Ein Waldspaziergang ist heilsam, beweist ein japanischer Professor. Foto: Fotolia

Ein japanischer Wissenschaftler vermutete, dass Waldspaziergänge positive Wirkung auf uns Menschen haben. Und er beweist, dass sich so genannte Waldbäder tatsächlich das Immunsystem stärken.

Stuttgart - „Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern“, schrieb Bernhard von Clairvaux. Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen Ihnen Besonderheiten aus den Wäldern rund um Stuttgart vor. Dieses Mal: Der Beweis, dass ein Spaziergang durch den Wald heilsam ist.

Ein Ausflug in den Wald hat immer eine Wirkung: Babys geben sich dem Blätterkino hin. Gestresste genießen die Ruhe. Hundebesitzer kommen mit einem von Geruchserlebnissen gesättigten Tier zurück. Büromenschen können den Blick schweifen lassen. Braucht es dafür wissenschaftliche Beweise? Professor Qing Li aus Japan liefert sie. Darauf hat uns Beate Schlaps aus Filderstadt hingewiesen. Sie wolle uns „das Waldbaden näherbringen“, schreibt sie.

Ein Japaner führt den Beweis

Waldbaden. Der Begriff vereint gleich zwei Dinge, die angenehme Bilder hervorrufen. 1982 hat der Begriff in Japan sogar Eingang in die Medizin gefunden. Gemeint ist ein Spaziergang durch den Wald. Er wirke auf alle unsere Sinne, erklärt Qing Li, der an der Universität Tokio Waldmedizin unterrichtet. „Der ganze Körper kann die Natur berühren, es ist, als ob man eine Dusche nähme. Wir nennen es shinrin-yoku.“ Shinrin heiße Wald, yoku bedeute Dusche. Abgewandelt nennt man es Waldbaden.

Es sind viele Dinge, die dabei Wirkung entfalten. Das Licht und das Grün tut Augen gut, man riecht und schmeckt die ätherischen Öle, man hört Vogelstimmen und das Rauschen der Blätter, man spürt die Sonnenwärme auf Baumrinden. Beim Vergleich der Blutwerte von Patientengruppen stellte Qing Li fest, dass sich nach dem Waldbad die Stresshormone abgebaut und sich so genannte Killerzellen vermehrt hatten, die gegen Krebs wirken. Ängste, Depressionen, Zorn und Müdigkeit schwanden, der Blutdruck sank, der Elan hingegen wuchs. Dieser Effekt stellte sich bei der Patientengruppe, die einen Spaziergang durch die Stadt gemacht hatte, nicht ein.

Ätherische Öle sind ausschlaggebend

Den ätherischen Ölen misst Qing Li die größte Bedeutung zu. Er stellte deshalb ein Aromaöl aus einem speziellen japanischen Baum her und ließ es in Hotelzimmern freisetzen. Das Ergebnis: die Blutwerte der Gäste verbesserten sich, allerdings waren sie am Ende nur halb so gut wie die der Waldgängergruppe. „Der Wald ist zu komplex, um 100 Prozent zu erreichen“, sagt Qing Li. Davon abgesehen kosten 65 Milliliter von Lis Öl satte 1000 Dollar. Da kann sich jeder ausrechnen, was er sparen kann, wenn er zum Baden einfach mal in den Wald spaziert.

Welche Waldgeheimnisse kennen Sie? Wir sind gespannt. Schreiben Sie uns per Mail (lokales@stzn.de) oder per Post: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70 039 Stuttgart, Stichwort: Wald.