Siegerfaust: MTV Allianz-Trainer Guillermo Naranjo Hernández. Foto: Pressefoto Baumann

Der Pott ist zum Greifen nahe: An diesem Sonntag treffen die Stuttgarter Volleyballerinnen im Pokalfinale in Halle/Westfalen auf die Ladies in Black Aachen – und sie sind klar favorisiert. Weil sie eine starkes Saison spielen. Und weil sie einen Trainer haben, der tolle Arbeit abliefert.

Stuttgart - „Das beste Team, das Stuttgart je hatte“, sagt Spielführerin Kim Renkema über ihre Mannschaft. Vielleicht sogar mit dem besten Trainer, den die Mannschaft je hatte? „Keine Ahnung“, sagt Guillermo Naranjo Hernández vor dem Pokalfinale von Allianz MTV Stuttgart an diesem Sonntag gegen die Ladies in Black Aachen (15.15 Uhr/Sport 1), „so etwas können, wenn überhaupt, nur die Spielerinnen beurteilen.“

Hernández bleibt bescheiden, was kein Wunder ist: Wie verlieren geht, hat er in der vergangenen Saison lernen müssen, als seine Mannschaft auf Platz neun abschloss, dem bislang schlechtesten Ergebnis seit dem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2008. Doch in dieser Saison ist alles anders. Das Personal wurde ausgetauscht, und der 37-jährige Spanier hat aus zwölf Spielerinnen, die sich zuvor kaum kannten, eine erfolgreiche Mannschaft zusammengeschweißt.

An diesem Sonntag ist in Halle/Westfalen vor mehr als 10 000 Zuschauern nach dem Titel von 2011 der zweite Pokalsieg möglich – und anschließend startet sein Team von Platz zwei der Bundesliga-Tabelle aus in die Play-offs. Noch nie war eine Stuttgart Erstligamannschaft seit dem Aufstieg im Jahr 2008 so erfolgreich unterwegs – auch ein Verdienst von Trainer Guillermo Naranjo Hernández.

Seine Vergangenheit: Hernández hat selbst sechs Jahre als Volleyball-Profi gespielt, mit CV Arona Sur 2001 die spanische Meisterschaft gefeiert und dann eine Ausbildung zum Diplom-Trainer gemacht. „Er findet sehr gut die Balance zwischen Anspannung und Regeneration. Wenn wir müde sind, merkt er das sofort, weil er eben seine eigenen Erfahrungen als Spieler hat“, betont Spielführerin Kim Renkema.

Seine Arbeitsweise: Egal, wen man fragt, den Spanier sehen alle als Arbeitstier. „Sein erster Gedanke, wenn er aufwacht, ist Volleyball“, sagt Manager Bernhard Lobmüller, „er arbeitet unermüdlich. Mit der Mannschaft, aber auch an sich selbst. Er will immer besser werden.“ Sein abwechslungsreiches Training kommt bei den Spielerinnen an. „Wir arbeiten sehr viel in unterschiedlichen Gruppen“, sagt Renkema über den Coach mit Köpfchen, „dabei können wir uns individuell entwickeln. Und das schlägt sich dann in der Qualität nieder.“ Und dabei kommt der Spaß nicht zu kurz, wie Mittelblockerin Micheli Tomazela Pissinato erklärt: „Klar ist das Training anstrengend, aber er findet dabei die richtige Mischung“, sagt die erfahrenste Stuttgarter Spielerin, „er hat Menschen zusammengebracht, die genauso hart für den Erfolg arbeiten wie er.“

Sein Co-Trainer: Hernández bezeichnet den griechischen Assistenten Giannis Athanasopoulos als sein Alter Ego, seinen Seelenverwandten: Guillermo und Giannis, das sind die beiden temperamentvollen Südländer. Diese Harmonie spürt auch die Mannschaft. „Beide bringen unheimlich viel Energie mit, und diese springt auf uns über. Im Training und im Spiel“, sagt Kim Renkema. „Guillermo ist dazu fähig, in jedem Training 100 Prozent Einsatzwillen von den Spielerinnen abzurufen“, sagt sein griechischer Co-Trainer Athanasopoulos.

Sein Team hinter dem Team: Von Beginn an dabei ist Andreas Bühler, der unermüdliche Scout und Statistiker. „Ein Goldstück“, sagt Manager Lobmüller. Auch Physiotherapeutin Pia Wilke, Teamarzt Andreas Hoffmann und Athletiktrainer Martin Brenner gehören zum Trainerteam und sind wichtige Bausteine für den Erfolg. Micheli Tomazela Pissinato ist begeistert: „Wir sind ein Team, viel mehr, als in allen Jahren zuvor, in denen ich schon spiele. Jeder einzelne arbeitet für dieselbe Sache, und Guillermo als Chef-Trainer kann die einzelnen Charaktere bestens führen und leiten.“

Sein Personal: Die multi-nationale Truppe mit vier Amerikanerinnen, einer Kroatin, einer Griechin, einer Niederländerin, einer Brasilianerin, einer Ungarin und drei Deutschen hat sich zu einer selbstbewussten Gemeinschaft mit bestem Teamgeist entwickelt. „Die Spielerinnen arbeiten unheimlich professionell im Training und hängen sich dabei jedes Mal voll rein, als ob es um den Matchball im Spiel geht“, sagt Co-Trainer Giannis Athanasopoulos. „Aber was sie auch noch auszeichnet, ist, dass sie fähig sind, sofort zu verstehen und umzusetzen, was Guillermo und ich vor und während dem Spiel an Anweisungen geben. Und das ist etwas ganz Besonderes.“

Sein Aberglaube: Einen Talisman hat Guillermo Naranjo Hernández nicht, aber eine kleine Marotte. „Wenn ich ein Spiel verliere, ziehe ich zum nächsten eine andere Armbanduhr an“, verrät Hernández. Keine Frage: Diese Saison hat er noch nicht oft wechseln müssen.