Hermann Münzenmaier (67) kontrolliert in Gärtringen vor allem die Park-and-Ride-Anlage beim S-Bahnhof. Foto: factum/Bach

In Gärtringen ist der ehemalige Vollzugdienstmitarbeiter Hermann Münzenmaier (67) von der Gemeinde reaktiviert worden, um Parkverstöße auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten der Gemeindeverwaltung zu ahnden. In Deckenpfronn bekommt im Februar erstmals einen Mitarbeiter im Vollzugsdienst.

Kreis Böblingen - In Deckenpfronn wird es von Februar an eine einschneidende Neuerung geben. Diese, davon ist der Ordnungsamtschef Benjamin Wick überzeugt, wird gleichermaßen für Freude und Ärger in der Kommune sorgen: für Freude bei Bürgern, denen vor allem Parkverstöße im Ort schon länger ein Dorn im Auge sind; für Ärger bei Autofahrern, die künftig zur Kasse gebeten werden sollen, wenn sie nicht regelkonform parken.

Nach längerer Suche ist es der Gemeinde gelungen, eine zunächst auf zwei Jahre befristete Stelle im Vollzugsdienst zu besetzen. Der Genehmigung der neuen Stelle durch den Gemeinderat waren zahlreiche Beschwerden von Bürgern vorausgegangen, die sich über das zunehmende Falschparken in Deckenpfronn ärgerten. Vor allem vor dem Pflegeheim Nikolausstift, im Umfeld der Bank und vor dem Rathaus, aber auch an anderen Stellen im Ort, nahmen viele Verkehrsteilnehmer bislang die dort ausgewiesenen Park- und Halteverbotszonen offensichtlich nicht sonderlich ernst.

Noch einige Schulungen zu absolvieren

Das soll sich durch den neuen Mitarbeiter, der laut Wick vor seinem Einsatz noch einige Schulungen absolvieren muss, künftig ändern. „Uns geht es nicht ums Verdienen“, betont Benjamin Wick. Vielmehr gehe es um die Sicherheit. Denn gerade die Halteverbotsbereiche im Ort habe man schließlich nicht ohne Grund ausgewiesen. Möglicherweise werde es in den nächsten Wochen und Monaten von „einigen Bürgern aus der Kommune einen riesigen Aufschrei geben“, wenn sie in der Folge von Verstößen zur Kasse gebeten würden, sagt Wick. Dies müsse man aber gegebenenfalls hinnehmen. Aus dem Rathaus heraus habe man viele der Verstöße, die seither von Bürgern gemeldet worden waren, jedenfalls meist mangels Personal nicht ahnden können, erklärt Wick.

Ein Vorbild für Deckenpfronn dürfte nicht zuletzt die Gemeinde Gärtringen gewesen sein. Dort setzt man schon seit Jahren auf die Überwachung des ruhenden Verkehrs, seit Mitte des vergangenen Jahres sogar mit Unterstützung einer zusätzlichen Person, die – entgegen der früheren Praxis – vor allem abseits der üblichen Rathausöffnungszeiten ein Auge auf den ruhenden Verkehr hat. War bis zum Frühjahr des vergangenen Jahres vor allem der Gärtringer Amtsbote als Mitarbeiter des Vollzugsdienstes fast ausschließlich auch für die Ahndung von Parkverstößen zuständig, so hat er nun einen tatkräftigen Kollegen. Bei der Besetzung der zusätzlichen Stelle hat sich Gärtringen allerdings leicht getan. Mit dem Ruheständler Hermann Münzenmaier wurde schließlich im vergangenen Jahr ein erfahrener Mann reaktiviert, der bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2013 schon seit 2000 bereits im Vollzugsdienst der Gemeinde tätig war und der die Aufgaben bestens kennt. Gerne habe er die Aufgabe übernommen, als die Gemeinde bei ihm anfragte, sagt der 67-Jährige.

Nicht nur positive Reaktionen

Dass sein Tun nicht nur positive Reaktionen hervorruft, war Münzenmaier von Anfang an klar. Und auch wenn es – einst wie heute – auch negative Erfahrungen mit einigen Leute gebe, mache er die Arbeit gerne. Er werde respektiert. Viele im Ort hätten sich sogar gefreut, dass er wieder im Vollzugsdienst tätig sei und nach dem Rechten sehe. Wichtig ist Münzenmaier dabei eins: Fairness. Sein Prinzip sei die absolute Gleichbehandlung. „Wenn ich im Dienst bin, kenne ich weder das Auto meiner Frau, noch Autos von Freunden“, sagt er. Jeder müsse bei einem Verstoß mit einer Verwarnung rechnen. Was für die Gemeinde wichtig sei: „Kontrollen auch durchzuführen.“ Denn würde das Einhalten der Regeln nicht kontrolliert, halte schnell der Schlendrian Einzug. „Dann kann man sich auch das Geld für Parkverbots- oder Parkzonenschilder sparen.“ Nicht selten seien es die selben Personen, die sich nicht an die Regeln hielten, beispielsweise auf dem Park-and-Ride-Parkplatz am Bahnhof ihr Fahrzeug ohne Parkschein abstellten.

Münzenmaier bricht vor allem an Wochenenden oder in den Abendstunden zu seinen Kontrollgängen auf. Verstöße werden per Bild festgehalten und mittels einer Handy-App ans Ordnungsamt weitergeleitet. Die Autofahrer selbst werden mit einer grünen Karte darüber informiert, dass sie falsch geparkt, die zulässige Parkzeit überschritten oder einen anderen Regelverstoß begangen haben und in Kürze mit Post aus dem Rathaus rechnen müssen.