Im Hauptberuf ist Cindy Keller Allgemeinärztin in Waiblingen. Foto: Gottfried Stoppel

Die Waiblinger Allgemeinärztin Cindy Keller liebt es, auf der Bühne zu stehen. Seit elf Jahren ist sie die Assistentin des Magiers Julius Frack.

Waiblingen - Cindy Keller schwebt. Sie verschwindet und taucht plötzlich im Zuschauerraum wieder auf. Wie das geht, verrät sie nicht. An den Zauberer-Ehrenkodex hält sich auch eine Assistentin. „Das nimmt doch den ganzen Reiz, zumal die Lösung meistens echt einfach ist. Deswegen ist es viel schöner, wenn man den Hintergrund nicht kennt“, sagt Cindy Keller. Eines aber verrät sie gerne: Durch eine Klappe im Bühnenboden verschwindet sie nie. „Tatsächlich wird das immer wieder vermutet. Aber ich stand bisher nur auf einer einzigen Bühne, die so etwas überhaupt hatte. Und das war in Kolumbien.“

Die gebürtige Waiblingerin arbeitet als Allgemeinärztin in ihrer Heimatstadt – und ist bereits seit elf Jahren Teil der Großillusionen, mit denen Julius Frack seine Zuschauer verzaubert. Während des Medizinstudiums in Tübingen haben sich die beiden kennengelernt: Er moderierte eine Hochschulsportgala, sie trat dort mit ihrer Tanzgruppe auf. „Und danach hat er mich angesprochen, ob ich nicht mit ihm zusammenarbeiten möchte“, sagt Cindy Keller.

Sie liebt es, auf der Bühne zu stehen

Sie musste nicht lange überlegen, auch wenn sie davor mit der Zauberei nicht viel am Hut hatte: „Ich fand das als Kind eher etwas unheimlich.“ Aber Cindy Keller tanzt seit ihrem fünften Lebensjahr Ballett und liebt es, auf der Bühne zu stehen. „Ich habe mir nach dem Abitur sogar überlegt, etwas mit Tanz zu machen, letztlich habe ich mich aber nicht getraut. Von daher war der Nebenjob ein großes Geschenk.“

Gleich die erste gemeinsame Nummer war ein Klassiker: die schwebende Frau. „Die Besonderheit ist, dass Julius auch noch durch mich hindurchgeht.“ So mühelos das Ganze auf der Bühne auch aussieht, solche Illusionen bedeuteten vor allem eines: üben, üben, üben. „Die Abläufe müssen 100 Prozent stimmen. Alles soll perfekt sein – da passt die Zauberei zum Ballett“, sagt Cindy Keller.

Aber nicht nur zu ihrer Tanzleidenschaft gibt es Verbindungen, auch zwischen Arztpraxis und Showbühne existieren einige Parallelen. „Man denkt eigentlich, dass das überhaupt nicht zusammenpasst. Aber es gibt doch einige Eigenschaften, die für beide Dinge gut sind“, sagt die zierliche 34-Jährige. Zuverlässig müsse sie sein, hoch konzentriert arbeiten und im Zweifel in Sekunden die richtige Entscheidung treffen.

Denn Cindy Keller ist bei weitem nicht nur dazu da, den großen Zaubermeister mit ihrem strahlenden Lächeln optisch zu garnieren. „Da ich inzwischen schon so lange dabei bin, kenne ich die Abläufe genauso gut wie er“, erzählt sie. Deswegen arbeitet sie auch hinter der Bühne mit. Sie koordiniert die Technik, kontrolliert die Abklebungen auf der Bühne und schaut nach dem letzten Applaus des Publikums, dass das Material wieder in die Kisten kommt. Auch viele Nummern sind aus gemeinsamen Ideen entstanden.

Vom Friedrichsbau bis Peking

Zusammen mit Julius Frack ist Cindy Keller viel herumgekommen: In den europäischen Nachbarländern, in Südamerika oder Asien sind die beiden schon aufgetreten, im vergangenen Jahr waren sie mehrere Wochen im Friedrichsbau-Varieté zu sehen. „Ein Höhepunkt war die Großillusion-Weltmeisterschaft in Peking. Die Vorbereitung und der Aufwand waren enorm, auch weil es ewig gedauert hat, bis wir zufrieden waren“, erzählt sie. „Dass wir dann auch noch gewonnen haben, war natürlich ein ganz tolles Gefühl.“

Für solche Momente und für den Applaus liebt Cindy Keller ihren Nebenjob: „Es ist total schön, wenn es uns gelingt, die Zuschauer in eine andere Welt mitzunehmen.“ Und deswegen hat sie auch nach dem Studium immer darauf geachtet, dass sich Praxis und Bühne miteinander vereinbaren lassen. Zwar arbeitet sie in Teilzeit, dennoch stößt sie manchmal an ihre Grenzen: „Dieses Jahr hätten wir drei Monate lang gemeinsam auf einem Kreuzfahrtschiff auftreten können. Aber das geht nicht. Einen Monat komme ich mit, für die restliche Zeit haben wir einen Ersatz gesucht“, erzählt sie, deren Zeitmanagement ohnehin eine Kunst für sich ist. Zu ihrem Berufsalltag, den Proben, den Auftritten, kommen nämlich auch noch ihre Hobbys Standardtanz und Ballett hinzu. „Das brauche ich einfach zum Ausgleich“, erzählt sie, die inzwischen auch noch an der Winnender Tanzakademie Minkov Anatomieunterricht gibt. Und wenn es dann doch mal alles etwas viel wird? „Dann gehe ich in den Garten und lasse die Seele baumeln.“