Da schien noch alles in Ordnung: Die frühere Klimaschutzmanagerin von Waldenbuch, Natalia Roizenzon-Sipple, stellte mit Bürgermeister Michael Lutz, Monika Miksche vom GHV und der städtische Mitarbeiterin Nicole Klenk (von links) das Waldenbucher „Tütle“ vor. Foto: Claudia Barner

Die Energiemanagerin von Waldenbuch hat gekündigt. Ihre Stelle war nur bis Frühjahr 2018 finanziell gesichert; sie hat sich beruflich umorientiert. Die Stadt bringt das nun in die Bredouille.

Waldenbuch - Mitte Februar hat Landes-Umweltminister Franz Untersteller der Stadt Waldenbuch für drei weitere Jahre das Energiespar-Prädikat „European Energy Award“ verliehen. Auf dem offiziellen Foto der Preisverleihung in Friedrichshafen strahlen Bürgermeister Michael Lutz, Mitglieder des Waldenbucher Energieteams und die städtische Energiemanagerin Natalia Roizenzon-Sipple noch gemeinsam in die Kamera. Wenige Wochen später steht die Stadt ohne hauptamtliche Klimaschützerin da.

Am 1. April ist die 28-jährige Energie-Expertin als Referentin ins baden-württembergische Verkehrsministerium gewechselt. Ob ihre Stelle wieder besetzt wird, ist ungewiss. In der Schönbuchstadt muss man sich nun entscheiden, ob man Klimaschutzgemeinde bleiben will oder das Engagement wieder zurückschraubt. „Die Gespräche laufen. Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht“, sagt der Kämmerer Werner Kiedaisch, dem das Energiebüro zugeordnet ist. Entscheiden müsse letztlich der Gemeinderat – und das möglichst bald. So lange helfen die Kollegen aus. „In der Übergangszeit schauen wir, dass wir die wesentlichen Aufgaben in der Verwaltung verteilen“, so Kiedaisch.

Schon zum zweiten Mal ein vorzeitiges Ende

Es ist bereits das zweite Mal, dass der Vertrag mit einer Energiemanagerin in Waldenbuch ein vorzeitiges Ende findet. Im Januar 2014 hatte die Umweltexpertin und Teilzeitkraft Deborah Volke nach drei Monaten wieder gekündigt. Andernorts war ihr eine Vollzeitstelle angeboten worden. Auch ihrer Nachfolgerin Natalia Roizenzon-Sipple war die berufliche Zukunft in der Schönbuchstadt zu ungewiss, und sie hat nach zwei Jahren die Reißleine gezogen. Dank eines Förderprogramms, das 65 Prozent der Kosten trägt, konnte Roizenzon-Sipple im April 2015 zwar als Ganztagskraft eingestellt werden. Die Stelle war jedoch befristet.

Im März 2018 versiegt der Geldfluss wieder. „Ich hatte keine eindeutigen Zeichen dafür, dass es danach weitergeht“, sagt die Umweltexpertin. Sie habe deshalb die Fühler ausgestreckt und sich als Referentin für Elektromobilität und Fahrzeuginnovation im Stuttgarter Verkehrsministerium beworben. „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich so schnell etwas finde“, sagt die 28-Jährige. Nach der Zusage musste sie nicht lange überlegen. Ein Grund sei auch die Nähe von ihrem Wohnort in Bad Cannstatt zum neuen Arbeitsplatz gewesen. „Ich kann jetzt mit dem Fahrrad fahren.“

Derzeit kein direkter Ansprechpartner für die Bürger

In Waldenbuch stehen die Räder im Energiebüro erst einmal still. Die Kommune hat beim Klimaschutz von Vollgas auf Sparmodus umgeschaltet. „Um zentrale Fragen wie das Energiemanagement und Controlling der städtischen Gebäude kümmern wir uns weiterhin. Für die Bürger gibt es aber momentan keinen direkten Ansprechpartner“, räumt Werner Kiedaisch ein. Und auch beim städtischen Vorzeige-Projekt, dem European Energy Award, fehlt der Antrieb. Der Kämmerer stellt klar: „Wenn sich darum keiner hauptamtlich kümmert, schaffen wir die nächste Rezertifizierung in drei Jahren nicht mehr.“

Das sieht auch Natalia Roizenzon-Sipple so. Ihre Prognose lautet: „Wenn die Stelle des Energiemanagers nicht neu besetzt wird, ist der Status von Waldenbuch als Klimaschutzkommune nicht zu halten.“ Sie habe gemeinsam mit dem Energieteam und der Stadt anderthalb Jahre intensiv auf die Rezertifizierung hingearbeitet und sei davon überzeugt: „Nebenbei ist das nicht zu machen.“