Sie haben gezeigt, was sie beim Workshop gelernt hatten: die Waldorfschüler bei ihrem Auftritt mit den Maranatha Singers. Foto: Schwieder

Wie singen sich afrikanische Lieder? Die Marantha Singers aus Namibia haben es den Sillenbucher Waldorfschülern morgens gezeigt. Abends gaben die Gäste ein Konzert.

Sillenbuch - Beim morgendlichen Workshop hatte es schnell zwischen den deutschen Jugendlichen und den Gästen aus Namibia gefunkt. Beim abendlichen Konzert im Saal der Waldorfschule Silberwald sprang der Funke auch auf das Publikum über, das die Maranatha Singers aus Windhoek am Ende eines interessanten Konzerts mit stehendem Applaus belohnte.

Schöne, samtige Baritonstimme

Die 26 Sängerinnen und Sänger touren zum vierten Mal durch Europa. Der Chor wurde 2005 von Evy George gegründet und singt a capella, nur von zwei Bechertrommeln (Djembé) begleitet. An diesem Abend überließ die Chorleiterin jedoch meist ihrem jungen Kollegen Engelhardt Unaeb die Führung.

Der charismatische Dirigent und Komponist aus Swakopmund besitzt selbst eine sehr schöne, samtige Baritonstimme. Er hat einen Großteil des diesjährigen Programms verfasst, das den Titel „A New Namibia“ trägt. Mit der Auswahl der Lieder sollen folkloristische und neue Musik aus Afrika kombiniert und Komponisten gestärkt werden, die sich von der rein traditionellen Musik wegbewegen.

Ohne Scheu auf die Bühne

Schülerinnen und Schüler der achten, neunten und zehnten Klassen waren am Vormittag in einem Workshop von den Sängern in der traditionellen Art zu singen unterwiesen worden. Da die Texte meist kurz, die Melodien schlicht und durch Wiederholungen geprägt sind, waren die Jugendlichen schnell engagiert bei der Sache. Ohne Scheu trauten sie sich auch am Abend für einige Lieder auf die Bühne. „Wir haben uns gefreut, wie begeistert die Kinder waren“, schwärmte der Organisator Erich Meier. Der Schweizer Waldorflehrer hat über seine Kollegin Angela Spitta den Kontakt zwischen Schule und Chor vermittelt; beide haben an der Waldorfschule in Windhoek gearbeitet.

Als Herausforderung für die Schüler erwiesen sich allerdings die Klick- und Schnalzlaute, die vor allem die Kommunikation der San prägen. Das sind Jäger und Sammler aus der Kalahari-Wüste. Auch das Publikum stieß bei dem Versuch, „Let’s go dance“ in dieser Sprache zu sagen, schnell an seine Grenzen. Es erfreute sich lieber am Vortrag und an den bunten Kostümen der Sänger, unter denen vor allem die Oshiwambos und Hereros durch Fantasiereichtum hervorstachen.

Namibia ist extrem dünn besiedelt

Wie Erich Meier am Ende des Abends erläuterte, besteht der Chor aus Vertretern der vielen, teils sehr unterschiedlichen Volksgruppen Namibias. Das Land ist extrem dünn besiedelt; doch zu den drei Hauptsprachen Bantu, Khoisan (mit seinen Klicklauten) und Englisch/Deutsch/Africaans werden zusätzlich 30 Einzelsprachen oder Dialekte gesprochen. Als Amtssprache wurde 1990, als Namibia von Südafrika unabhängig wurde, Englisch eingeführt, um keine Gruppierung zu bevorzugen.

Das Konzert in der Waldorfschule gab einen kleinen Einblick in die Vielfalt dieser Sprachen. Thematisch reichte die Palette von spielerischem Spaß über religiöse Lobgesänge (Namibia ist überwiegend christlich geprägt), Nationalgesänge und Liebeslieder bis hin zu anrührenden Wiegenliedern. Dies alles wurde durch Mimik und bewegungsfreudige Choreografie anschaulich gemacht. Ein schöner Beweis, dass verschiedene Volksgruppen – gleich welcher Hautfarbe und welcher Kultur – in der Musik harmonieren können.