Lagzdins opfert für die Meisterschaft gern seine Haarpracht Foto: Bloch

Die Volleyballer des SV Fellbach feiern ausgiebig die Meisterschaft in der zweiten Bundesliga. Sie verzichten aber auf den Aufstieg - und ein Spieler verzichtet auf sein Haar.

Fellbach - In der einen Hand ein Strauß Blumen, in der anderen eine Flasche Wein, das schwarze Polo-Shirt klebte auf der Haut, und in den Haaren perlte der Rest der Bierdusche – Trainer Diego Ronconi stand mit beiden Beinen mitten im roten Konfetti und den abgeschnittenen blonden Haaren seines Topspielers Valters Lagzdins und musste erst einmal kräftig durchatmen. „Wow“, sagte der 50-jährige Profi-Trainer. „Ich kann es immer noch nicht fassen.“

Durch den 3:0-Sieg (25:18, 37:35, 25:22) über den Tabellenzehnten TSV Grafing ist der SV Fellbach vorzeitig Meister der zweiten Volleyball-Bundesliga (Gruppe Süd) geworden. Ronconi freute sich über die tolle Saisonbilanz. „Wir sind bis ins Viertelfinale des DVV-Pokals vorgestoßen, sind zu Hause ungeschlagen, haben dabei nur vier Sätze abgegeben und Valters ist mit neun Nominierungen als wertvollster Spieler der Topspieler der Liga.“

Das Ergebnis: ein Irokesenschnitt

Der einstige Kapitän des Erstligisten TV Bühl wechselte vor der Saison aus beruflichen Gründen nach Fellbach und und stellte unbedacht den Fall seiner Haarpracht in Aussicht, sollte sein neuer Club die Meisterschaft erreichen. Perfekt getaktet durch Manager Stephan Ströhbücker und sein Team, griffen direkt nach dem Matchball die Zahnräder für eine rauschende Meisterschaftsfeier ineinander. Ein Frisör stand parat, der Hauptangreifer bekam einen Latz um den Hals und so fielen mitten auf dem Spielfeld unter tobendem Geschrei seiner Mitspieler die blonden Locken. Das Ergebnis: ein Irokesenschnitt.

„Zum Glück war mein Chef da und weiß, was ihn am Montag erwartet“, erklärte der Diagonalangreifer, während im Hintergrund sein Trainer mit einer Bierdusche überrascht wurde. Ausgelassen zog die Mannschaft ins Foyer der Gäuäckerhalle weiter, um sich dort mit den Fans in einem improvisierten Fotostudio ablichten zu lassen. „Einmal pro Saison darf man mit Bier duschen“, sagte der Trainer und lachte. „Der Titel, das ist schon ne schöne Sache.“

Finanzielle Herausforderungen der Beletage zu hoch

Die Freude über die Meisterschaft ist gewaltig, nur nach ganz oben, in die erste Bundesliga, das will beim SVF zunächst niemand. Zu groß sind die organisatorischen und vor allem die finanziellen Herausforderungen der Beletage. Das war allen Beteiligten schon vor dem Saisonstart klar. So wird sich im Übrigen wahrscheinlich auch kein Nachrücker für Fellbach finden – die Probleme sind überall dieselben.

„Wir wollen keine Fahrstuhlmannschaft sein“, erklärte Ronconi und verwies auf das Vorbild SVG Lüneburg, die behutsam gewachsen und dieses Jahr als Erstliga-Aufsteiger sogar bis ins Pokalfinale vorgestoßen sind. „Die erste Liga ist schon im Plan für uns, nur noch nicht jetzt. Denn wenn wir aufsteigen, wollen wir auch oben bleiben.“

1998 waren die Roten noch Deutscher Vizemeister, dann ging das Geld aus und der Weg bis hinab in die Regionalliga. 2012 gelang die Rückkehr in die zweite Liga. Langsames Wachstum ist angesagt, das spürt man auch im Umfeld. Die Ballkinder für die Zweitliga-Auftritte spielen in der eigenen U 12 und U 13, in einer der Trainingsgruppen von Trainer Ronconi. „Da sind einige Talente bereits im Landeskader und ich bin mir sicher, von denen stehen in zehn Jahren ein paar hier auf dem Bundesligaparkett.“