Schon jetzt stehen am Rande des Marktplatzes Liegestühle. Geht es nach den Ehrenamtlichen der Stadtmarketing-Gruppen, könnte auf dem Platz ein Café entstehen. Foto: Malte Klein

Während des Stadtmarketingprozesses in Waldenbuch sind mehr als 50 Ehrenamtliche abgesprungen. Darum soll es im September 2015 einen zweiten Anlauf mit neuen Leuten geben.

Waldenbuch - Nach der kirchlichen Trauung in der Kirche in Waldenbuch trinken die Eheleute und deren Gäste Sekt in einem Café auf dem Marktplatz. Währenddessen rufen Touristen neben ihnen über ein kostenloses W-Lan-Netz Informationen über das Museum der Alltagskultur ab. Noch sind diese Situationen Zukunftsmusik. Doch wenn es nach den Mitgliedern der Stadtmarketing-Arbeitsgruppen geht, könnten diese Ideen bald Realität werden.

Zuletzt war allerdings der 2013 begonnene Prozess des Stadtmarketings ins Stocken geraten. Das lag auch daran, dass von einst 55 Ehrenamtlichen, die sich für die Fortentwicklung und ein einheitliches Erscheinungsbild von Waldenbuch engagieren wollten, nur noch drei übrig sind. Nicole Klenk, die neue Stadtmarketingbeauftragte, berichtete jüngst im Gemeinderat von den bisherigen Ideen und davon, wie der Prozess wieder an Fahrt gewinnen soll. Die Lokalpolitiker zeigten Klenk jedenfalls die volle Rückendeckung und stimmten für die Fortsetzung und die Förderung 2016 mit 40 000 Euro. Ende September will die Stadtmarketingbeauftragte die Bürger über die Projekte informieren und weitere Ehrenamtliche gewinnen. „Es soll dann möglich sein, nur ein halbes Jahr an einem Projekt mitzuarbeiten.“

Starke berufliche Einbindung und Frustration

Warum so viele Bürger abgesprungen sind, erklärte Klenk den Räten so: „Die Gründe sind die starke berufliche Einbindung und dadurch fehlende Zeit, aber auch Frustration. Andere haben gesagt, dass sie sich zu wenig wertgeschätzt fühlen.“ Von anfangs drei Gruppen besteht eine nicht mehr. In einer anderen sind nur noch drei Personen und in der dritten nur noch ein Aktiver. Sie wollen weiter machen.

Die bisher Beteiligten haben den Slogan „Die Stadt mit Schokoladenseiten“ erarbeitet und Ideen erarbeitet, die sie in die Gremien eingebracht haben: „Im vergangenen Jahr hat der Verwaltungsausschuss beschlossen, dass wir ab 2016 den Alten Friedhof in einen Stadtpark umwandeln“, sagte Klenk. Das soll für mehr Aufenthaltsqualität im Städtle sorgen. Das gilt auch für ein weiteres Projekt. „Auf dem Marktplatz soll ein kleines Café eingerichtet werden, in dem Ehrenamtliche am Wochenende Kaffee und andere Getränke verkaufen“, sagte sie. Außerdem sollen Ehepaare dort die Gelegenheit haben, nach ihrer Trauung in der nahen Kirche, mit ihren Gäste mit Sekt auf dem Marktplatz anzustoßen. „Wir wollen die Belebung des Marktplatzes 2016 in die Wege leiten.“ In dem Jahr könnte auch ein weiteres Projekt der Stadtmarketinggruppe umgesetzt werden: der Bürgerbus. Den sollen Einwohner für ihren Weg ins Städtle anstatt ihres Autos nutzen.

Freies W-Lan wird gewünscht

Wer beim Besuch dort E-Mails abrufen oder sich über mobiles Internet über Waldenbuchs Sehenswürdigkeiten informieren möchte, soll das über ein freies W-Lan tun können. Der Verwaltungsausschuss hatte das 2014 bereits beschlossen. Allerdings waren die Kosten von 10 000 Euro im Haushalt 2015 gestrichen worden.

Was die nächsten Vorhaben angeht, gab Klenk den Stadträten etwas mit auf den Weg: „Wir dürfen nicht vergessen, dass die Ehrenamtlichen sich neben ihrer Vollzeitarbeit engagieren. Ohne sie wäre Stadtmarketing gar nicht möglich.“

Stadträte fordern mehr Wertschätzung für Ehrenamtliche

„Es wundert mich gar nicht, dass die Mitglieder der Projektgruppen frustriert waren und deshalb aufgehört haben“, sagte Heidrun Rohse (SPD). Auch aus ihrer Sicht habe die Wertschätzung der Verwaltung gefehlt. „Das ist Ihre Aufgabe, Herr Lutz“, wandte sie sich an den Bürgermeister. Sie sah einen Neustart eher skeptisch. „Wenn wir den Prozess fortführen wollen, müssen wir uns mehr darum kümmern“, sagte sie. Annette Odendahl, die Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, hatte ebenfalls den Eindruck, „dass die Verwaltung blockiert. Die Bürger müssen mehr wertgeschätzt werden.“ Sie habe großen Respekt vor denjenigen, die sich weiter um das Stadtmarketing kümmern wollen. Astrid Neff (CDU) wollte die Kritik an der Verwaltung nicht so stehen lassen. „Ich denke nicht, dass die Verwaltung dazu keine Zeit oder Lust hatte.“ Die Ideen seien toll, aber die Frage sei, wie sie umgesetzt werden könnten. Lutz wies mit Nachdruck darauf hin, dass die Vorgängerin von Nicole Klenk im Januar verstorben ist. „Es gab eine Lücke. Es stimmt aber nicht, dass sie sich nicht um ihre Belange gekümmert hat.“