Ein Triebwagen der Strohgäubahn am Bahnhof in Schorndorf. Foto: Gottfried Stoppel

Dreieinhalb Jahre nach ihrer Ausmusterung kommen die früheren Dieseltriebwagen der Strohgäubahn zu neuen Ehren – als Museumszüge im Schwäbischen Wald.

Schorndorf - Wer in den vergangenen Tagen am Schorndorfer Bahnhof vorbeigelaufen ist, dem sind zwei Triebwagen mit ungewohnter Aufschrift aufgefallen. Bei „Strohgäubahn“ denkt man an einen Fehler: Von Schorndorf aus fahren Dieseltreibwagen gleichen Typs allenfalls durch das Wieslauftal, auf der elektrifizierten Remsbahn sind sie ohnehin unüblich.

Die Wagen haben aber nun eine lange Standzeit in Schorndorf vor sich. Der Verein Dampfbahnfreunde Kochertal (DBK) habe sie von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft gekauft, bestätigt dessen zweiter Vorsitzender Bert Hellwig auf Anfrage, man wolle die Wagen vom Typ NE81 am Schorndorfer Bahnhof stationieren. Sie sollen den Museumsbahn-Fuhrpark ergänzen, mit welchen der Verein seine Fahrten auf der Waldbahn zwischen Schorndorf und Welzheim bestreitet. Die Premiere ist an diesem Sonntag.

Kosten: Mindestens 100 000 Euro pro Wagen

Zum Einsatz kommen die neuen Wagen nur an insgesamt vier der so genannten Dieselfahrtagen, die im Buchungssystem der Dampfbahn ausgezeichnet sind und für die ein Fahrpreis zwischen 5 Euro und – reduziert – 3,50 Euro verlangt wird. Bisher fuhren dann historische Abteilwagen, gezogen von einer V100-Diesellokomotive. Doch das Zugpferd wird dieses Jahr an insgesamt vier Wochenenden anderweitig benötigt – am diesem Sonntag zieht sie anlässlich des Rems-Total-Aktionstages einen Sonderzug durchs Remstal.

Bis Dezember 2012 waren die Wagen zwischen Feuerbach und Weissach-Flacht auf der Strohgäubahn unterwegs, dort wurden sie durch moderne Regioshuttles ersetzt. Der Verein DBK kaufte der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG) zwei der sechs NE-81 Züge ab – einen Triebwagen mit und einen Steuerwagen ohne Motor, finanziell unterstützt durch eine Sponsor, sagt Bert Hellwig. „Zwischen 150 000 und 100 000 Euro hat das je Wagen gekostet“, sagt Horst Windeisen, der Chef der WEG, der die Verhandlungen „ähnlich wie eine Gebrauchtwagenverkauf“ beschreibt. „Der Käufer und der Verkäufer haben unterschiedliche Vorstellungen und dann einigt man sich in der Mitte“.

Die Bahnen bekommen noch einen altmodischeren Anstrich

Sind jedoch Wagen, die noch vor dreieinhalb Jahren unterwegs waren, schon den Museumzügen zuzurechnen? „Bei Autos gilt alles, was 25 Jahre alt ist, als Oldtimer“, sagt Bert Hellwig vom Verein DBK. Wie der Name NE81 schon sage, wurden deren ersten Modelle 1981 ausgeliefert, sie seien also recht betagt. Um den nostalgischen Eindruck zu verstärken, wollen die Museumsbahner zudem die eher moderne Einfärbung der Außenhaut umarbeiten. Gedacht sei, so verrät Bert Hellwig, an ein für alte Loks typisches rot, oder für einen Beigeton, der Anfang der 1980er Jahre bei Bahnen auch recht verbreitet gewesen ist. Das Umlackieren solle aber erst in ein paar Wochen geschehen – am Sonntag fahre der Triebwagen höchstwahrscheinlich mit Strohgäu-Aufschrift durch das Wieslauftal.

Der Vorteil des NE81 bestehe darin, dass man auf der landschaftlich reizvollen Waldbahnstrecke einen besseren Blick habe „und den Fahrer über die Schulter schauen könne“, heißt es in der Mitteilung der Stadt Welzheim, Zudem spendiert die Stadt den Fahrgästen an jedem der vier NE-81-Fahrtage dieses Jahr einen kleinen Bonus. An diesem Sonntag wird es das Minigolfspielen an der Haltestelle Tannwald und die Eiskugeln in der Eisdiele in der Schorndorfer Straße 1 jeweils einen Euro billiger. Am 17. Juli dürfen Kinder mit Fahrschein kostenlos im Kinderzügle im Stadtpark mitfahren. Am Sonntag, 28. August, werden Gratis-Kastellführungen angeboten und am Sonntag, 11. September, kostenlose Führungen am Bahnerlebnispfad – aus Anlass des Tages des offenen Denkmals.