Valentino Nadale (im Angriff) setzt sich gegen die jungen Gäste durch. Foto: Patricia Sigerist

Der Tabellenführer SV Fellbach setzt sich in einem über weite Strecken ausgeglichenen Zweitliga-Spiel mit 3:1 gegen die starken Nachwuchskräfte aus Friedrichshafen durch. Die Volleyballer um den Trainer Markus Weiß sind bei ihrem 15. Saisonsieg in den entscheidenden Momenten besser.

Fellbach - Einer war nun gar nicht in guter Verfassung beim SV Fellbach. Markus Weiß, für gewöhnlich mit Leidenschaft an der Seite seiner Mannschaft, konnte den Abend in der Gäuäckerhalle I nur im Energiesparmodus bewältigen. Der Trainer war gesundheitlich angeschlagen, das Tagwerk setzte ihm zu. Seine Mannschaft, das war ja kaum zu vermeiden, strapazierte ihn schon auch an diesem Zweitliga-Spieltag. Nicht aber – ganz im Sinne von Rücksichtnahme und Genesung – bis zum Schluss der Begegnung. Am Ende war der Tabellenführer in einer Verfassung, die es ihm erlaubte, den Trainer zu schonen und den, zugegeben, auch etwas nachlassenden Gegner auf Distanz zu halten. Deshalb blieb die ansprechende Vorstellung der Teenager vom Bodensee am Samstag ohne zählbaren Lohn. Die Volleyballer des Gastgebers beharrten nach einem über weite Strecken ausgeglichenen Spiel vor den 270 Zuschauern auf einem ungefährdeten vierten Satz und dem 3:1-Erfolg (25:18, 25:23, 22:25, 25:18) gegen die VYS Friedrichshafen, behielten so alle drei Punkte in Fellbach.

Am Donnerstag hatte sich Markus Weiß noch abgemeldet. Er blieb krank zu Hause: „Auch, um die Jungs nicht anzustecken.“ Das Training leitete der Kapitän Marvin Klass. Am Samstag allerdings wühlte sich der A-Lizenz-Inhaber aus dem Bett, um seinem Team – morgens in der Probe und abends in der zweiten Liga – beizustehen. Manchmal musste er auch sitzen. Die Hausapotheke half dem 32-Jährigen über den Tag. „Ich will gar nicht wissen, ob ich Fieber habe“, sagte Markus Weiß, ehe er nebst Familie die Heimfahrt antrat – nach dem 15. Saisonsieg in der zweiten Bundesliga.

Der geplagte Trainer musste dabei wieder mal auf den anhaltend geplagten Diagonalangreifer Valters Lagzdins verzichten, den nach einer langwierigen Fußverletzung nun eine Knieblessur zum Zuschauen zwang. Zudem war Jonas Hanenberg am Samstag beruflich gefordert. Die beiden hatten lange vor ihrer Ankunft beim SV Fellbach bei den VYS Friedrichshafen ihre sportliche Lehrzeit erlebt. Ihre Nachfolger konnten in der Gäuäckerhalle I vorführen, was sie schon alles gelernt haben.

Die talentierten Volleyballer, alle 16 bis 19 Jahre jung, trainieren 15 bis 20 Stunden pro Woche. Ziel jedes Einzelnen ist die erste Bundesliga. Am Samstagabend konnten die VYS Friedrichshafen zeigen, dass sie auf dem Weg dahin schon ein ordentliches Stück vorangekommen sind. „Wir haben dem Druck sehr gut standgehalten“, sagte ihr Trainer Adrian Pfleghar. Den Gästen unterliefen nur selten Fehler, die Nachwuchskräfte um den 2,06 Meter großen Zuspieler Mario Schmidgall präsentierten fast schon routiniert einen Auszug ihres umfänglichen Repertoires.

Daher mussten die Volleyballer des SV Fellbach nach drei Sätzen froh darüber sein, dass sie zwei davon für sich entschieden hatten. Sie waren nur in gewissen Momenten besser, im ersten Satz wieder nach einem 16:16-Zwischenstand, im zweiten Abschnitt geschickterweise nach einem 19:22-Rückstand. „Da hat es dann noch gereicht, im dritten Satz hat es dann halt nicht mehr gereicht“, sagte Markus Weiß.

Erst im vierten Durchgang war der SV Fellbach nicht mehr auf gewisse Momente angewiesen. Die Partie war entschieden, lange bevor Yannick Harms den Matchball verwandelt hat. Der 22-Jährige, früher ebenfalls bei den VYS Friedrichshafen, ist danach auch zum wertvollsten Spieler des Abends gekürt worden. Er hat zum wiederholten Mal mit dem gewohnt starken und ähnlich zuverlässigen Nebenmann Marvin Klass den Unterschied ausgemacht. Auch Timo Koch, der Angreifer mit dem schnellen Armzug, präsentierte sich in wirklich guter Verfassung. Ebenso wie Valentino Nadale, der Wirbelwind in der Mitte.

Gar nicht in guter Verfassung allerdings war der Trainer. Markus Weiß musste hinterher rasch z urück ins Bett, das er am Morgen – mit Hilfe der Hausapotheke – wegen seiner Mannschaft verlassen hatte. SV Fellbach: Klass, Harms, Koch, Klaue, Nadale, Howe, Mättig, Köder, Tomic, Sellner, Winter.