Für reiselustige Familien können Tropenkrankheiten ein großes Problem darstellen. Foto: dpa

Mit einem Kind ändert sich alles. Auch das Reisen. Und erst recht die Befürchtungen, sobald Eltern bei ihrer Reise gar Klima- und Zeitzonen überwinden. Tatsächlich braucht es vor Fernreisen mit Kleinkindern eine gute gesundheitliche Vorbereitung.

Mit einem Kind ändert sich alles. Auch das Reisen. Und erst recht die Befürchtungen, sobald Eltern bei ihrer Reise gar Klima- und Zeitzonen überwinden. Tatsächlich braucht es vor Fernreisen mit Kleinkindern eine gute gesundheitliche Vorbereitung.

Berlin/Hamburg/Würzburg - Der Reiseführer verspricht das Paradies auf Erden: feine Sandstrände, tiefblaues Meer, Kokospalmen. Was allerdings nicht darin steht: Welchen Lichtschutzfaktor braucht ein Kleinkind, wenn es am Strand spielt? Kann es sich an den Muscheln verschlucken? Und führt am Strand eine große Straße vorbei, die spielende Kinder gefährden könnte?

Wer mit Kind in tropische Länder reist, fühlt sich wie ein Anfänger. Koffer zu, und los geht’s – das funktioniert mit Baby im Gepäck nicht mehr. Denn neben einem großen Vorrat an Windeln und Babynahrung braucht es in jedem Fall und in jedem Alter eine gute Gesundheitsvorsorge.

Unmöglich sind Fernreisen mit Kindern nicht, sagt Sebastian Dieckmann, Leiter der tropenmedizinischen Ambulanz des Instituts für Tropenmedizin an der Berliner Charité. „Eigentlich ist fast alles machbar. Aber man sollte sich vor einer Fernreise ausführlich beraten lassen.“ Manche Impfungen sind nämlich erst ab einem bestimmten Alter möglich.

Wichtig ist: „Für normalen Ferntourismus gilt es, den Erlebnishunger der Eltern dem Wohl des Kindes unterzuordnen“, sagt etwa Christa Kitz, Kinder- und Tropenärztin an der Missionsärztlichen Klinik in Würzburg.

Ein Arzt sollte stets in erreichbarer Nähe sein

So gibt es durchaus Reiseländer, die bei der Urlaubsplanung mit Kleinkindern erst einmal ausgespart werden sollten: So empfiehlt das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNI), mit Kindern unter fünf Jahren möglichst keine Kurzreisen nach Asien, Mittelamerika oder Äquatorialafrika zu unternehmen. Kinder sind empfindlicher gegen Sonne, Hitze und Kälte und könnten bei Durchfällen leichter austrocknen, warnen die Mediziner. Außerdem seien sie aufgrund von dort typisch auftretenden Krankheiten unnötig gefährdet.

Doch daran denken Eltern kaum, wenn ein attraktives Last-Minute-Angebot lockt. Gerade Tropenkrankheiten wie Malaria können bei Kleinkindern aber besonders schwer verlaufen. Daher rät der Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amts davon ab, mit Kindern, die jünger sind als fünf Jahre, in Malariahochrisikogebiete zu reisen – beispielsweise in das tropische Afrika.

Zwar können schon Babys Medikamente wie die Malaria-Chemoprophylaxe bekommen. Doch gewähren auch sie keinen hundertprozentigen Schutz. Außerdem gibt es manche Mittel nur in Form von Tabletten, die Kinder schwer schlucken können. Und es kommen noch mögliche Nebenwirkungen hinzu. Für Eltern ist es zudem oft schwer zu erkennen, ob ihr Kind einen harmlosen Infekt oder Malaria hat. Fieber ist zwar ebenfalls das Leitsymptom, bei jungen Patienten geht es aber oft mit Durchfall und Erbrechen einher. Babys erkranken manchmal sogar, ohne Fieber zu bekommen.

Helmut Jäger vom BNI empfiehlt Eltern daher, sich bei der Suche nach einem geeigneten Reiseziel auch nach dem Gesundheitswesen zu erkundigen. In Thailand etwa sei die medizinische Versorgung relativ gut. „In anderen Ländern wie Tansania ist sie dagegen miserabel.“

Zwar erstreckt sich das Verbreitungsgebiet der Malaria-Mücke in den tropischen Gebieten rund um die Erde, doch nicht in allen Gegenden ist das Ansteckungsrisiko gleich hoch. Pauschale Aussagen über das Reiserisiko in tropischen Ländern sind daher nicht seriös: „Reisemedizinische Empfehlungen müssen immer individuell sein“, betont der Tropenmediziner Dieckmann. Es kommt nämlich nicht nur auf die exakte Reiseroute an, sondern auch auf die Jahreszeit und die Art der Reise: Bei einem Aufenthalt im Fünf-Sterne-Hotel gibt es meist weniger zu beachten als bei einer Trekking-Tour.

Unter Ärzten sind Reiseschutzimpfungen umstritten

Doch nicht nur Malaria stellt ein Problem für reiselustige Familien dar: Auch andere Krankheiten wie etwa Dengue, Gelbfieber, Cholera und Hepatitis können auftreten. In der Regel sind auch die hygienischen Verhältnisse schlechter als in Europa.

Das ist gerade für Kinder unter drei Jahren ein Problem. Sie krabbeln herum, fassen alles an und stecken es auch in den Mund. So handeln sie sich schnell Durchfallerreger ein. Und Durchfall – die häufigste Infektionskrankheit bei Reisen in tropische Länder – kann bei kleinen Kindern innerhalb von Stunden zu einem bedrohlichen Flüssigkeits- und Mineralsalzverlust führen.

Impfungen können vor manchen Krankheiten schützen – und sind sogar in manchen Regionen, je nach Art und Dauer der Reise, vorgeschrieben. So wird die Hepatitis-A-Impfung beispielsweise für alle Länder mit niedrigem Hygienestandard und auch schon für südeuropäische Länder empfohlen.

Wie wichtig es ist, auch kleinere Kinder zu impfen, ist aber umstritten. Helmut Jäger etwa sagt dazu: „Bei Kindern unter zehn Jahren hat die Impfung keinen großen Sinn, weil sie meistens keine Symptome entwickeln.“ Dagegen sagt Dieckmann: „Es ist zwar richtig, dass Kinder die Krankheit in der Regel gut wegstecken. Andere bekommen sie aber eben doch. Der Impfstoff für Kinder ist sehr gut.“ Außerdem können infizierte Kinder Erwachsene anstecken, die dann schwer krank werden.

Christa Kitz rät, spätestens sechs Wochen vor dem Abflug mit den reisemedizinischen Vorbereitungen zu beginnen. „Zwei Wochen vor der Reise sollte man mit allen Impfungen fertig sein, um keine unnötigen Nebenwirkungen mit in den Urlaub zu nehmen.“

Ganz ohne Risiko geht es aber nie. So heißt es beim BNI: „Jedes Jahr kommen weltweit schätzungsweise 150 Menschen durch herabfallende Kokosnüsse ums Leben.“