor 40 Jahren fing Feucht als Lkw-Fahrer und Bäcker an, erfand in den 1980ern eine geniale Backmischung, aus der weltweit das Jogging-Brot gebacken wird, und ist heute Chef von 120 Mitarbeitern am Stammsitz in Neu-Ulm sowie in Melrose (USA) und Krakau (Polen). Dank seiner Erfolge in der Backbranche muss er nicht immer nur kleine Brötchen backen und kann künstlerischen Träumen folgen.2001 kaufte Feucht in Berlin die Dinner-Show „Pomp Duck and Circumstance“, die er 2007 auf den Stuttgarter Flughafen brachte. Jetzt könnte der Ulmer zum Retter der legendären Stuttgarter Varieté-Kunst werden. Der Friedrichsbau plant für Mai 2014 mit seiner Hilfe den Umzug auf den Pragsattel.

Walter Feucht will das Varieté in Stuttgart retten. Foto: Pomp Duck

Mit einer beträchtlichen Summe, über dessen Höhe Stillschweigen vereinbart worden ist, soll Walter Feucht der erste Gesellschafter einer gemeinnützigen GmbH werden, die der Friedrichsbau nach dem Rauswurf aus der Rotunde der L-Bank und nach dem Rückzug der Deutschen Entertaiment AG als Betreiber zum 1. Januar 2014 gründet. „Dem Varieté kann nichts Besseres passieren, als einen Mann wie Walter Feucht als Unterstützer zu haben“, sagt Schloss-Solitude-Wirt Jörg Mink, ein Freund des Joggingbrot-Erfinders.

In Ulm hat sich Gabriele Frenzel, die Direktorin des Varietés, mit dem 64-jährigen Backgroßunternehmer getroffen – rasch vergessen war der einstige Streit, als Feucht mit seiner Entenshow dem heimischen Varieté Konkurrenz machte. „Die Chemie zwischen uns stimmt“, erklärt Gabriele Frenzel, „ich bin sicher, dass die Zusammenarbeit mit Walter Feucht sehr fruchtbar sein wird.“ Und der Unternehmer fühlt sich geehrt, „dass die Stuttgarter nach Ulm gekommen sind, um mich als Gesellschafter zu gewinnen“. Das Friedrichsbau Varieté habe in der Showbranche einen exzellenten Ruf und sei auch aus unternehmerischer Sicht ein „Imageträger“, so der 64-Jährige.

Winterzeit erschwert Zeltaufbau

Sein Zelt der „Pomp-and-Duck“-Show kann er freilich nicht zur Verfügung stellen – das hat er längst nach Australien verkauft. Mit dem Umzug in ein Zelt will sich der Friedrichsbau Zeit lassen. Zwar hat die L-Bank der Bühne nach 20 Jahren auf Ende Dezember 2013 gekündigt, doch in der Winterzeit gestalte sich der Aufbau eines Zeltes sehr schwierig. Die Varieté-Macher bitten die Eigentümer deshalb um einen Aufschub bis Mai 2014. So lange wollen sie in der Rotunde bleiben. In der Sommerpause 2014 könne dann der Umzug in ein Zelt beim Theaterhaus beginnen, so dass man im September 2014 die erste Premiere am neuen Ort feiern könne. Auch die Stadt hat signalisiert, dass sie den Umzug unterstützt. „Wir hoffen, dass die Landesregierung auf die landeseigene Bank einwirkt, dass man uns nicht im Winter auf die Straße setzt“, sagte Varieté-Sprecherin Mascha Hülsewig.

Derweil sucht der Friedrichsbau, der sich diesen Namen schützen ließ, weitere Gesellschafter für seine gemeinnützige GmbH. Theaterhaus-Intendant Werner Schretzmeier will den Pragsattel zur neuen Kulturmeile machen. Der Umzug des Varietés wäre für ihn der „Anfang einer Vision“. Weitere Kultureinrichtungen wie die Cranko-Schule, die Freie Tanz- und Theaterszene und das Kommunale Kino könnten sich im Umfeld des Theaterhauses ansiedeln. „Klar ist, dass der Friedrichsbau den Umzug auf den Pragsattel finanziell nicht allein stemmen kann“, erklärte Mascha Hülsewig.