Der künftige österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen mit seiner Ehefrau Doris Schmidauer bei der Ankunft in der Wiener Hofburg. Foto: dpa

Bereits im Mai stand der ehemalige Grünen-Chef einmal als Sieger da. Doch das Wahlergebnis wurde annulliert. Diesmal fällt sein Erfolg wesentlich deutlicher aus. Konkurrent Hofer von der rechtspopulistischen FPÖ gesteht seine Niederlage ein.

Wien - Die rechtspopulistische FPÖ wird nicht den neuen Bundespräsidenten in Österreich stellen. Ihr Kandidat Norbert Hofer unterlag am Sonntag dem ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, wie aus dem vorläufigen Endergebnis der Wahl hervorgeht. Hofer gestand seine Niederlage ein und gratulierte seinem 72 Jahre alten Rivalen zum Wahlsieg.

Die Bundespräsidentenwahl war auch im Rest Europas mit Spannung verfolgt worden. Ein Sieg Hofers hätte nach Ansicht von Beobachtern auch anderen rechtspopulistischen Parteien, etwa in den Niederlanden und in Frankreich, Auftrieb verschaffen können.

Mit entsprechender Erleichterung wurde das Wahlergebnis denn auch bei den etablierten Parteien aufgenommen. „Ganz Europa fällt Stein vom Herzen“, schrieb etwa SPD-Chef Sigmar Gabriel auf Twitter. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz sah in Van der Bellens Sieg „eine schwere Niederlage für Nationalismus, Rückwärtsgewandtheit und antieuropäischen Populismus“. Die Chefin der französischen Front National, Marine Le Pen, erklärte hingegen, die FPÖ habe sich tapfer geschlagen.

Dem vorläufigen Endergebnis zufolge lag Van Der Bellen mit 51,68 Prozent vor Hofer mit 48,32 Prozent. Darin nicht eingerechnet sind die Briefwahlstimmen, die erst am Montag ausgezählt werden und die bereits in der ersten Stichwahl mehrheitlich an den ehemaligen Grünen-Chef gegangen waren. Die Meinungsforscher vom Sora-Institut rechneten danach mit einem weit deutlicheren Ergebnis von 53,3 Prozent zu 46,7 Prozent für Van der Bellen.

Hofer gestand die Niederlage ein. „Ihr habt mich so großartig unterstützt und ich bin unendlich traurig, dass es nicht geklappt hat. Ich hätte gerne auf unser Österreich aufgepasst“, schrieb er auf seiner Facebook-Seite und rief alle Österreicher zum Zusammenhalt auf. Später sagte er in einem Interview, der Wähler habe immer recht und er füge sich dessen Entscheidung. Van der Bellen erklärte, sein Sieg mache deutlich, dass auch mit proeuropäischen Positionen Wahlen zu gewinnen seien.

Van der Bellen hatte bereits im Mai gewonnen

Der österreichische Bundeskanzler Christian Kern von der SPÖ würdigte den Wahlsieger. „Ich bin überzeugt, dass wir mit Van der Bellen einen Präsidenten bekommen, der Österreich in hervorragender Art und Weise im In- und Ausland vertreten wird“, sagte er.

Van der Bellen hatte bereits die erste Stichwahl um das Präsidentenamt im Mai gewonnen - allerdings denkbar knapp. Hofer hatte damals am Wahlabend noch geführt, doch Van der Bellen überholte ihn mit der Auszählung der Briefwahlstimmen am Tag darauf. Letztlich lag er nur rund 30 000 Stimmen vorn. Das Ergebnis wurde dann aber nach Beschwerden der FPÖ wegen Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung der Briefwahlstimmen vom Verfassungsgerichtshof für ungültig erklärt. Hinweise, dass diese Unregelmäßigkeiten auch tatsächlich zu Wahlbetrug geführt hätten, fand das Gericht aber nicht.

Nach der Annullierung der Wahl wurde ein neuer Termin für die Stichwahl im Oktober bekanntgegeben. Doch dieser wurde dann wegen fehlerhafter Klebestreifen bei den Umschlägen für die Briefwahl auf den 4. Dezember verschoben. Mit der Wahl am Sonntag endet damit auch der längste Wahlkampf in der Geschichte der österreichischen Demokratie.