Früher stark frequentiert, heute verwaist: Auch die Telefonzelle an der Waldenbucher Bahnhofstraße ist für die Telekom unrentabel und wird abgebaut. Foto: Claudia Barner

Früher gehörten sie zum Stadtbild, heute braucht sie niemand mehr: Telefonzellen. Für die Telekom ist der Betrieb ein Verlustgeschäft. Auch in Waldenbuch sollen sie abgebaut werden, doch die Stadträte äußern Zweifel.

Waldenbuch - Kein Anschluss unter dieser Nummer: In Waldenbuch werden nun auch die letzten öffentlichen Telefonzellen abgebaut. Lediglich der frei zugängliche Fernsprecher am Postamt bleibt erhalten. Damit endet ein Abschied auf Raten, der im Jahr 2013 an den Standorten Austraße und Gänswiese begann. Ein Jahr später verschwand die Telefonzelle im Lerchenweg. Nun werden auch die Verbindungen am Hallenbad, an der Brunnenstraße und an der Bahnhofstraße gekappt.

50 Euro Einnahmen gelten als Schmerzgrenze

Regelmäßig landen im Waldenbucher Ordnungsamt Schreiben der Telekom, die beklagt, dass sich in Zeiten des Handys mit öffentlichen Telefonen kein Geld mehr verdienen lässt. Der jüngste Brief stammt vom 15. März 2017 und lieferte dem Technischen Ausschuss des Gemeinderats am 4. April die Argumente zur aktuellen Sparrunde. „In den vergangenen drei Jahren seit unserem letzten Kontakt hat sich die Akzeptanz wie erwartet weiter zurückentwickelt. Ein wirtschaftlicher Betrieb ist seit Jahren nicht mehr möglich, da äußerst geringe Einnahmen hohen Betriebskosten gegenüberstehen“, heißt es da.

50 Euro pro Monat gelten bei der Telekom als Schmerzgrenze. Alles was darunter liegt, rechne sich nicht. Detaillierte Informationen darüber, wie viel Einnahmen an den Waldenbucher Standorten zu verzeichnen waren, erhielten die Stadträte auf Nachfrage jedoch nicht. „Ich darf die Zahlen nicht veröffentlichen. Die Telekom hat darauf hingewiesen, dass das zu den Geschäftsgeheimnissen des Unternehmens gehört“, sagte Katharina Jacob.

Ohne Handy kann man keinen Notruf absetzen

Bei FWV-Stadträtin Annette Odendahl blieb ein ungutes Gefühl. „Ich sehe den Abbau immer noch kritisch und hätte gern die genauen Zahlen gesehen“, bemängelte sie. So viel zumindest konnte die Ordnungsamtsleiterin verraten: „Der Mindestbetrag von 50 Euro wird an allen drei Standorten weit unterschritten.“

Im Vertrauen auf die Einschätzung von Katharina Jakob stimmten die Stadträte dem Abbau der letzten Karten- und Münztelefone mit Ausnahme des Postamts zu. „Wir müssen der Realität ins Auge schauen und hoffen, dass wirklich alle irgendwo mobil telefonieren können“, sagte CDU-Sprecher Alf-Dieter Beetz. Sorge bereitete den Stadträten, dass in abgelegenen Gebieten wie dem Stadtteil Glashütte ohne Handy oder Hilfe der Anwohner nun kein Notruf mehr abgesetzt werden kann.

FWV-Rat Josef Lupion schlug deshalb vor, zu überprüfen, ob Notrufanlagen – wie es sie auf der Autobahn gibt – eine Alternative sein könnten. Katharina Jacob blieb jedoch skeptisch. Die Stadt habe mit der Telekom bereits darüber gesprochen, ob die Telefone als Notfall-Apparate erhalten bleiben könnten. Die Antwort fiel auch hier eindeutig aus: „Weil sämtliche Leitungs- und Unterhaltungskosten bestehen bleiben würden, kann sich das Unternehmen eine solche Lösung nicht vorstellen.“