Die Mitte von Baden-Württemberg ist auf Böblinger Gemarkung zu finden, mitten im Hörnleswald. Foto: factum/Weise

Auch wenn Tübingen schon seit ein paar Jahrzehnten den Mittelpunkt Baden-Württembergs für sich in Anspruch nimmt: Die Mitte des Landes wurde im Landkreis Böblingen verortet – nach den Extremwerten. Der Ort ist jetzt zum Ausflugsziel herausgeputzt worden.

Böblingen - Der Landrat Roland Bernhard hatte es im Gefühl und Böblingens Oberbürgermeister Wolfgang Lützner auch. Beide gaben ihren Mitarbeitern den Auftrag zu untersuchen, ob sich die Mitte Baden-Württembergs nicht doch ganz in der Nähe befindet. Peter Scholl, der Leiter vom Amt für Vermessung und Flurneuordnung im Landratsamt, hat den Auftrag dann zur vollsten Zufriedenheit seines Chefs ausgeführt – durch die Extremwerte des Landes berechnet. Wenn man also vom östlichsten, westlichsten, nördlichsten und südlichsten Punkt einen Faden spannt, dann kommen die Fäden auf Böblinger Gemarkung zusammen. Das hat mit dem Mittelpunkt des Landes, den Tübingen bei sich verortet nichts zu tun.

Ein Stubensandstein aus Waldenbuch ziert die neue Mitte

Diese Erkenntnis ist nun rund eineinhalb Jahre her. Nun wurde die Mitte offiziell eingeweiht: Ein Stein ziert die Stelle, es gibt ein Gästebuch und fünf Kunstwerke zum Thema Mitte im Hörnleswald bei Böblingen. Die Stele, die die tatsächliche Mitte von Baden-Württemberg ziert, stammt von Steinbildhauer Wolf-Stefan Reiser aus Bad Teinach. Bewusst schlicht sind darauf die geografischen Koordinaten in den Waldenbucher Stubensandstein gemeißelt. „Wir wollten einen Ort schaffen, der die Menschen zum Vorbeikommen einlädt“, so Landrat Roland Bernhard. „Die Mitte darf man durchaus in doppeldeutiger Hinsicht verstehen; an einem so schönen Ort kann man nicht nur zur geografischen Mitte Baden-Württembergs, sondern auch zur eigenen Mitte gelangen.“

In der Mitte zur Mitte finden

Im Rahmen eines Bildhauersymposiums auf der Sculptoura im Jahr 2016 war es Aufgabenstellung gewesen, Kunstwerke zum Thema Mitte zu gestalten. Fünf der damals entstandenen Werke reihen sich nun entlang des Wegs zum eigentlichen Mittelpunkt auf. „Dass sich die Mitte von Baden-Württemberg in Böblingens Stadtwald befindet, hatten wir irgendwie schon immer im Gefühl. Wir sind schließlich der ‚Raum für Taten und Talente‘, in dem das wirtschaftliche Herz des Landes schlägt“, meinte der Böblinger Oberbürgermeister Wolfgang Lützner. „Zum Verweilen haben Landkreis und Stadt Böblingen sowohl die Stelle selbst als auch den Weg dorthin landschaftlich ansprechend und buchstäblich kunstvoll gestaltet. Hinzu kommt die beispielhafte Tatkraft der Ortsgruppe Böblingen des Schwäbischen Albvereins.“

Denn damit der Spaziergänger nicht nur schweigend steht und staunt, hat der Schwäbische Albverein, Ortsgruppe Böblingen, (SAV), zwei Bänke gespendet. So lässt es sich gemütlich sitzen und in Gedanken zur Mitte versinken. Ein im Metallkasten wetterfest untergebrachtes Büchlein lädt dazu ein, diese auch schriftlich festzuhalten. Landrat und Oberbürgermeister machten den Anfang und trugen sich als erste offizielle Besucher gleich ins Buch ein.