Nur am Straßenrand kommt es zur direkten Konfrontation zwischen der AfD und den „Altparteien“. Foto: Horst Rudel

Gehören die Landtagskandidaten der Rechtsaußen-Partei aufs Podium oder nicht? Die Frage, die den SWR schwer in die Bredouille gebracht hat, wird bei Veranstaltungen im Landkreis Göppingen eindeutig beantwortet. Sind die „Altparteien“ mal wieder schuld?

Göppingen - Wenn sich am Freitagabend die Göppinger Landtagskandidaten im E-Werk zur zentralen Podiumsdiskussion einfinden, dann ist kein Vertreter der Alternative für Deutschland (AfD) unter den Diskutanten. Ihr Landtagskandidat Heinrich Fiechtner bittet stattdessen wenige Meter entfernt im Klosterneuburgsaal der Stadthalle zur Wahlkundgebung. Natürlich wäre er ins E-Werk gekommen, sagt Fiechtner. Doch er sei nicht eingeladen worden. Für ihn sei das kein Wunder: „Das ist das übliche Vorgehen des Altparteienkartells, das sich scheut, in die Auseinandersetzung zu gehen“.

Die Begrenzung ist nicht neu

Allerdings haben die „Altparteien“ mit dem Verzicht auf die AfD wohl wenig zu tun. Die Neue Württembergische Zeitung als Veranstalter entschied, dass nur die im Landtag vertretenen Parteien auf dem Podium sitzen dürfen. Sie befindet sich im Landkreis in guter Gesellschaft. Auch beim World Café von Kreisjugendring und Kreisseniorenrat am kommenden Mittwoch in Süßen sind CDU, Grüne, SPD und FDP unter sich. Nicht anders war es auf den Podien der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), des Kreisfrauenrats, verschiedener Göppinger Schulen und der Geislinger Zeitung (GZ). Die Begrenzung auf die Landtagsparteien sei gute Tradition, erklärt der Geschäftsführer der GZ, Wolfgang Braig. Da lasse man sich nicht unter Druck setzen. „Die AfD passt nicht zu unserer Satzung“, sagt Tobias Klöpfer, Vize-Geschäftsführer des Kreisjugendrings.

Als der SWR ankündigte, die AfD wegen ihrer guten Umfragewerte zur Diskussionssendung vor der Wahl zulassen zu wollen, hatten der Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und sein Finanzminister Nils Schmid (SPD) zunächst mit Boykott gedroht. Auf Kreisebene gab es so etwas nicht. „Der Veranstalter entscheidet“, sagt die Geislinger CDU-Abgeordnete Nicole Razavi. Manche Aussagen der AfD erinnerten sie zwar an die Zeit vor 1945. Sie scheue aber keineswegs eine öffentliche Auseinandersetzung. Ähnlich sieht es ihr SPD-Rivale Sascha Binder. „Ich habe den Boykott immer für einen Fehler gehalten.“

Auch andere dürfen nicht aufs Podium

Der SWR habe rumgeeiert. „Das habe ich falsch gefunden“, sagt der Göppinger CDU-Kandidat Simon Weißenfels. Die örtlichen Veranstalter hätten hingegen von Anfang an eine konsequente Linie verfolgt. Das sei in Ordnung, auch wenn so die Gelegenheit fehle, in der direkten Auseinandersetzung die AfD-Vertreter zu entlarven. Natürlich hätten sie mit der AfD diskutiert, sagen auch Alexander Maier und Eckhart Kurz von den Grünen. Der Göppinger SPD-Abgeordnete Peter Hofelich räumt allerdings ein: Gefehlt hätten ihm die Rechtspopulisten bei den bisherigen Veranstaltungen nicht. „Eigentlich haben sie niemandem gefehlt.“ Auch aus dem Publikum habe sich niemand beschwert.

Übrigens ist die AfD nicht die einzige Partei, die außen vor bleibt. Um die Diskussionen nicht ausufern zu lassen, müssen auch alle anderen kleinen Gruppierungen von der AfD-Abspaltung Alfa bis zu den Piraten zuschauen. Sogar die Linke, die bei Bundestagswahlen selbstverständlich mitdiskutiert, ereilte dieses Schicksal. Und was macht der immer laute Linken-Kandidat Christian Stähle im Anbetracht dieser Ungerechtigkeit? Er demonstriert – allerdings nicht vor dem E-Werk, sondern vor der Stadthalle gegen die AfD. Beginn ist 18 Uhr.