Britta Cartarius (IG Metall) und Stephan Oehler (Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung) erwarten im Waldheim die Fragen und Beiträge der Gewerkschaftler. Foto: Linsenmann

Planer Stephan Oehler hat den Gewerkschaftssenioren der IG Metall städtebauliche Vorhaben in Stuttgart-Zuffenhausen vorgestellt.

Zuffenhausen - Die Senioren der IG Metall zeigen sich bei ihren Veranstaltungen im Waldheim in aller Regel als ein diskussionsfreudiger Kreis. So hätte es direkt am Tag nach der Bundestagswahl wohl viele gereizt, „politisch zu werden“. Da an diesem Nachmittag aber „Urbanität im Stuttgarter Norden“ als Thema auf dem Programm stand, beließ es Harald Kalmbach, der Vorsitzende des Seniorenausschusses der IG Metall Stuttgart, bei der Begrüßung bei dieser Bemerkung: „Wir werden vermutlich bald sehen, dass wir uns wieder einbringen müssen.“

Lust auf Einmischung hatten die Gewerkschaftler aber auch so. Etwa, wenn sie „mehr sozialen Wohnungsbau“ forderten oder „dass nicht auch noch die Schwieberdinger Straße an Porsche verkauft wird“. Vor allem aber lauschten sie aufmerksam dem Vortrag des Zuffenhäusers Stephan Oehler, der beim Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung die Abteilung Verkehrsplanung und Stadterneuerung leitet, mithin also „zwei Hüte“ aufhat, wie er eingangs sagte. Das „Spannende und Besondere von Zuffenhausen“ sei in der doppelten Perspektive die „Mischung aus Gewerbe und Wohnen, Verkehrsflächen sowie Wald und Feldern“.

Thema Wohnen steht im Vordergrund

In Sachen Stadtgestaltung stand das Wohnen ganz im Vordergrund, als Oehler kursorisch Projekte vorstellte, die „perspektivisch kommen, in Planung oder schon sehr weit sind“. Oder bereits fertig wie an der Straße Roter Stich, wo fast alle 580 Einheiten belegt sind. Dass „der Druck auf dem Wohnungsmarkt“ städtebauliche Auswirkungen hat, die sich in „Verdichtung und Arrondierungen“ zeigen, gilt etwa für die Keltersiedlung oder das Projekt Spielberger/Ludwigsburger Straße, wo auf dem stillgelegten Gärtnereigelände 80 Wohnungen entstehen. Und mit dem Projekt Zuffenhäuser Gärten verschwindet, vom Kopfgebäude abgesehen, für 260 Wohnungen die einstige „Kommunisten-Burg“. Dass „das Wohnen immer mitgedacht ist, dass Mischnutzungen angestrebt werden“, dafür stehe im Ortskern auch schon das Ärzte- und Geschäftshaus an der Stelle der Alten Kelter mit den 26 Wohnungen im oberen Bereich.

Als Großprojekt im gewerblichen Bereich führte Oehler den „Fritz Campus“ an, wo in vier Bürogebäuden Platz geschaffen wird für bis zu 2500 Arbeitsplätze. Deutlich machte er, dass die Bioabfallvergärungsanlage im Hummelgraben aus „gesetzlicher Notwendigkeit“ gebaut werde. Wobei er eine Neuigkeit verkündete: „Bei der Energieerzeugung sind wir wegen einer Kooperation mit Porsche im Gespräch.“

Klassische Win-win-Situation

Der Autobauer sei auch sonst „ein großes Thema“: mit seinem Plan, am hiesigen Stammwerk „Porsche elektrisch“ zu bauen, „mit über tausend neuen Arbeitsplätzen und Investitionen von rund 700 Millionen Euro“, wie Oehler anmerkte. Schon jetzt tue sich auf dem um über die Hälfte vergrößerten Gelände einiges. Städtebaulich relevant sei auch der Parkhaus-Bau, der den Parkplatz ersetze. Sowieso sei die Klärung des „verkehrlichen Wirrwarrs“ eine größere Aufgabe. Etwa mit dem Bau einer Busspur auf der überbreiten Schwieberdinger Straße samt dem zu verbreiternden Geh- und Fahrradweg. Im Übrigen verbleibe „bis auf weiteres“ die übers Werksgelände führende Verbindung von Otto-Dürr- und Nordsee-Straße. Durch den Beitrag von Porsche zur Lösung der Verkehrsproblematik entstehe eine „klassische Win-win-Situation“.

Einem Großprojekt in Sachen Verkehr galt dann das Schlusskapitel des Vortrages: der Zubringerschlaufe Friedrichswahl. An deren Abriss ließ Oehler keinen Zweifel: „Die Planung des Projektes ist im Haushalt mit Millionen hinterlegt.“ Nicht zuletzt gehe es um die Varianten-Entscheidung bei der Neuordnung: „Kommen die Stadtbahn oder der Autoverkehr nach unten?“ Angesichts dieser Aussichten war dieser zusammenfassende Satz von Oehler fast schon eine Untertreibung: „In Zuffenhausen tut sich in den nächsten Jahren einiges.“