Foto: Gottfried Stoppel

Der amtierende Landtagspräsident Wilfried Klenk will für die CDU zum vierten Mal in das Parlament einziehen – und dabei mithelfen, dass seine Partei wieder an die Regierung kommt.

Auenwald - Das Jugendfoto, das Wilfried Klenk verabredungsgemäß zum Gespräch mit unserer Zeitung bereit gelegt hat, zeigt ihn in sehr früher Jugend: als Vierjährigen mit einem Rechen bewaffnet auf dem elterlichen Bauernhof in Ellenweiler. Er habe früh mit anpacken müssen, sagt der Mann, der nach wie vor in seiner Heimatgemeinde Oppenweiler lebt. Der Vater habe damals den Unterhalt der Familie mit der „Kleinstlandwirtschaft“ bestreiten müssen, die sechs Kühe umfasste.

Die Mutter starb, als Wilfried Klenk 14 Jahre jung war. Ein tiefer Einschnitt, der sein weiteres Leben geprägt habe, sagt der CDU-Abgeordnete, der vor einem Jahr zum Präsidenten des baden-württembergischen Landtags gewählt worden ist. Er habe Verantwortung übernehmen müssen, als sich andere noch ausprobierten. In der Schule wurde Klenk zum Klassen- und zum Schulsprecher gewählt. Mit 21 Jahren zog er in den Gemeinderat von Oppenweiler ein – für die freien Wähler, die sich nicht parteilich organisierten, wie Klenk betont. Noch heute gehört er dem Gremium an.

Bodenständig ist denn auch ein Adjektiv, das er sich gerne anheftet – ebenso den Begriff geerdet. Bis zu seiner Wahl zum Landtagspräsidenten hat Klenk, der jetzt seine vierte Wahlperiode anstrebt, neben dem Mandat auch seinen Beruf als Stuttgarter Rettungsdienstleiter weiter ausgeübt. Er habe sich nicht von der Politik abhängig machen und „weiter mit beiden Beinen im Leben stehen“ wollen, sagt der Mann, der demnächst seinen 57. Geburtstag feiert. Mit der Fülle an Aufgaben eines Landtagspräsidenten sei das allerdings nicht mehr zu vereinbaren. „Ich war schon davor nah an der Belastungsgrenze gewesen.“

In der Flüchtlingsfrage auf Kurs von Guido Wolf

Der CDU ist Wilfried Klenk 1995 beigetreten. Damals wurde er angesprochen, ob er nicht für den Kreistag kandidieren wolle. Er habe abgewogen, welche Partei seinen Vorstellungen am nächsten kommt, in der Union die meisten Übereinstimmungen gefunden – und die persönliche Wahl „bis heute nicht bereut“. Natürlich gebe es in einer großen Volkspartei wie der seinen auch mal Dinge, über die man unterschiedlicher Meinung sei, räumt Klenk ein. Aber bei diesen gelte es – wie in der Politik überhaupt – konstruktiv einen gemeinsamen Nenner zu finden.

Das führt ihn fast unweigerlich zu dem Thema Flüchtlinge: Der Weg der Kanzlerin, eine europäische Lösung anzustreben, sei absolut der richtige. Aber – „wir können nicht so lange als einziges Land allein mit den Problemen fertig werden“, sagt Klenk und redet damit in der Zuwanderungsfrage dem aktuellen Spitzenkandidaten seiner Partei im Land, Guido Wolf, ins Wort. Die Entscheidung, wie verfahren werde, liege freilich in Berlin, „das Land hat da wenig direkten Einfluss.“

Der ist in anderen Bereichen ungleich höher. Doch Klenk deutet an, dass auch eine CDU-geführte Regierung nicht alle Räder zurückdrehen werde. Da müsse man ehrliche Aussagen machen. Etwa in der Bildungspolitik: Die Union werde die neu eingeführten Gemeinschaftsschulen nicht wieder abschaffen, diese allerdings auch nicht weiter ausbauen, sagt Klenk. Auch die verbindliche Grundschulempfehlung werde man nicht wieder einführen können, auch wenn er den Schritt nach wie vor als einen Fehler ansehe. Stattdessen aber wolle man verbindliche Eltern-Lehrer-Gespräche einführen.

Polizeireform: nachjustieren, nicht umkehren

Auch die Polizeireform sei nicht mehr umkehrbar. Die CDU werde sicherlich nachjustieren, möglicherweise auch, was einzelne Standorte angehe, sagt Klenk. Dass der Sitz des Polizeipräsidiums Aalen nach Waiblingen verlegt werde, was Klenk auch für sinnvoller gehalten hätte, sei indes nicht zu erwarten. Auf der Ostalb seien schließlich schon Baumaßnahmen in die Wege geleitet worden. Hier müsse vielmehr möglichst rasch die vakante Präsidentenstelle besetzt und personell aufgestockt werden.

Ein weiteres Thema, bei dem man dringend in die Gänge kommen müsse, sei die Anbindung des Rems-Murr-Straßennetzes an übergeordnete Straßen. Für den Ausbau der Landesstraße zwischen Backnang und Mundelsheim lägen fertige Pläne bereit, „da sollte man sich sofort dran machen“, sagt Klenk. Zudem müsse ein neues Konzept für eine „große Verkehrslösung“ her. Der Vergangenheit nachzuweinen, sei nicht konstruktiv, weiß Klenk, aber er ist überzeugt: „Heute wäre mancher sehr froh, wenn damals eine Neckar-Alb-Autobahn gebaut worden wäre.“

Von Wahlversprechen hält der Politiker, der schon dreimal das Direktmandat im Wahlkreis Backnang geholt hat, nicht viel. Außer, dass er als Abgeordneter immer Ansprechpartner für die Bürger vor Ort sein wolle, egal welches Amt er bekleide.

Apropos: Zum Landtagspräsidenten würde er sich schon gerne wieder ernennen lassen, sagt Klenk unumwunden. Doch dafür seien inklusive der Nominierungen insgesamt fünf Wahlen zu gewinnen. Dazu zählt auch der Urnengang am 13. März. Klenk: „Mein erstes Ziel ist, ein Mandat zu gewinnen und mitzuhelfen, dass die CDU wieder an die Regierung kommt.“