Foto: Kraufmann

Die Bahn AG will die Panne beim Gleisumbau für Stuttgart 21 bis Anfang 2011 ausbügeln.

Stuttgart - Der ausgedünnte Takt auf der S-Bahn-Linie 5 und die Umleitung der Zwischentaktzüge der S1 in den Hauptbahnhof bleiben täglich mehreren hunderttausend Fahrgästen im Stuttgarter Verkehrsverbund noch bis mindestens Anfang 2011 erhalten. Und es wird noch schlimmer.

Im Herbst werden die Verspätungen, von denen auch der Nah- und Fernverkehr betroffen ist, noch zunehmen. Seit dem 15. September gelten, wie jedes Jahr, für die S-Bahn-Züge der Baureihe ET 423 reduzierte Höchstgeschwindigkeiten. Das Eisenbahn-Bundesamt (Eba), das für die Sicherheit verantwortlich, hat maximal 125 statt 140 Kilometer pro Stunde verfügt. "Es muss von einem weiteren Pünktlichkeitsverlust gegenüber den Werten der vergangenen Monate ausgegangen werden", teilte die Bahn am Mittwoch dem Verband Region Stuttgart lapidar mit.

Frühestens 2011 kann die Bahn AG ihren bei Gleisbauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 am 19. Juni selbst verursachten Engpass auf der Tunnelrampe im Gleisfeld des Hauptbahnhofs weiten. Damals war ein Signal entfernt worden, das enge Zugabstände möglich machte. Seitdem können nur noch 20 statt 24 Züge pro Stunde in die Röhre unter dem Hauptbahnhof einfahren.

Christian Becker, Vertriebsleiter der DB Netz, und Hans-Albrecht Krause, Sprecher der S-Bahn, entschuldigten sich am Mittwoch vor dem Verkehrsausschuss des Regionalverbandes nochmals für den Fehler. Beide ringen mit dem Eba um eine schnelle Genehmigung für den Einbau einer neuen Geschwindigkeitsüberwachung auf den Gleisen. Damit sollen die S-Bahnen kontrolliert mit maximal 30 Kilometer auch dann in den S-Bahnhof aufrücken können, wenn dieser belegt ist. Von den Grünen geforderte Änderungen am Notfahrplan, die die Nutzer der S5 begünstigen könnten, lehnte Krause ab. Das System sei ausgereizt, der Ersatzfahrplan funktioniere "exzellent". Auch der Umbau werde nicht mehr als 24 Züge pro Stunde ermöglichen, sagte Becker.

Mit der weiteren Wartezeit zeigten sich alle Fraktionen im Regionalverband unzufrieden. Sie forderten, dass der Verband mit der Bahn über eine freiwillige Aufstockung ihrer Strafzahlungen (für Verspätungen) verhandelt. Die gewährten Freifahrten für Familienangehörige von Zeitkartennutzern seien für die Pendler kein Trost.