Aus der Jurazeit gibt es viele gut erhaltene Fossilien – auch von Ichthyosauriern. Foto:  

Der Zoologe Georges de Cuvier bezeichnete die Filder anno 1788 als „zweiten Stock Württembergs“. Er schrieb, dass die Filderebene ein „Pfarrdorf“ sei, die Menschen wohlhabend und gefällig, ihre Häuser allerdings „überaus unreinlich“. Ein Exkurs in die Vergangenheit.

Filder - Wo heute das Hohenheimer Schloss steht, war die Erde vor rund 180 Millionen Jahren mit Wasser bedeckt. Die Erdschichten waren damals noch so hoch, dass die Ichthyosaurier über der Kuppel des Schlosses schwammen. „In der Geologie ist ein radikales Umdenken nötig“, sagte Matthias Geyer, Geologe und Professor an der Universität Freiburg. „Man darf nicht in den Kontinenten, Bergen und Grenzen von heute denken.“ Geyer hielt in der vergangenen Woche an der Universität Hohenheim einen Vortrag mit dem Titel „Saurier schwimmen über die Filderebene – Hohenheim vor 180 Millionen Jahren“. Es war die zweite von sechs Veranstaltungen des Studium Generale, das sich mit der Vergangenheit und der Zukunft der Filderebene beschäftigt. Mehr als 100 Gäste waren gekommen, um etwas über das Leben der Saurier zu erfahren.

Tote Fische wurden nicht mehr gefressen

Nach Geschichten über die Reptilien suchte man im Vortrag von Matthias Geyer jedoch vergeblich. Dafür konnten die Zuhörer lernen, warum es aus der Jurazeit viele gut erhaltene Fossilien gibt. „Leben kann es am Meeresboden nur bei ausreichender Durchlüftung geben“, erklärte der Geologe. Die gab es aber in Südwestdeutschland nicht, das damals im sogenannten Schelfmeer lag. 200 bis 250 Meter tief war das Wasser, in dem es mit der Zeit keine ausreichende Wasserzirkulation mehr gab. Tote Fische und Meeressaurier wurden so nicht mehr von den am Grund lebenden Tieren gefressen, sondern blieben relativ unversehrt am Boden. „Deshalb treffen wir aus der Jurazeit Fossilien in dieser großen Zahl an“, sagte Geyer.

Vaihinger Pflastersteine bestehen aus alten Ablagerungen

Ein großer Teil des Vortrags beschäftigte sich mit der Bodenbeschaffenheit der Filderebene. Diese liegt zwischen sogenannten begrenzenden Störungen, dem Schurwald und dem Schönbuch. Sie liegt etwa 100 Meter tiefer als diese Grenzen. Im Boden gab es bereits in der Zeit der Saurier verschiedene Ablagerungen; der Untergrund des Hohenheimer Schlosses besteht bis heute größtenteils aus Sandstein. Aus diesen Ablagerungen sind auch historische Pflastersteine entstanden, wie man sie heute zum Beispiel in Vaihingen findet. „Dort stehen auch die Steinbrecher-Figuren als Denkmal für die schwere Arbeit in den Steinbrüchen“, sagte der Referent.

Immer wieder wagte Geyer einen Exkurs und stellte Wissenschaftler vor, die sich über die Filderebene geäußert hatten. Der Zoologe Georges de Cuvier bezeichnete diese 1788 als „zweiten Stock Württembergs“. Er schrieb, dass die Filderebene ein „Pfarrdorf“ sei, die Menschen wohlhabend und gefällig, ihre Häuser allerdings „überaus unreinlich“.

Meteor brachte nicht alle Saurier um

Mit Cuvier ging Matthias Geyer in die Fragerunde über, bei der die Zuschauer deutlich machten, dass ihnen das Thema Saurier etwas zu kurz kam. So wollte ein Mann wissen, was mit den schwimmenden Sauriern bei dem Meteoriteneinschlag passierte, der angeblich für das Aussterben dieser Tiere verantwortlich war. Geyer erklärte, dass es nicht allein der Meteor war, der die Zeit der Saurier beendete. Auch Vulkanausbrüche hätten eine Rolle gespielt. „Das Leben ging auch weiter, es ist nicht vollständig ausgelöscht worden“, sagte er. Um den Meteoriteneinschlag soll es im nächsten Vortrag des Studium Generale gehen.