Eine Fusion mit der Commerzbank soll der Deutschen Bank aus der Notlage helfen, doch Zweifel sind angebracht Foto: dpa

Die Deutsche Bank hat für Deutschland inzwischen als Risikofaktor eine größere Bedeutung denn als Dienstleister. Das Institut muss dem Steuerzahler allmählich Sorgen bereiten.

Stuttgart -

Die Deutsche Bank war einst ein Institut mit dem Anspruch, in der Weltliga ganz vorne mitzuspielen. Sie begleitete die Konzerne bei Übernahmen in aller Welt, spielte an den weltweiten Wertpapier-, Geld- und Devisenmärkten mit und machte damit für ihre Kunden wie auf eigene Rechnung lukrative Geschäfte. Doch nach mehreren Wechseln der Chefs und der Strategien ist von diesem Anspruch nicht mehr viel übrig geblieben.

Gebeutelt von der Finanzkrise, zu der sie durch unsaubere Geschäfte selbst beigetragen hat, von horrenden Strafen für unsaubere Geschäfte und von den anhaltenden Niedrigzinsen in aller Welt, ist das Institut heute nur noch ein Schatten seiner selbst. Hinzu kommt eine lange Tradition von Kurswechseln. Mal wurde der Privatkunde hofiert, mal in die Bank 24 weggesperrt, dann kaufte man die Postbank, die man nun aber doch wieder losschlagen will. Ähnliche Volten erlebten jahrelang Mittelständler und Selbstständige, die sich wohl auch deshalb bei den regional ausgerichteten Sparkassen und Volksbanken besser aufgehoben fühlen.

Häme für das strauchelnde Institut ist fehl am Platz

Doch Häme ist fehl am Platz, denn die Idee, dass eine international orientierte Wirtschaft wie die deutsche im eigenen Land eine Bank von Weltrang braucht, ist ebenso richtig wie überholt. Heute ist Europas größte Volkswirtschaft in der Weltliga der Banken nicht mehr vertreten – die fünf größten Investmentbanken der Welt sitzen allesamt in den USA. Nicht einmal bei der Übernahme des amerikanischen Saatgut-Konzerns Monsanto wird die Deutsche Bank noch gebraucht. Von zentraler Bedeutung für Deutschland ist sie derzeit weniger wegen ihres Leistungsangebots, sondern vor allem wegen der Risiken, die sie mit sich bringt. Der Risikopuffer ist zu einer Tischdecke abgemagert, die kaum in der Lage ist, größere Rückschläge aufzunehmen. Doch was geschieht, falls es tatsächlich so weit kommen sollte, dass die Bank an ihre Grenzen kommt?

Immer lauter wird über eine mögliche Fusion mit der Commerzbank nachgedacht, die ebenfalls schwer angeschlagen ist. So gesehen wäre dies in der Tat eine Fusion unter Gleichen. Doch zwei unklare Geschäftsmodelle ergeben zusammen noch kein klares. Am ehesten könnte ein Vorteil darin bestehen, aufgrund einer stärkeren Machtposition die Preise zu erhöhen: eine Sanierung zulasten der Kunden. Doch auch bei der Alternative, einer Rettung durch den Staat, wären die Kunden mit an Bord – dann eben in ihrer Rolle als Steuerzahler.

Die bemerkenswerte Rolle der US-Justiz

Bemerkenswert ist freilich die Rolle, die das US-Justizministerium bei der jüngsten Eskalation der Lage spielt. Mit seiner öffentlich erhobenen Forderung, umgerechnet 12,5 Milliarden Euro für unzulässige Geschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007 zu bezahlen, bringt das Ministerium die Bank in eine noch schwierigere Lage. Schließlich begrenzt es durch die öffentliche Forderung bewusst seinen Spielraum bei den anstehenden Vergleichsverhandlungen. Möglicherweise ist dieses Vorgehen auch eine Retourkutsche für die Absicht der EU, vom US-Konzern Apple 13 Milliarden Euro Steuern nachzufordern, die die USA über kurz oder lang in den eigenen Kassen sähen. Da kämen 12,5 Milliarden Euro von der Deutschen Bank gerade recht.

Doch ob die USA tatsächlich so weit gehen, das größte deutsche Institut ins Wanken zu bringen und die Stabilität des von ihnen dominierten Weltfinanzsystems in die Hände des deutschen Steuerzahlers zu legen? Das ist durchaus fraglich. Die Schwäche der Deutschen Bank könnte somit zugleich ihre Rettung sein. Acht Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise steht die Gesundung des Bankensektors noch ganz am Anfang – auch und gerade in Deutschland.

klaus.koester@stuttgarter-nachrichten.de