Hannah Lange ist kurz nach dem Abitur zu einem Freiwilligen-Jahr nach Setrawa in Indien aufgebrochen. Foto: Jan Reich

Nach dem Abitur in Stuttgart hat sich die 18-jährige Hannah Lange auf nach Indien gemacht. Dort arbeitet sie in Setrawa an einem Projekt der indischen Organisation Sambhali Trust mit, das Mädchen und Frauen in ihrem Selbstwertgefühl stärken will. In loser Folge berichten wir über Hannahs Erfahrungen. Teil1: die Ankunft.

Setrawa/Indien - Nach dem Abitur in Stuttgart hat sich die 18-jährige Hannah Lange auf nach Indien gemacht. Dort arbeitet sie in Setrawa an einem Projekt der indischen Organisation Sambhali Trust mit, das Mädchen und Frauen in ihrem Selbstwertgefühl stärken will. In loser Folge berichten wir über Hannahs Erfahrungen. Teil1: die Ankunft.

Auf dem ersten Foto, das Hannah aus Indien schickt, sehen sie und ihre sieben Mitstreiterinnen schon fast wie Inderinnen aus. „Wir haben uns gleich nach unserer Ankunft in Jodhpur Kurtis, also lange indische Blusen, und außerdem weite Hosen und Schals gekauft und den Verkäufer in mit unseren Wünschen ganz schön ins Schwitzen gebracht“, berichtet Hannah vom Einkauf in Jodhpur. Durch ihre landestypische Kleidung wollen die jungen Frauen, die als Freiwillige an einem Frauenprojekt in Indien mitarbeiten, zeigen, dass sie die indischen Traditionen respektieren.

Ans Stehklo gewöhnt man sich

Für Hannah ist Jodhpur aber nicht wie für einige andere aus der Gruppe Endstation. Für sie und die gleichaltrige Linda geht es per Pkw zwei Tage nach der Ankunft in Jodhpur 100 Kilometer weiter nach Setrawa, einem Dorf mitten im Niemandsland im sehr konservativen Bundesstaat Rajasthan. „Ich war ganz schön aufgeregt: Wie ist die Gastfamilie? Werde ich es dort ein Jahr aushalten“, mailt Hannah – und ist froh, dass Linda, eine andere Freiwillige, zur gleichen Familie wie sie kommt. In Setrawa erlebt sie das erste „Kulturschöckchen“: Sie steht vor der Toilette – und ist ratlos: ein Stehklo. „Man muss sehr auf seine Kleider aufpassen und gut zielen. Toilettenpapier gibt es nicht, aber Wasser“, schreibt Hannah und beschwichtigt: „Man gewöhnt sich dran. Aber ich brauche dreimal so lang wie sonst auf der Toilette.“ Geduscht wird ebenfalls mit einem Eimer Wasser. Hannah: „Einer muss reichen. Ich will gar nicht daran denken, wie viel Wasser ich zu Hause verbrauche.“ Wettgemacht wird der Minischock durch die herzliche Aufnahme in der Gastfamilie: Dazu gehören Gastmutter Meera – sie ist Lehrerin im Empowerment Center, in dem Frauenzentrum, in dem Hannah mitarbeiten wird –, ihr Sohn und die Schwiegereltern.

Unterricht auf unterschiedlichem Niveau

Einen ersten Eindruck von der Arbeit im Frauenzentrum hat Hannah bereits. Sie musste Englischunterricht geben. Ihr Kommentar. „Nicht so ganz einfach, weil die 30 Mädchen, alle zwischen 6 und 12 Jahre, ein sehr unterschiedliches Niveau haben. Außerdem war die Klasse sehr unruhig, weil mit dem Unterricht nur die Zeit überbrückt wird, bis der Schulbus kommt.“ Alle in den Griff zu bekommen klappte dann durch das laute Buchstabieren von englischen Vokabeln. Auch im Dorf hat sie schon mit angepackt: Mit den Mädchen und Frauen hat Hannah Müll weggeräumt, der die Wasserzuleitung zu den Gebäuden verstopfte. „Das war schlimm. Tiere sind drin rum gekrabbelt, und es hat abscheulich gestunken.“

Das Fazit der 18-Jährigen nach knapp einem Monat: Mit der neuen Situation sei sie „erst mal“ ziemlich überfordert. Setrawa sei so ganz anders als Stuttgart – einsamer, indisch und vor allem fremd. Ihre vorerst letzte Nachricht klingt aber durchaus positiv: „Ich schaue gerade vom Dach des Hauses meiner Gastfamilie den Sonnenuntergang an und habe Glücksgefühle.“

Neugierig, wie es Hannah geht? Im Blog schreibt sie Tagebuch unter www.hannah-in-setrawa.auslandsblog.de