Reiner Hellwig ist Kaufmännischer Leiter der Deutschen Bibelgesellschaft. Foto: mos

Reiner Hellwig hat beim Treff „Elfer-Raus“ in Botnang über „Luthers Meisterwerk – die Bibelübersetzung“ gesprochen.

Botnang - Er war ein Vorläufer der modernen Kommunikationswissenschaft. Wusste doch der Reformator Martin Luther, dass Kommunikation das ist, was ankommt. Er schrieb anno 1530, dass man dem Volk auf das Maul schauen müsse. „. . . so verstehen sie es den und mercken, das man Deutsch mit jn redet“, führte Luther in einem Sendbrief zum Dolmetschen aus. Diesen stellte Reiner Hellwig, Kaufmännischer und Verlegerischer Leiter der Deutschen Bibelgesellschaft, an den Anfang seines Vortrags „Luthers Meisterwerk – die Bibelübersetzung“ beim Treff „Elfer-Raus“ in Botnang. Diese Veranstaltungsreihe findet im Gemeindezentrum der evangelischen Nikodemuskirche, Fleckenwaldweg, jeweils am 11. eines jeden Monats von 19.11 Uhr an zu unterschiedlichsten Themen statt– stets beginnend mit einem gemeinsamen Imbiss.

„Die Gemeindemitglieder interessierten sich für die Bibel im 500. Jahr der Reformation“, sagt Marianne Baisch, eine der Pfarrerinnen und Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde in Botnang. Rund 30 Besucher kamen, um zu erfahren, wie das Profil der Lutherbibel gestärkt wurde. Nachdem 1545 die „Ausgabe letzter Hand“ erschienen sei, durchlief das Werk in den Nachdrucken Verbesserungen und sprachliche Anpassungen. „1812 wurde die Württembergische Bibelgesellschaft gegründet sowie weitere Bibelgesellschaften“, so Hellwig. „Ab 1850 begannen die ‚kirchenamtlichen Revisionen’ der Bibelgesellschaften und Landeskirchen.“ 1892 kam ein einheitlicher Text für ganz Deutschland, 1975 eine Modernisierung. „Das sogenannte Eimer-Testament entstand“, sagte er und schmunzelte. So wurde in Matthäus 5,15 statt „Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter einen Scheffel“ das Licht unter einen Eimer gestellt, in späteren Ausgaben unter ein Gefäß, seit 2017 wieder unter einen Scheffel. „Wir sind näher am Luthertext dran, der war schon sehr präzise“, so Hellwig. Zum Teil wurden die Apokryphen neu aus dem Griechischen übersetzt. Dort seien, so Hellwig, 80 Prozent des Wortbestandes verändert worden, im Alten und Neuen Testament waren es fünf Prozent. „Insgesamt 15 000 Verse wurden umgeschrieben. Wesentlich war nicht, wie man heute spricht, sondern ob man die Sprache heute noch versteht. So wurde aus ‚Wehmutter’ eine ‚Hebamme’. Aber Prämissen waren die Treue zum ursprachlichen Text und die Sprachkraft Luthers zu erhalten.“

Prominente haben Sonderausgaben gestaltet

Die Lutherbibel 2017 bearbeiteten rund 70 Frauen und Männer, Wissenschaftler, Theologen und andere Experten. Seit das Buch am 19. Oktober 2016 herauskam, seien 400 000 Exemplare verkauft worden, so Hellwig. „Und 140 000-mal wurde die kostenlose App heruntergeladen.“ Aufgrund der neuen Medien und dem veränderten Leseverhalten junger Menschen müsse man in Sachen Marketing neue Wege gehen. So bat die Deutsche Bibelgesellschaft Prominente wie Scorpions-Sänger Klaus Meine, Fußballtrainer Jürgen Klopp oder den Jazz-Pianisten Wolfgang Dauner und seine Frau, Kalligrafie-Künstlerin und Kostümbildnerin Randi Bubat, die Schuber von Sonderausgaben zu gestalten – auf Basis eines für sie wichtigen Psalms. „Derzeit entsteht eine Basis-Bibel für alle und ein Hörbuch! Der Schauspieler Rufus Beck liest die komplette Lutherbibel ein.“ Das Werk sei eben mehr als die Bibel, es sei ein Stück Weltliteratur, deren Worte die Sprache prägten. Viele Sprichwörter stammten von dort, wie „Perle vor die Säue werfen“, „Ein Herz und eine Seele“ oder „Wer anderen eine Grube prägt“. „Da müssen wir zeitgemäß dran bleiben, um diese Wortgewalt zu erhalten“, so Hellwig. „Unsere Kinder sollen nicht mal sagen, dass mit der Grube hat mein Opa immer gesagt.“