Das Maskottchen Rudi Rudeltier Foto: Picture Partners

Der Zweitliga-Meister SV Fellbach hat nun ein Maskottchen – und viele Probleme. Das Volleyball-Team um den Trainer Markus Weiß leidet vor dem Heimspiel gegen die TG Rüsselsheim II unter den personellen Einschränkungen.

Fellbach - Der Meister hat jetzt auch ein Maskottchen. Rudi Rudeltier heißt der Zugang im Wolfsgewand, der da künftig mit den Volleyballern des SV Fellbach heulen wird, die ja ausdrücklich als rotes Rudel auftreten. Rudi Rudeltier darf, wie es sich für ein richtiges Maskottchen gehört, auf dem Mannschaftsfoto nicht fehlen. Und er wird sich, schweißgebadet, womöglich einen Wolf laufen neben und hinter dem Spielfeld in der Gäuäckerhalle I, wenn sich die Männer in Rot am Samstagabend, 20 Uhr, in der zweiten Bundesliga gegen den erfahrenen Aufsteiger TG Rüsselsheim II zerreißen wollen. Die Heimpremiere ist auch Rudi Rudeltiers Premiere.

Für gewöhnlich und gern heulen die Volleyballer des SV Fellbach nach gelungenen Hieben. Es ist ein stolzes Heulen, das gewissermaßen die Kunde von der kühnen Tat weitertragen soll. Die Saison ist vor zwölf Tagen allerdings in einer Art und Weise angelaufen, die Rudi Rudeltier aus ganz anderem Grund Anlass zum Heulen gibt. Die Wölfe muteten harmlos an wie Schäflein und ließen sich beim Nachbarn rasch aus dessen Revier verscheuchen. Die (zu) starken Widersacher des TSV G. A. Stuttgart, das nur geschwind zur Erinnerung, waren davor schon so gut wie abgestiegen. Dann waren sie, nach dem Rückzug der Green Energy Volleys in Coburg, wieder da – und jagten beim 3:0-Erfolg zum Zweitliga-Auftakt mal eben den Meister vor sich her.

Klingt seltsam. War es aber nur bedingt. „Du brauchst Jungs, die den Ball nach den Aufschlägen des Gegners ohne Kapriolen zum Zuspieler bringen, die das einfach regeln – fertig“, beschrieb einst Karl-Heinz Striegel, damals Erstliga-Trainer des SV Fellbach, das Basisgeschehen eines Volleyballspiels. Er sprach über Jungs, die Eiswürfel lächeln bei der Ballannahme. Jungs wie in dieser Generation Marvin Klass, in der vergangenen Zweitliga-Saison der Beste der gesamten Liga. Und Yannick Harms, der kongeniale Nebenmann des Kapitäns, kam nicht weit dahinter. Nun fällt Ersterer nach einer Leistenoperation noch bis in den November hinein aus. Und Letzterer, ein Beach-Profi, war in Stuttgart auch nicht zur Stelle, um die Ballannahme zu stabilisieren. Der Rest ist bekannt. Die Ausfälle ließen sich an jenem Auftaktsonntag nicht kompensieren, niemand bekam anhaltend etwas geregelt, der Ball kam oft nicht ohne Kapriolen zum Zuspieler, was – wie danach auch beim Turnier in Straßburg – Patrick Köders Anforderungsprofil veränderte: Der Ballverteiler übte sich vor allem als Sprinter. Die Wölfe hetzten den versprengten Bällen hinterher. „Wir sind dezimiert. Wir müssen mit den Fakten leben“, sagt der Trainer Markus Weiß: „Es ist immer noch so, dass wir jeden Gegner in der zweiten Liga besiegen können. Aber wir müssen dran glauben, und das ist jetzt schwieriger geworden.“

Noch fehlt dem Meister die Meisterform

Der Meister 2015 und 2016 muss sich nun erst einmal wieder herantasten an ein Niveau, das es ihm erlaubt, auch in dieser Saison irgendwann einmal an den Titel zu denken. Auch am Mittwochabend war von diesem Niveau nicht so viel zu sehen. Die Fellbacher überließen in Oeffingen dem Testgegner SSC Karlsruhe die Mehrzahl der Höhepunkte. Die ambitionierten Gäste aus der dritten Liga um den Trainer Diego Ronconi, bis vor eineinhalb Jahren beim SV Fellbach in der Verantwortung, gewannen das Benefizspiel zugunsten der Flüchtlinge in Fellbach mit 3:1. Auch bei dieser Generalprobe vor der Heimouvertüre waren die verbliebenen Männer um den Trainer Markus Weiß noch sehr weit entfernt von einer hochklassigen Vorstellung. Allerdings waren die Rahmenbedingungen keinesfalls besser als in Stuttgart oder in Straßburg – zumal aus gesundheitlichen Gründen auch Valters Lagzdins und Johannes Leipert fehlten. Weil Timo Kochs Körper aufgrund seiner auch schon langwierigen Schulterbeschwerden nach Schonung verlangte, musste der angestammte Passgeber Patrick Köder im vierten Durchgang gar fachfremd als Diagonalangreifer wüten. Koordiniertes Einspielen sieht anders aus. „Wir haben noch einen weiten Weg zu gehen“, sagt Markus Weiß.

Koordiniertes Einspielen sieht anders aus

Doch zumindest Yannick Harms ist zurück, hat zur sportlichen Betätigung wieder Schuhe an den Füßen; der 22-Jährige gab gegen den SSC Karlsruhe seinen Einstand in der Halle. Vielleicht kann er rasch wieder derjenige sein, der wesentliche Angelegenheiten ohne Kapriolen regelt, vielleicht wachsen die unerfahreneren Nebenleute an seiner Seite. Auch in der Hinrunde der vergangenen Saison hatte der SV Fellbach ja erhebliche Personalsorgen. Das Ende ist bekannt. Markus Weiß fand mit dem Team selbst für knifflige Aufgaben fast immer Lösungen. Der Titelverteidiger verlor in der ersten Saisonhälfte trotz aller Probleme nur zwei Spiele, danach noch einmal zwei. Und die insgesamt 20 Siege bedeuteten die neuerliche Zweitliga-Meisterschaft.

Und jetzt hilft ja noch Rudi Rudeltier.