Manchen schmerzt beim Anblick von Waldarbeiten das Herz. Doch das Stuttgarter Forstamt betont, dass diese notwendig seien. Foto: dpa

Anwohner beklagen sich über Waldarbeiten auf den Fildern und verschmutzte Wege. Das Forstamt weist Vorwürfe zurück, die Fällungen seien sinnlos.

Degerloch/Sillenbuch - Das Lied der Sängerin Alexandra sei ihm durch den Kopf gegangen, als er das Ergebnis der Baumfällungen auf der Waldau in Augenschein genommen habe, sagt Wilfried Seuberth. „Mein Freund, der Baum ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot“, heißt es in dem Chanson aus dem Jahr 1968. Eine treffende Beschreibung sei das für das Geschehen auf der Waldau, meint der Degerlocher SPD-Bezirksbeirat Seuberth. „Jeder Busch, jeder Baum, der auch nur in Rufnähe eines Weges sein Leben fristete, wurde plattgemacht“, sagt er.

Bezirksbeirat äußert Zweifel

Äste und Rümpfe, die bei den Fällungen im Januar angefallen sind, seien zudem einfach liegengelassen worden, beklagt Seuberth. „Das ist ein scheußlicher Anblick“, sagt er. Die Wegraine im Wald seien nun kahl, aber voller Holzabfall. Dafür würden jetzt viele Bäume als weitere Luftfilter und Schattenspender im Sommer fehlen, bedauert der Bezirksbeirat. Er bezweifelt den Sinn der Baumfällarbeiten. „Ich bin kein Experte, aber meinem Eindruck nach waren die gefällten Bäume weder krank noch ein Sicherheitsrisiko. Ich habe keinerlei Zeichen von Fäulnis an ihnen festgestellt“, sagt Seuberth. An anderer Stelle, nämlich an der Roßhaustraße, seien die Äste von Baumriesen dagegen nicht gestutzt worden, dabei hingen diese über der Straße. „Bei jedem schweren Regenguss fallen dort Äste herunter“, sagt Wilfried Seuberth.

Dem Sillenbucher Gottfried Schottky-Nast sind derweil Fällarbeiten zwischen Ruhbank und Sillenbuch negativ aufgefallen. „Der Wald ist für Fußgänger und Fahrradfahrer praktisch unpassierbar. Der eine Weg ist gesperrt, der andere ist total matschig von den schweren Maschinen“, moniert der Sillenbucher.

Forstamt begründet Arbeiten

Trotz dieser Klagen: Die Stadt sieht keine Alternative zu ihrem Vorgehen. Hagen Dilling, stellvertretender Leiter des Garten-, Friedhofs und Forstamts, glaubt nicht, dass die Maschinen allein für den verschmutzten Waldweg zwischen Sillenbuch und Ruhbank verantwortlich sind. Das Laub falle im Herbst und liege jetzt schon eine Weile auf dem Boden, sagt er. „Es ist durch die Feuchtigkeit gemodert. Deshalb ist es immer so, dass gegen Ende des Winters die Waldwege besonders matschig sind.“ Noch bis Ende März werden die Arbeiten andauern. Dilling begründet die Baumfällungen: Neben der Entfernung kranker Bäume und solcher, die den Verkehr gefährden könnten, weil sie über Straßen ragen, gehe es darum, einen möglichst lichten Waldrand herzustellen. „Stehen die Bäume zu dicht beieinander, beinträchtigen sie sich gegenseitig“, sagt er. Außerdem müsse die Stadt Bäume stutzen, die in angrenzende Gelände hineinragen. „Das ist so wie im eigenen Garten, wenn der Strauch schon über dem Zaun des Nachbarn wuchert.“

Auch beim Forstamt hätten sich Anrufer gemeldet, die kritisiert hätten, dass gesunde Bäume der Säge zum Opfer gefallen seien, sagt Dilling. „Das kann auch sein. Dann gibt es andere Gründe für die Fällungen, etwa den Dichtstand.“ Dilling gesteht es Spaziergängern zu, dass sie sich am Anblick der nach den Fällarbeiten nicht entfernten Äste und Rümpfe stören. „Das ist sicher optisch kein schöner Anblick.“ Die Forstarbeiter seien aber angehalten, dickere Äste erst nach der Vogelbrut, also im Spätsommer, zu entfernen. „Wenn wir jetzt anrücken und sie wegmachen, vernichten wir vielleicht auch Nistplätze. Das ist rechtlich verboten.“ Dilling hat auch Verständnis für Leute, die Mitleid mit Bäumen empfinden. Jedes Jahr gebe es bei Baumfällarbeiten ähnlich Fragen. Meist würden sich auch seine Antworten gleichen. „Aber ich erkläre unser Vorgehen gerne immer wieder, wenn es nötig ist. Dazu bin ich da“, sagt er.