Ein Gelegenheits-Waffenhändler aus Serbien hat vor dem Landgericht ein Geständnis abgelegt. Foto: dpa

Ein Mann aus Serbien hat vor Gericht gestanden, einem Stuttgarter Waffennarren scharfe Pistolen beschafft zu haben.

Stuttgart - Seine Frau ist aus dem serbischen Nis angereist, den einjährigen Sohn hat sie nicht mitgebracht. Es fließen Tränen, beim Angeklagten ebenso wie bei der jungen Frau. Offensichtlich sitzt da kein hartgesottener Waffenhändler auf der Anklagebank vor der 5. Strafkammer des Landgerichts. Eher ein Gelegenheitswaffendealer, der seine Verfehlung wohl teuer bezahlen muss.

Der Serbe, der in seiner Heimat als Betriebswirt arbeitet, hatte Anfang 2013 Kontakt zu einem Anwalt bekommen, der ihm helfen sollte, die Wohnung seines Onkels in Esslingen zu verkaufen. Just dieser Jurist stellte sich als Waffensammler, oder besser als Waffennarr heraus. „Er hat mit seinem Waffenschein geprahlt“, sagt Verteidiger Robert Sikic. Das habe ihm sein Mandant berichtet. Und der Anwalt habe gefragt, ob der heute 41-Jährige ihm nicht Schusswaffen aus Serbien beschaffen könne. Der bis dahin unbescholtene Mann ging darauf ein. Im März 2013 verkaufte er dem Stuttgarter bei einem Treffen in einer Esslinger Kneipe zwei Schreckschusspistolen, die zu scharfen Waffen umgebaut worden waren. Kostenpunkt: 900 Euro. „Das entspricht zwei Monatsgehältern meines Mandanten“, sagt Verteidiger Sikic. Geringer Aufwand, großer Gewinn: „Da war er sozusagen angefixt“, so der Verteidiger weiter.

Der Käufer will noch mehr Waffen

Der Käufer aus Stuttgart wollte mehr – für seine Sammlung und zum Verkauf an einen Bekannten aus dem Kreis Esslingen, der die Schießprügel seinerseits verkaufen wollte. Der Betriebswirt aus Nis konnte und wollte liefern. Ende März tauchte der Angeklagte mit einem Karton bei seinem Abnehmer auf. Darin fand die Polizei später mehr als 20 scharfe Pistolen und Revolver sowie diverse Schalldämpfer, Pistolenläufe und Munition. Der Angeklagte sagt, er habe lediglich acht Pistolen geliefert. Alles andere stamme nicht von ihm.

Inzwischen war die Polizei auf die Waffengeschäfte aufmerksam geworden. Über eine Vertrauensperson wurde ein Waffenkauf fingiert. 10 000 Euro sollten bezahlt werden für elf Pistolen, sieben Schalldämpfer, für eine Maschinenpistole und knapp 500 Schuss Munition.

Das Geschäft ging über die Bühne, der Jurist überwies dem Angeklagten 4700 Euro, die Polizei ließ die Männer hochgehen. Dem Serben wurden die Fahnder allerdings nicht habhaft. Fortan wurde der 41-Jährige per internationalem Haftbefehl gesucht. Das scheint die serbischen Behörden nicht sonderlich interessiert zu haben. Denn der Mann lebte und arbeitete unter seinem Klarnamen in seiner Heimat – unbehelligt. Erst war er für den Vertrieb einer Mineralwasserfirma zuständig, 2015 wechselte er zu einem Unternehmen, das Batterien und Kartoffelchips in Serbien vertreibt. Er heiratete, seine Frau gebar ihm im August vergangenen Jahres einen Sohn. Zur Hochzeit bekam das Paar von den Eltern eine Eigentumswohnung geschenkt. Die Idylle war perfekt – bis der Mann auf Geschäftsreise nach Bulgarien fuhr. In der Nähe der Grenze wurde er am 21. Juni dieses Jahres festgenommen und später nach Stuttgart ausgeliefert.

Auf Geschäftsreise festgenommen

In der U-Haft hat er mit Depressionen zu kämpfen. Sein Geständnis wird ihm die 5. Strafkammer strafmindernd anrechnen. Woher er die Waffen hatte, will der Angeklagte allerdings nicht sagen. Der Prozess wird am 13. Dezember fortgesetzt. Das Urteil soll noch vor Weihnachten verkündet werden.