Hitzige Diskussion: Dresdens Trainer Waibl mit Stuttgarts Coach Hernandez Foto: Baumann

Die Stuttgarter Volleyballerinnen fühlten sich von Alexander Waibl beim Finale am Montagabend beleidigt – der Coach des Dresdner SC entschuldigt sich später für seine Entgleisung.

Dresden - Vor der Siegerehrung stellten sich die Stuttgarter Volleyballerinnen zu einem Spalier auf, um den Kontrahentinnen vom Dresdner SC auf ihrem Weg in Richtung Podium zum DM-Titel zu gratulieren. Der Letzte in der Reihe der Gastgeber war Alexander Waibl. Als der DSC-Trainer an Kim Renkema und Lisa Thomsen vorbeikam, verweigerten die beiden Stuttgarter Anführerinnen ihm den Handschlag – und zeigten damit deutlich, wie sauer sie auf ihn waren. Waibl hatte kurz nach dem Matchball für einen Eklat gesorgt.

Dem Coach waren die Nerven durchgegangen. Erst machte er vor den Stuttgarterinnen den Flieger – und dann haben einige der Gästespielerinnen auch noch gesehen, wie Waibl ihnen den erhobenen Mittelfinger entgegenstreckte. Er selbst leugnete diese Beleidigung hinterher gegenüber dieser Zeitung: „Das ist eine glatte Lüge und grob falsch. Ich habe nur den Flieger kopiert, den die Stuttgarterinnen im vierten Spiel in der Porsche-Arena gemacht haben. Das habe ich als unsportliche Geste empfunden.“

„Er hat zu mir gesagt, ich sei ein Looser“

Fakt ist, dass Guillermo Naranjo Hernandez und Alexander Waibl in diesem Leben keine Freunde mehr werden. Die beiden Trainer hatten sich nach dem Spiel und der Entgleisung Waibls einen heftigen Disput geliefert. „Was er in dieser Situation und schon zuvor im Spiel zu mir gesagt hat, waren Äußerungen im strafrechtlich relevanten Bereich“, erregte sich der Dresdner Coach. Hernandez entgegnete: „Er hat zu mir gesagt, ich sei ein Looser. Ich habe ihm nur mit den Worten geantwortet, die er verdient. Gegenüber meinen Spielerinnen eine derartige Reaktion zu zeigen, ist nicht akzeptabel.“

In der Tat fühlten sich die Stuttgarterinnen durch Waibl tief getroffen. Und auch die Verantwortlichen verurteilten die unfaire Aktion des gebürtigen Stuttgarters, der seinen Heimverein als Trainer 2008 in die Bundesliga geführt hatte, ehe er im März 2009 entlassen wurde und anschließend nach Dresden gewechselt war. „Armselig“ sei die Entgleisung Waibls gewesen, befand der neue MTV-Geschäftsführer Aurel Irion: „Ein Sieger sollte sich anders verhalten und nicht ein derartiges Niveau zeigen.“ Noch deutlicher wurde Bernhard Lobmüller. Der Manager, auf dessen Initiative der Verein sich vor sieben Jahren von Waibl getrennt hatte, meinte: „Ich kenne Herrn Waibl. Nicht umsonst haben wir ihn damals entlassen. Hoffentlich wird so eine unfaire Aktion vom Verband entsprechend hart bestraft.“

„Wir akzeptieren diese Entschuldigung“,

Für Alexander Waibl spricht, dass er sich am Ende des Abends kurz vor der Abfahrt des Stuttgarter Mannschaftsbusses bei Trainer-Kollege Hernandez, den Spielerinnen und dem restlichen MTV-Tross entschuldigt hat. Es wäre im Spiel emotional hoch hergegangen, dennoch hätte ihm eine solche Entgleisung nicht unterlaufen dürfen. „Wir akzeptieren diese Entschuldigung“, sagte Hernandez, „wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Saison und weitere sportliche Auseinandersetzungen auf dem Spielfeld.“

Die wird es geben, da waren sich alle Beobachter der Finalserie einig, die als erste der Bundesliga-Geschichte erst im fünften Spiel entschieden wurde. Auch Alexander Waibl rechnet damit, dass ihm Allianz MTV Stuttgart als Hauptkonkurrent erhalten bleibt. „Die Regeneration war in dieser Serie mitentscheidend. Deshalb hat auch unsere gute Vorausplanung, für die Heimreise am Sonntag aus Stuttgart Flüge zu buchen, ohne zu wissen, dass es ein fünftes Spiel geben wird, zu unserem Titel wesentlich beigetragen“, meinte der Coach nach dem DM-Hattrick seiner Mannschaft, „der MTV Stuttgart ist in den vergangenen Jahren immer stärker geworden, ich rechne auch nächste Saison stark mit dieser Mannschaft. Und der Verein hat mit der Organisation des tollen Heimspiels in der Porsche-Arena aufgezeigt, wohin es mit dem Frauen-Volleyball in Deutschland gehen kann.“

Es waren versöhnliche Worte an einem Abend, an dem nicht alle immer nur Werbung für ihren Sport betrieben haben.