Die Häuser an der Hinteren (Foto) und Vorderen Seestraße sollen saniert werden. Foto: Barner

Bis zum Herbst sollen in Waldenbuch neue Sanierungsgebiete definiert werden. Ziel sind Subventionen des Landes. Eine historische Häuserzeile ist marode und vom Abriss bedroht, kann sie gerettet werden?

Waldenbuch - In Waldenbuch ist man stolz auf die historische Altstadt. An der Autobahn bei Böblingen wirbt die Kommune mit einem touristischen Hinweisschild für das Ensemble aus Schloss, Stadtkirche und Museen. In Flyern und Prospekten streichen die örtlichen Marketingstrategen die Schokoladenseiten der Schönbuchkommune heraus. Wer vor Ort genauer hinschaut, der sieht jedoch, dass es auch Schattenseiten gibt. An vielen Stellen in der Altstadt zeigt sich ein deutlicher Sanierungsbedarf. Das soll sich ändern. Der Gemeinderat hat am Dienstagabend den Startschuss für die Ausweisung von neuen Sanierungsgebieten gegeben.

Die Museumsachse, die das Museum Ritter mit dem Altstadtkern verbindet, hat sich längst als kleinstädtische Flaniermeile etabliert. Nun wird nach einem Anschlusskonzept für das gelungene Sanierungsvorhaben gesucht. Denn abseits der von Pflanzkübeln und Infotafeln gesäumten Verbindung trifft man schnell auf besorgte Gesichter. Der Waldenbucher Bürgermeister Michael Lutz kennt die Probleme und hält fest: „Wir sind noch lange nicht am Ende der historischen Stadtsanierung angekommen.“ Die Mängel und Missstände sind bekannt. Durch die Erarbeitung des städtebaulichen Rahmenplans rückten sie im vergangenen Jahr wieder stärker ins Bewusstsein. Dabei kristallisierten sich mehrere Schwerpunkte heraus: An der Grabenstraße und rund um die Alte Post kämpft der Einzelhandel um jeden Kunden, das attraktive Auch-Areal dümpelt als Schotterparkplatz vor sich hin, Wohnraum ist knapp, die stadtbildprägenden Gebäudezeilen an der Vorderen und Hinteren Seestraße sind baufällig, und auf dem Marktplatz trifft man mehr Autos als Menschen.

Im Dezember sollen die Ergebnisse vorgestellt werden

Auch der Verkehrsknotenpunkt rund um die Esso-Tankstelle stellt eine Herausforderung für die Stadtplaner dar. Wie sich die unterschiedlichen Baustellen zu einem sinnvollen Sanierungskonzept zusammenfügen lassen, wird in den kommenden Monaten das Planungsbüro Urba klären. Der Beschluss im Gemeinderat fiel einstimmig aus: Die Experten sollen in einer Grobanalyse die vier Projektbereiche Ortskern, historisches Zentrum, Vordere und Hintere Seestraße sowie das Kronen- und Farrenstallareal unter die Lupe nehmen.

In der Gemeinderatssitzung am 12. Dezember sollen die Ergebnisse vorgestellt und die Aufträge für die vorbereitenden Untersuchungen sowie die Erstellung eines gesamtstädtischen Entwicklungskonzepts vergeben werden. Auf dieser Grundlage kann im Frühjahr 2018 dann die Bürgerbeteiligung beginnen. Läuft alles nach Plan, wird im Herbst 2018 der Antrag auf Aufnahme ins Landessanierungsprogramm für das Jahr 2019 gestellt. Schon jetzt steht allerdings fest: Alles auf einmal kann die Stadt nicht stemmen. „Wir konzentrieren uns auf zwei bis drei Projektbereiche, in denen schnelle Realisierungschancen bestehen und die Prioritäten hoch sind“, stellte Bürgermeister Michael Lutz in Aussicht.

Eine Holzbaufirma stellt die Sanierung in Aussicht

Bevor die Entscheidung fällt, gibt es noch reichlich Diskussionsbedarf. Das zeichnete sich bereits in den ersten Stellungnahmen der Fraktionen am Dienstagabend ab. Über die Notwendigkeit weiterer Sanierungs- und Entwicklungsmaßnahmen herrschte Einigkeit. Im Hinblick auf die Zukunft der historischen Häuserzeile in der Vorderen und Hinteren Seestraße gehen die Meinungen jedoch auseinander.

Bisher war man davon ausgegangen, dass die maroden Gebäude abgerissen werden müssen. Nun hat sich eine Holzbaufirma gemeldet, die eine Sanierung in Aussicht stellt. „Es wäre schön, wenn wir den bunten historischen Kragen rund um unser Städtle erhalten könnten“, erklärte SPD-Rätin Elaine Rauhöft. CDU-Sprecher Alf-Dieter Beetz blieb skeptisch und empfahl eine Besichtigung, in jenen Häusern, die „man überhaupt noch betreten kann“.