Beach-Ass mit Spaß am Teamvolleyball in der Halle: Tim Holler gehört wieder zum Zweitliga-Aufgebot des SV Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Barfußsportler mit Lust auf die Halle: Der aufstrebende Strandblocker Tim Holler, in der vergangenen Runde als Ergänzungsspieler meist ohne Platz im 14-köpfigen Aufgebot des SV Fellbach, gehört in der nächsten Saison „richtig“ zum Zweitliga-Team.

Fellbach - Das eine Detail haben ja vielleicht nicht alle mitbekommen: Der SV Fellbach hat auf den Aufstieg verzichtet. Bei jenen, die ihr Geschäftsfeld darin sehen, Volleyballer auf dem internationalen Markt zu empfehlen, ist der Zweitliga-Meister jedenfalls gewaltig im Kurs gestiegen. „Die externen Anfragen haben sich vervielfacht“, sagt der Fellbacher Teammanager Stephan Strohbücker. Ein brasilianischer Blocker war da gerade zum Beispiel im Angebot. „Er hat aber die Vorstellung, dass er Geld verdient“, sagt der Vordenker im Hintergrund der Volleyballer. Mit dieser Vorstellung kann man in Fellbach im Moment nicht an- und unterkommen. Bis dahin haben die Spieler ausnahmslos viel eingebracht und sich über das Training hinaus für ihre Sache eingesetzt – ohne an eine Gegenleistung zu denken. Das mag sich sukzessive ändern. Der Meister will sich entwickeln, die Rahmenbedingungen verbessern und im Idealfall nach zwei weiteren Lehrjahren in der Tat unter Profis in der ersten Bundesliga aufschlagen. Bis auf Weiteres allerdings ist für brasilianische Blocker, die mit Volleyball ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen, kein Platz.

Passend dazu hat Stephan Strohbücker jetzt keine externe, sondern eine interne Personalie – erfolgreich – bearbeitet. Tim Holler wird dem Zweitliga-Kader angehören. „Er ist dabei“, sagt der Teammanager: „Richtig dabei.“ Anders als zuletzt. In der vergangenen Saison war der große Blonde, 2,03 Meter lang, der 15. Mann im Aufgebot des SV Fellbach. Vermutlich war der Beachvolleyballer der Extraklasse der beste 15. Mann aller Zeiten unter den Hallendächern der zweiten Liga; aber er war eben doch der 15. Mann. 14 Akteure dürfen an den Spieltagen höchstens pro Team mitmischen. Tim Holler hatte oft keine Pflichten im Sand – und musste doch in Jeans und T-Shirt zuschauen. „Das war ein bisschen ungünstig. Jetzt haben wir eine bessere Lösung gefunden“, sagt Stephan Strohbücker.

Tim Holler tourt um die Welt

Der 24-Jährige ist zuerst zwar immer noch ein Barfußsportler mit Reiseplänen, die über Dachau oder Delitzsch hinausgehen. Diese Woche hat er sich mit seinem Mainzer Strandpartner Jonas Schröder beim Grand-Slam-Turnier des Weltverbandes FIVB im polnischen Olsztyn versucht. Die im Juni wiedervereinten Sandmänner – in den ersten Monaten des Jahres war Jonas Schröder des Studiums wegen in Südafrika – unterlagen dort jedoch am Mittwoch in der ersten Qualifikationsrunde dem österreichischen Doppel Peter Eglseer und Daniel Müllner mit 21:19, 18:21 und 9:15. Auch nach den deutschen Titelkämpfen in Timmendorfer Strand (10. bis 13. September), dem nationalen Höhepunkt der Beachvolleyballer, hat Tim Holler mit Jonas Schröder noch ein paar Ziele vor sich. Fernziele: Mexiko oder Katar. Wenn der begabte Blocker aller dings im Land ist, dann will er nicht nur sein Studium (Wirtschaftsingenieurwesen) an der Hochschule Esslingen vorantreiben, dann will er gern ohne Unterlass den SV Fellbach in der Halle unterstützen. Tim Holler wird wegen seiner Beach-Übungseinheiten am Olympiastützpunkt in Bad Cannstatt ge wiss nicht viermal wöchentlich unter der Anleitung des neuen Fellbacher Trainers Markus Weiß Bälle bearbeiten, son dern vielleicht zweimal. An den Wochenenden möchte er aber dabei sein: als einer von 13 oder 14. Der SVF, das ist anders als in der vergangenen Zweitliga-Runde, hat nach aktuellem Stand der Dinge – mit Tim Holler – überhaupt nur 14 Akteure im Aufgebot. Darunter ist ein Rekonvaleszent: Tim Kreuzer kann wegen seiner schweren Schulterverletzung bis Januar oder Februar bloß als Assistenztrainer mitmischen (wir haben berichtet).

Tim Holler, Beach-Ass mit Spaß am Teamvolleyball in der Halle, wird wohl schon zum Saisonstart am 26. September daheim gegen den SV Schwaig zum Kader zählen. Gegebenenfalls könnte bis dahin ja auch noch ein Mitspieler hinzukommen. Der Profi aus Brasilien ist dabei aber aus den bekannten Gründen kein Kandidat.